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Warum keine Uniform?

Der Markenwahn in den Klassen nervt Eltern wie Schüler. Höchste Zeit für Schulkleidung, findet Magazin-SCHULE-Leserin Angela Koch


Wenn man Fotos von Schülern im Ausland sieht, fällt einem eines sofort auf: die Schuluniformen. In vielen Ländern außerhalb Europas, in Asien und Australien etwa, aber auch in England und Zypern sind sie selbstverständlich. In Deutschland jedoch bricht sofort eine Protestwelle los, wenn jemand an einer Schule gemeinsame Kleidung einführen möchte. Warum bloß?

Meinem Bekanntenkreis und mir ist das ein Rätsel. Denn sowohl Eltern als auch Schüler sind spätestens ab der siebten Klasse genervt vom Schicker-cooler-teurer-Wahn in der Schule. Jeans für 100 Euro, Sneaker für 150 Euro, eine Jacke für 200 Euro: Wer soll das eigentlich bezahlen? Da geben einige wohlhabende Trendsetter vor, welche Marken „in“ sind, und alle anderen müssen mitziehen oder ertragen, dass sie herablassend angeguckt werden. Man muss schon dankbar sein, dass es H & M gibt, das geht vom Image her noch einigermaßen und ist bezahlbar.

Eine Freundin erzählte von ihrem Sohn, den sie nach jahrelangen Schulproblemen auf ein Internat in Schottland geschickt hatte. Dort tragen alle die gleichen Klamotten – von den reichen Russenkindern bis zu den englischen Stipendiaten aus der Arbeiterschicht. Natürlich gibt es immer Kleinigkeiten, mit denen man sich unterscheiden kann: die Armbanduhr, der Gucci-Gürtel, die Schnürschuhe von Alden. Aber der Wettbewerb ist immerhin entschärft.

Und ihr Sohn? Der fühlte sich in der Uniform natürlich erst unwohl. Aber schon bald war er begeistert. Und als meine eigenen Töchter die Geschichte hörten, wollten sie am liebsten auch Schuluniformen haben. Das ist vielleicht das Erstaunlichste: In diesem Punkt sind sich Eltern und Kinder ausnahmsweise einig – zumindest, wenn sie aufs Geld achten müssen.

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Vor etwa zehn Jahren ist die Lehrerin Karin Brose deutschlandweit bekannt geworden, weil sie an ihrer Hamburger Schule gemeinsame Kleidung eingeführt hatte. Die Erfahrungen dort sind offenbar positiv: Die Kleidung ist günstig, teure Klamotten sind kein großes Thema mehr, und das Zusammengehörigkeitsgefühl an der Schule ist gestiegen. Dabei betont Frau Brose immer, dass es sich nicht um eine Uniform handele, die in Deutschland immer an FDJ und Hitlerjugend erinnert. Sie spricht stattdessen von „Schulkleidung“: Die Schüler suchen Teile aus einer ganzen Kollektion aus, die sie selbst mit entworfen haben. Es gibt zum Beispiel Kapuzenpullis oder taillierte T-Shirts, die es den Schülern auch erlauben, sich ihrem Stil entsprechend zu kleiden – ohne gleich zu teuren Marken greifen zu müssen.

Die Kassiererinnen im Supermarkt, die Leute von der Stadtreinigung, die Bademeister im Schwimmbad: Sie alle tragen einheitliche Kleidung, und niemand beklagt sich über mangelnde Individualität. Auch in der Bank und unter den Kellnern im Café gibt es einen klaren Dresscode, obwohl diese sich die Kleidung selbst kaufen. Warum sollte das in der Schule nicht möglich sein?



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  1. von Birgit Weber-Thedy

    Sehr interessanter Artikel! Ich habe zwei Töchter 18 und 15 Jahre alt. Die ältere Tochter war ein Jahr auf einem strengen Internat in England mit Schuluniform bzw. genau fixierter Schulkleidung für die Oberstufe. Dort war bis hin zu Farbe des Haargummis, Absatzhöhe der Schuhe und Farbe alles genau vorgegeben. Meine Tochter hat vom ersten Schultag es genossen. Sie sagte – in der Früh kein Überlegen „Was soll ich heute anziehen?!“ Es ist oft für die Kinder ein Stressfaktor „richtig“ gekleidet zu sein. Dies fällt komplett weg. In England haben alle Kinder gleich ausgesehen -egal aus welcher Gesellschaftsschicht sie kamen. Ein Gemeinschaftsgefühl und eine stolze Identifizierung mit der Schule war ganz automatisch. Bei Besuchen im Internat war ich geradezu gerührt, beeindruckt und stolz, dass mein Kind als „Ausländerin“ und Gast zu dieser Community dazugehörte. Alle waren stolz diese Uniform zu tragen. Mit Schulwappen am Sakko (die Buben noch auf Krawatte und die Mädchen ein Einstecktuch ) . Sogar in der Freizeit haben die Kinder es sogar vorgezogen Sweatshirts auch mit Schulwappen zu tragen.
    Meine kleinere Tochter (Gymnasium in München Innenstadt ) ist jeden Tag damit beschäftig mit Ihren Freundinnen einen Style für den nächsten Tag festzulegen, damit sie richtig angezogen sind. Ein Wahnsinn… was da kreative Zeit drauf geht!
    Schade – warum sind wir da so schwerfällig.
    und eigentlich hätten die Schüler und der knappen Zeit des G8 weiß Gott etwas anderes zu tun – außer Klamotten zu beurteilen und dem Trend nachzueifern. vom finanziellen Aufwand noch ganz zu schweigen.

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