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Was müssen Schüler bei Zahnspangen beachten?

Brackets oder herausnehmbare Zahnspangen gehören bei Teenagern heute fast zum guten Stil. Was Neuträger beachten sollten und wie sich die gröbsten Fehler vermeiden lassen


Kreuz-, Über- und Vorbiss, Eng- und Weitstand, schiefe, fehlende oder überzählige Zähne: Nur fünf Prozent aller Menschen haben ein Gebiss, an dem es aus kieferorthopädischer Sicht beim besten Willen nichts auszusetzen gibt. Einige der Abweichungen können später zu gesundheitlichen Problemen führen, etwa wenn fehlstehende Zähne schwer mit der Bürste erreichbar sind. Aber in der Mehrzahl der Fälle handelt es sich vor allem um ein ästhetisches Problem. Menschen mit geraden, regelmäßigen Zähnen sind nach unserem heutigen Schönheitsempfinden attraktiver als solche mit Fehlstellungen, auch wenn es immer wieder Ausnahmen gibt, etwa den Schauspieler Jürgen Vogel, der unter anderem durch sein markantes Gebiss auffällt.

Dabei ist das breite Grinsen mit entblößten Zähnen, das heute Werbekampagnen ziert, eine Erfindung der Neuzeit. Von der Antike bis zum Barock war es unziemlich, beim Lächeln die Zähne zu entblößen; ein Selbstbildnis der französischen Malerin Élisabeth Vigée-Lebrun, auf dem sie mit leicht geöffnetem Mund lächelte, erregte bei einer Ausstellung im Louvre 1787 einen handfesten Skandal. Breites Grinsen wurde erst salonfähig, als im Paris des 18. Jahrhunderts die ersten professionellen Zahnbehandlungen üblich und erschwinglich wurden. Heute gilt das sogenannte Duchenne-Lächeln, bei dem man nicht nur die Zähne zeigt, sondern auch die Augenwinkel in Falten wirft, als Inbegriff authentischer Herzlichkeit.

Souveräner lächeln

Kiefer und Zähne lassen sich am besten korrigieren, wenn mit etwa zwölf Jahren die meisten bleibenden Zähne durchgebrochen sind, aber das Kieferwachstum noch nicht abgeschlossen ist. Je nach Fehlstellung kommt dann entweder eine herausnehmbare ­Spange zum Einsatz oder ein festes Modell. Bei Letzterem werden sogenannte ­Brackets auf den Zähnen befestigt und dann mit Bögen verbunden, also mit feinen Drähten, die die Zähne langsam in die gewünschte Richtung bewegen.

„Herausnehmbare Zahnspangen dienen vor allem dazu, das Wachstum der Kiefer zu harmonisieren“, erklärt Christian Sander, Kieferorthopäde in München. „Das häufigste Problem im Alter zwischen acht und zwölf Jahren ist, dass der Unterkiefer nicht weit genug vorgewachsen ist. Dann ist eine herausnehmbare Spange die beste Wahl.“

So pflegt man Zahnspangen richtig

Ob lose oder feste Zahnspange: Beide müssen regelmäßig und sorgfältig gereinigt und gepflegt werden. Doch mit der richtigen Methode ist es ganz einfach

  • Wie pflege ich eine feste Spange?

    1. Vorreinigen

    Zunächst den Mund mit Wasser ausgiebig spülen. Das entfernt schon mal die gröbsten Auflagerungen und Nahrungsreste und vereinfacht die anschließenden Schritte. Dazu nimmt man einen Schluck Wasser in den Mund, drückt ihn ausgiebig durch Zähne und Zwischenräume und spuckt ihn anschließend aus. Man kann auch sehr gut eine Munddusche dafür benutzen, die mit dem zusätzlichen Druck auch gleich Beläge auf den glatten Zahnflächen wegspült.

  • 2. Zähne Bürsten

    Dann kann man alle Zähne wie üblich mit einer weichen Bürste putzen, etwa drei Minuten lang, mit sanftem Druck und ganz wie gewohnt nach der Methode „von rot nach weiß“, also immer vom Zahnfleisch Richtung Zahn.

  • 3. Zwischenräume Putzen

    Um die Beläge zwischen den Zähnen und unter den Bögen zu entfernen, nimmt man am besten eine Zwischenraumbürste und fährt ein paarmal in jeder Lücke hin und her. Mit Zahnseide lassen sich wie gewohnt die Backenzähne ohne Brackets reinigen, aber im Bereich der Spange geht das leider nur per Einfädeln; dort ist die Minibürste praktischer.

  • 4. Professionelle Zahnreinigung

    Bei manchen Menschen bilden sich trotz sorgfältiger Pflege vermehrt Ablagerungen und Zahnstein, besonders an den Rändern der Brackets. In dem Fall lohnt sich eine professionelle Zahnreinigung alle halben Jahre, um Schäden an den Zähnen zu vermeiden.

  • Wie pflege ich eine herausnehmbare Spange?

    1. Auch hier ist es sinnvoll, die Spange
    zunächst mit klarem Wasser per Hand zu spülen.

  • 2. Anschließend kann man die Spange mit einer milden antibakteriellen Zahncreme und einer Zahnbürste reinigen.

