Die ersten Wochen des Jahres sind eine gute Zeit, um die Grundlage zu legen für ein erfolgreiches Lernjahr. Was man dafür braucht, ist nur der richtige Plan – und eine Idee, um ihn auch durchzuhalten. Hier sind sieben sinnvolle Lern-Vorsätze, die sich wirklich auszahlen:
1. Mehr schlafen
Ausreichend Schlaf ist eine wesentliche Grundlage für effektives Lernen. Denn erstens festigen wir nachts das tagsüber erworbene Wissen – und das braucht Zeit. Zweitens stört Müdigkeit die Konzentration; wer dösend im Unterricht sitzt, bekommt dort wenig mit und muss den Lernstoff nachmittags alleine nachholen. Und drittens kann Schlafmangel auf Dauer sogar psychische Probleme bereiten und zu Stimmungsschwankungen, Depressionen oder auch Übergewicht führen.
Also, da ich am frühen Schulbeginn nichts ändern kann: Nutze ich halt die immer noch kurzen Tage, um früher ins Bett zu kommen. Denn Dunkelheit macht müde – deshalb sollten auch die Bildschirme von Smartphones und Tablets eine Stunde vor dem Schlafengehen ausgeschaltet werden. Tagsüber hingegen hilft es, möglichst viel Licht und gern auch Kälte ins Gesicht zu bekommen: Beides programmiert einen für einen guten Schlaf. A propos programmieren: Wer unter der Woche immer zur gleichen Zeit ins Bett geht, schläft leichter ein.
Extra-Tipp für notorisch Müde: Ein kurzes (Nach-)Mittagsschläfchen macht fit für die Lerneinheit zu Hause. 20 Minuten sind für die meisten Leute gerade richtig, mehr macht dann doch wieder müde – am besten den Handywecker stellen und ggf. den Zeitraum nachjustieren, bis man das individuelle Kurznap-Bedürfnis gefunden hat.
2. Routinen einführen
Der erste Schwung an Motivation nach den Ferien ist oft wie Wasser, das man auf die blanke Erde kippt: Das gute Zeug zerläuft in alle Richtungen und versickert dann schnell. Damit das nicht so leicht passiert, braucht Motivation geordnete Bahnen – also Routinen.
Zuerst sortiere ich mir den Nachmittag. Ehrliche Frage: Wann bin ich wirklich wach, wann kann ich mich am besten konzentrieren? Viele Schülerinnen und Schüler haben zwischen 14 und 16 Uhr ein Aufmerksamkeitshoch. In der Pubertät kann das auch später oder sogar am Abend sein, auch das ist ok. Hierhin plane ich mir die Hausaufgaben – wenn möglich, jeden Tag zur gleichen Zeit oder zumindest im Wochenrhythmus. Wenn feste Termine zur Routine werden, spart man sich wertvolle Energie, um sich jedes Mal aufs Neue aufzuraffen.
Rituale signalisieren meinem Gehirn: Jetzt wird gearbeitet
Das gelingt besonders gut mit einem Ritual zum Lernstart. Die Tasse Tee, die ich mit jedes Mal mache, das Durchlüften vor dem Lernen, das Aufklappen der Schultasche signalisiert meinem Gehirn: Jetzt wird gearbeitet. Dann beginne ich mit einer leichten, eher kurzen Aufgabe, um mit einem guten Gefühl die aufwändigeren Arbeitseinheiten angehen zu können.
Wichtig: auf Pausen achten. Schon nach 20 bis 30 Minuten Arbeitszeit lässt bei den meisten Kindern und Jugendlichen die Konzentration nach. In diesem Fall sorgt eine kurze Unterbrechung von fünf Minuten dafür, dass das Hirn wieder fit wird. Am besten regeneriert es sich mit etwas Bewegung – zum Beispiel durch eine unserer Übungen für die Lernpause. Auch ein kleiner Snack, etwa ein Stück Obst oder ein Müsliriegel, kann dem Weiterlernen dienlich sein.
