Meinen & Sagen

Wigald Boning: „Ich trug einen Stoppt-Strauß-Button“


Sie haben von 2004 bis 2008 auf Sat.1 die Wissensshow „Clever“ moderiert. Waren Sie als Schüler ein Klugscheißer?

Das kann ich nicht von der Hand weisen. Ich war wissbegierig und ­zeigte das auch.

Klingt nach einer astreinen Streberkarriere …

So schlimm war es nicht. Ich ­wollte nie mit guten Noten glänzen. Ich ­dosierte den Lernaufwand so, dass ich mich durch die Schulzeit manövrieren konnte.

Wurden Sie denn wenigstens mal aufmüpfig?

Sagen wir mal: streitbar. Ich war Schülersprecher am Gymnasium Kreyenbrück bei Oldenburg, besser bekannt unter dem Namen „Die Rote Moorschule“. Das lag an der angeblich großen Anzahl an politisch weit links eingestellten Lehrern. Es war 1980 und Bundestagswahljahr. Die Stimmung war politisch aufgeladen. Die Schülersprecher-Stellvertreterin gehörte der Jungen Union an, und in den Pausen wurde darüber diskutiert, ob Schüler einen „Stoppt Strauß“-Sticker tragen dürften oder nicht. Ich war natürlich pro Sticker, ich trug ja selbst einen.

Waren Sie politisch engagiert?

Ich war Mitglied der Jungdemokraten, die Vorläufer der heutigen Jungen Liberalen der FDP – naheliegend, denn mein Vater war Kreisvorsitzender der FDP. Damals war diese Jugendorganisation sehr links. Politische Debatten auf dem Schulhof, wie sie zu meiner Zeit auf der Tagesordnung standen, gibt es heute nicht mehr.

Welche Lehrer haben Sie geprägt?

Vor allem mein Sportlehrer Peter Maurer. Die Hälfte meiner Klasse hat außerhalb des normalen Sportunterrichts am Nachmittag bei ihm Leichtathletik trainiert. Ich bin beim Diskuswerfen hängen geblieben. Bei den Landesmeisterschaften reichte es nur zum letzten Platz. Aus der Traum von der olympischen Medaille. Aber die Liebe zum Sport ist geblieben.

Ebenso wie Ihre Leidenschaft für Musik …

… die im Musikunterricht gesät wurde. Ich war Mitglied der Schulband Die Schnösel. Wir nannten unseren Musikstil Avantgarde, was eine coole Umschreibung für Krachmacherei war. Ich wechselte dann zur Band Kixx. Da ging es professioneller zu. Mit 15 Jahren stand mein Berufswunsch fest: expe­rimenteller Avantgardemusiker.

Und Ihre Eltern waren außer sich vor Freude?

Meine Eltern haben den frei­demokratischen Gedanken ihrer Parteizugehörigkeit auch in der Erziehung ausgelebt und legten mir keine Steine in den Weg. Allerdings versicherte mir mein Vater, dass ich bei meinen musikalischen Experimenten nicht mit seiner finanziellen Unterstützung würde rechnen können. Als sich dann meine Platten schleppend bis gar nicht verkauften, wusste ich, dass ich auf dem Holzweg war. Ich machte nach dem Abitur meinen Zivi, dann landete ich beim Film. „Hard Days, Hard Nights“ hieß der Streifen, in dem ich einen unglücklich verliebten Kochlehrling spielen durfte. Dann kam das Fernsehen. Der Rest ist Geschichte.



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