  • 3. Helle Beläge sind meistens das Ergebnis von Kalkablagerungen. Diese entfernt man am besten mit Kaffeemaschinenentkalker oder Zitronenkonzentrat aus dem Supermarkt. Essig geht ebenso, hinterlässt aber oft einen unangenehmen Geruch. Ist die Spange hitzebeständig (Kieferorthopäden fragen), kann man sie auch in der Spülmaschine reinigen.

 

Die feste Spange hingegen hilft, die Zähne richtig zueinander zu stellen. „Die Behandlung beginnt dann meist, wenn die zweiten großen Backenzähne vorhanden sind“, sagt Sander. In der Regel dauert die Behandlung etwa eineinhalb Jahre, sowohl bei festen als auch losen Spangen.

Dass dann statt Zahnfehlstellungen ­vorübergehend eine Spange zum Blickfang wird, ist für die meisten Schüler heute nicht mehr schlimm. Wer das aber partout vermeiden will, kann ­gegen Aufpreis glasähnliche Brackets wählen, sodass nur die Drähte optisch auffallen. Praktisch unsichtbar, aber deutlich teurer ist die Möglichkeit, die feste Spange mithilfe der sogenannten Lingualtechnik auf der Innenseite der Zähne zu montieren.

Langsam gewöhnen

Anfangs ist das Tragen einer Spange gewöhnungsbedürftig. „Wir setzen feste Spangen vormittags ein“, sagt Kieferorthopäde Sander. „Das dauert zwei bis drei Stunden und gibt den Patienten die Möglichkeit, bei eventuellen Pro­blemen nachmittags noch einmal in die Praxis zu kommen.“ Das komme allerdings nur selten vor. Wenn alles passt, werden die Bögen etwa alle vier ­Wochen ausgetauscht oder neu ­justiert, um die Zug- und Druckkräfte anzupassen. „Anfangs sind das sehr weiche Bögen, etwa von der Stärke eines Fliegenbeins, mit nur 30 bis 50 Gramm Kraftentwicklung“, so Sander.

Zumindest zu Beginn sollte man auf weiche Kost achten, auf Dauer auch harte Bissen wie Brotkanten meiden. Klebrige, zähe oder faserige Kost ist ebenfalls ungeeignet, nicht nur, weil auch hier beim Kauen Kräfte entstehen, die die Bögen aus den Brackets drücken können, sondern auch, weil sich die Reinigung umso aufwen­diger gestaltet. „Im Grunde ist das ­Zähneputzen mit fester Spange nicht schwieriger, es dauert nur länger“, sagt Sander. Lose Spangen hingegen kann man herausnehmen, ganz einfach mit Wasser säubern und anschließend Kalkablagerungen entfernen, die durch den Speichel entstanden sind. „Außerdem geben wir den Patienten kleine Zitronenfläschchen mit, die sie aber auch in jedem Supermarkt bekommen. Damit lassen sich die Kalkablagerungen prima entfernen. Die Zitronensäure muss allerdings nach der Reinigung der Spange wieder gut mit Wasser abgespült werden, damit die Säure nicht an die Zähne kommt.“

Pflegen! Aber wie?

Beim Zähneputzen mit fester Spange sollte man sich zweimal täglich mindestens drei Minuten Zeit nehmen“, empfiehlt Jens-Martin Quasdorff, ­Geschäftsführer des Zahnpflege-Herstellers Dr. ­Liebe. „Abends darf es ­etwas intensiver sein, da hat man meist mehr Zeit.“ Er empfiehlt, zunächst gründlich mit Wasser zu spülen. „Das entfernt den meisten Schmutz und macht die anschließende Reinigung mit der Bürste wesentlich effektiver.“ Nach der normalen Zahnbürste sollte man auf ­jeden Fall noch eine Minibürste für die Zahnzwischenräume benutzen. Wichtig ist, nach saurer Nahrung oder Getränken eine halbe Stunde zu warten, bevor man die Zähne putzt. „Viele denken, nach einem Glas Cola putze ich am besten gleich die Zähne“, erklärt Quasdorff. „Das ist aber falsch, denn die Zahnschicht leidet durch die Säure und ist dann empfindlicher gegen mechanischen Abrieb. Wenn Sie 30 Minuten warten, hat der Speichel den Zahn bereits remineralisiert.“

Welche Zahncreme benutzt wird, ist Geschmackssache. Einige haben den Vorteil, sehr schonend zu agieren, erkennbar am sogenannten RDA-Wert, der den Abrieb misst. Bei festen Zahnspangen hat sich das Wirkprinzip von Mikropartikeln bewährt, die durch das Bürsten in schwer zugängliche Winkel und Zwischenräume gelangen und dort in einer rollenden Bewegung schonend, aber effektiv die vorhandenen Beläge entfernen.

Trotz allem kann sich mit Zahnspangen vermehrt Zahnstein bilden, der dann am besten regelmäßig bei einer professionellen Zahnreinigung entfernt wird. Das stellt sicher, dass der Zahnschmelz keinen Schaden nimmt und nach der Entfernung der Zahnspange das darunterliegende Gebiss nicht nur gerade, sondern auch gesund ist.



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