3. Besser vorbereitet sein
Eine der wichtigsten Lern-Routinen ist die konsequente Vorbereitung. Das liegt an der Funktionsweise unseres Gehirns: Es knüpft neues Wissen und neue Fähigkeiten immer an vorhandene Kenntnisse an. Deshalb nimmt man automatisch mehr aus dem Unterricht mit, wenn man sich auf die jeweiligen Fächer vorbereitet hat – und das ohne zusätzlichen Aufwand in der Schule.
Das muss nicht einmal viel Arbeit machen. Wenn ich nur bewusst und konzentriert am Vorabend meine Tasche packe, nehme ich einen kleinen Lernturbo für den nächsten Tag mit. Ein kurzer Blick in die Mitschrift vom letzten Mal, dann noch eben ins Schulbuch geschaut, was in der nächsten Stunde dran kommen könnte: Schon habe ich ein paar Lerngrundlagen in meinem Gehirn gelegt und stehe außerdem nicht mehr blank da, wenn ich am nächsten Tag ausgefragt werde.
Darüber hinaus geht natürlich die Vorbereitung, die von der Lehrkraft aufgegeben wurde – mündliche Hausaufgaben also. Viele Schülerinnen und Schüler nehmen Aufgaben wie „Seht euch das nochmal/schon einmal an“ nicht so recht ernst. Ein Fehler! Denn dahinter verbergen sich meist klare Botschaften:
- Wenn ich etwas „noch einmal“ durchlesen soll, handelt es sich dabei in der Regel um wichtige Lerninhalte. Sie sind für die nächste Prüfung von Bedeutung und werden meist in der nächsten Stunde noch einmal abgefragt – gern auch in Form eines unangekündigten Tests, wo es so etwas gibt.
- Soll ich mit etwas „schon einmal“ ansehen, erwartet die Lehrkraft, dass ich auf die nächste Stunde vorbereitet bin. Sie wird dann flott in das Thema einsteigen, wenig Rücksicht auf Schnarchnasen nehmen und vermutlich gleich zu Beginn der Stunde mündliche Noten vergeben.
Extra-Tipp für die Vorbereitung: Da mündliche Hausaufgaben fast immer für den Start in die nächste Unterrichtsstunde wichtig sind, macht man sie am besten an Vortag. Schriftliche Hausaufgaben hingegen dienen meist der Festigung des Lernstoffs und sollten daher am selben oder spätestens am nächsten Tag erledigt werden.
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4. Im Unterricht mitarbeiten
Keine andere Maßnahme bringt so viel und kostet so wenig Aufwand wie die Bereitschaft, im Unterricht aufzupassen und mitzumachen. Dort sein muss man sowieso, vorne steht jemand, der dafür bezahlt wird, mir Unterrichtsinhalte beizubringen – warum also nicht mitnehmen, was geht? Jede Vokabel, jeder Rechenweg, jedes geschichtliches Ereignis, das ich mir hier schon merke, spart mir Arbeit am Nachmittag.
Mitarbeit ist wie eine Zeitmaschine. Je mehr man macht, umso schneller ist die Stunde vorbei
Um das Maximale aus seinem Vormittag rauszuholen, sollte man allerdings nicht nur zuhören, denn das verleitet nur zum Träumen, Dösen und Schwatzen. Wer sich hingegen aktiv am Unterricht beteiligt, ist konzentrierter, motivierter und versteht den Lernstoff leichter. Dafür ist es gar nicht nötig, ständig den Finger oben zu haben: Während ich auf die nächste Chance warte, eine machbare Frage statt einer schwierigen zu beantworten, bleibe ich aufmerksam und folge automatisch dem Unterricht. So vergeht sogar in ungeliebten Fächern die Zeit schneller – und ich bekomme auch noch gute mündliche Noten!
Profi-Tipp für die Unterrichtszeit: Spätestens ab der Mittelstufe lohnt es sich, im Unterricht eigene Notizen anzufertigen. Wer mitschreibt, festigt den Lernstoff schon im Unterricht und bastelt sich eine hervorragende Erinnerungsstütze für die nächste Unterrichtsstunde – Stichwort Schultasche packen. Auch fällt die Vorbereitung auf die nächste Klassenarbeit oder Schulaufgabe mithilfe eigener Notizen leichter.
5. Hausaufgaben machen (ja, leider)
Seien wir ehrlich: Hausaufgaben machen die wenigsten Schülerinnen und Schüler gern. Man kann sie auch sehr grundsätzlich kritisieren, etwa weil sie in vielen Fällen die Unterstützung der Eltern einkalkulieren und dadurch diejenigen Kinder und Jugendlichen benachteiligen, deren Eltern nicht helfen können. Aber solange Hausaufgaben aufgegeben werden, sollte man sie aus mehreren Gründen auch machen:
- Sie dienen dazu, den Lernstoff zu festigen und einzuüben – das müssten die Lernenden ohnehin leisten.
- Sie ergänzen oft das in der Schule Gelernte sinnvoll um weitere Aspekte.
- Manche Lehrkräfte lagern Inhalte, den sie im Unterricht zeitlich nicht mehr geschafft haben, in die Hausaufgaben aus. Das ist ärgerlich, aber können muss man den Lernstoff trotzdem.
- Was wichtig genug für eine Hausaufgabe ist, ist oft auch wichtig genug für die nächste Klassenarbeit – insofern sind Hausaufgaben in der Regel auch schon Prüfungsvorbereitung.
Also, hilft ja nichts: Hausaufgaben sollten gemacht werden. Und trotzdem ist dieser Lern-Vorsatz oft der erste, der schon nach zwei Wochen gebrochen ist. Dagegen hilft erstens: Routine. Eine feste Hausaufgaben-Zeit festlegen, ein Start-Ritual einführen, regelmäßige Pausen – siehe Vorsatz 2.
Fällt das Hausaufgabenmachen trotzdem dauerhaft schwer, liegt das meist an Störfaktoren. Das kann zum Beispiel Müdigkeit sein (s. Vorsatz 1), oder auch Unordnung, die das Arbeiten anstrengend macht. Viele Menschen lassen sich auch von Geräuschen ablenken, sie sollten eher keine Musik beim lernen hören. Auch Über- oder Unterforderung kann dazu führen, dass einem Hausaufgaben schwerfallen.
Der wichtigste Störfaktor ist jedoch das Handy: Das lenkt Lernende nicht nur durch ständiges Piepen oder Aufblinken ab, sondern schon durch seine schiere Anwesenheit. Diesen so genannten „Brain-Drain-Effekt“ haben inzwischen zahlreiche Studien nachgewiesen (hier ist eine Meta-Analyse dazu). Es reicht also nicht, das Handy stummzuschalten, es muss beim Lernen wirklich raus aus dem Zimmer. Auch das sollte Routine werden.
6. Prüfungen gezielt vorbereiten
In seinem Buch „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ hat Michael Ende die Figur des Scheinriesen erfunden: Der sieht aus der Ferne furchtbar groß aus und wird immer kleiner, je näher man ihm kommt. Aus dem Schulalltag kennen Lernende eher das Phänomen der Scheinzwerge: Die werden immer furchteinflößender, je näher man ihnen kommt. Dabei handelt es sich um Prüfungen aller Art.
Prüfungen sind Scheinzwerge: Sie werden umso größer, je näher man ihnen kommt
Wenn sich also zwei Tage vor der Schulaufgabe oder Klassenarbeit wieder einmal Panik breitmacht, weil der Lernstoff gar zu überwältigend aussieht, steht die Schülerin oder der Schüler genau so einem Scheinzwerg gegenüber. Noch wenige Tage zuvor wirkte das alles ganz easy machbar – und jetzt ist es doch zu viel Stoff für das bisschen Zeit. Tja, diese Scheinzwerge ernähren sich von schlechter Vorbereitung.
Dagegen hilft ein guter Plan. Die Grundlage bildet ein Wochenplan, in dem ich neben dem Stundenplan aus der Schule auch regelmäßige außerschulische Veranstaltungen wie Sport oder Nachhilfe eintrage – und außerdem einmalige schulische Termine wie Klassenarbeiten oder Referate. Das kann man auf Papier machen, aber viele nutzen dafür Apps, die sie vielleicht sogar mit dem Familienkalender verknüpfen.
Auf dieser Basis erstelle ich für jede einzelne Prüfung und jedes Referat recht leicht einen Lernplan. Darin trage ich ein, bis wann ich den Lernstoff oder das Material gesichtet haben muss, an welchem Tag es Gelegenheit für Rückfragen bei der Lehrkraft gibt, in welcher Zeit ich intensiv lernen bzw. arbeiten kann und wann ich ein paar Stunden am Stück Zeit zum Wiederholen des Stoffs bzw. zum Erstellen der Präsentation habe. Je ein Fünftel der Vorbereitungszeit – für eine etwa Klassenarbeit können das fünf Tage sein – plane ich für jeden dieser vier Punkte ein. Der fünfte Tag dient als Reserve, weil irgendetwas immer länger braucht als geplant.
3 Extra-Tipps für die Prüfungsvorbereitung:
- Siebenmal eine Stunde zu lernen bringt mehr als einmal sieben Stunden.
- Kurze Pausen alle 20–25 Minuten erhöhen die Lernwirkung.
- Am Ende einer Lernphase sollte stets eine kurze Wiederholung stehen.
- Am nächsten oder übernächsten Tag den Lernstoff noch einmal wiederholen, so merkt man sich ihn besser.
7. Rechtzeitig (!) Hilfe holen
Die Zeit bis zu den nächsten Zwischenzeugnissen oder -berichten ist eine Art Bewährungsfrist: Halte ich meine guten Lern-Vorsätze tatsächlich durch? Und wirken sie sich auch wie gewünscht auf meine Leistungen aus? Falls nicht, ist Vorsatz Nummer 7 die Rettungsleine: Anstatt mich weiter durchzuwursteln, hole ich mir Hilfe. Und zwar rechtzeitig.
Bei Mitschülerinnen und -schülern: Fitte Schulkameraden können tolle Helfer bei Verständnisproblemen sein. Sie kennen den Stoff, die Macken und Vorlieben
der Lehrkräfte und erklären oft einfacher und besser als Erwachsene. Der Autor Tobias Brandt empfiehlt in einem Magazin-SCHULE-Interview sogar, sich einen „Co-Piloten“ zu suchen, das heißt einen Lern-Buddy, den man immer wieder befragen kann.
Bei der Lehrkraft: In der Regel sind Lehrerinnen und Lehrer gern bereit zu helfen, wenn sich ihre Schützlinge verbessern möchten. Man kann sie fragen, wo es aus ihrer Sicht beim Lernen hakt, sie kennen sinnvolles Übungsmaterial und vermitteln oft weitere Unterstützung, etwa durch Nachhilfe von älteren Schülerinnen Schülern (s.u.).
Bei den Eltern: Lernen mit Mama oder Papa kann ziemlich schiefgehen. Aber sie eignen sich gut zum Vokabelabhören (Tipp: Sicherheit geht vor Geschwindigkeit – bevor eine Vokabel nicht wirklich sitzt, wird keine neue abgefragt) oder als Testpublikum für Referate und Vorträge. Außerdem müssen sie spätestens dann mit ins Boot, wenn ein bisschen Erklären nicht mehr reicht:
Bei Profis: Nachhilfe ist vor allem dann sinnvoll, wenn größere Lernlücken geschlossen werden müssen und/oder einem die richtigen Lernstrategien fehlen. Ersteres können oft ältere Schülerinnen und Schüler gut leisten. Wenn sie an derselben Schule sind oder waren, kennen sie zudem oft die Eigenheiten der Lehrkräfte. Mit Defiziten bei Lernstrategien oder größeren Motivationsprobleme kennen sich jedoch die echten Profis besser aus. Ein Überblick der unterschiedlichen Nachhilfe-Arten steht hier.
Sieben sinnvolle Lern-Vorsätze fürs neue Jahr – Foto: Freepik