Am Zucker sparen ist grundverkehrt – der Körper braucht ihn, Zucker nährt!“ Dieser Spruch der Zuckerfabrik Brühl aus dem Jahr 1927 war ebenso werbewirksam wie falsch. Unser Gehirn und andere Organe benötigen zwar Glukose (Traubenzucker), aber die kann der Körper aus Nahrungsmitteln wie Brot, Kartoffeln oder Getreide selbst herstellen. Wer außerdem etwa eine Zuckerrübe isst, nimmt nicht bloß Zucker zu sich, sondern zugleich auch Ballaststoffe, Vitamine und sehr viele Mineralien. Industriell hergestellter Zucker hat dagegen nur Kohlenhydrate zu bieten. Auf Dauer kann er sogar dick und krank machen: Er verursacht Karies und wird verdächtigt, das Risiko für Herz- und Autoimmunkrankheiten zu erhöhen. Auch hier gilt allerdings: Die Dosis macht das Gift. In Maßen ist der Genuss des Süßungsmittels zum Glück unbedenklich.
1. Brauner Zucker ist gesünder als weißer Zucker
Falsch! Rohzucker ist ein Zwischenprodukt bei der Herstellung von weißem Zucker. Er ist nicht gereinigt und erhitzt und enthält darum mehr Feuchtigkeit und Sirupreste. Diese machen den Zucker braun, aber nicht wertvoller als weißen Zucker. Brauner Zucker enthält nur in Spuren Vitamine und Mineralstoffe, die nicht ins Gewicht fallen.
2. Honig ist gesünder als Zucker
Das Naturprodukt Honig ist leider keine perfekte Alternative zum Zucker. Zwar enthält Honig in geringen Mengen auch Vitamine, Mineralstoffe und Enzyme, aber letztlich besteht er zum weitaus größten Teil (80 Prozent) aus Zucker. Der Rest: Wasser.
Das flüssige Gold ist daher nicht unbedingt besser als Zucker, zumal in verarbeiteter Form, weil dann die potenziell gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe unwirksam werden können. Mit beispielsweise Getreideprodukte („Cerealien“) mit Honig statt mit Zucker gesüßt sind, bedeutet das: Klingt zwar besser, ist aber auch nur Zucker drin.
Zucker in Zahlen
20 Teelöffel Zucker isst jeder Deutsche täglich. Das sind durchschnittlich 35 kg im Jahr.
Weltweit werden pro Jahr derzeit etwa 183 Mio. Tonnen Zucker produziert, 80 Prozent davon sind Rohrzucker.
29 Prozent Zucker enthält die Milchschnitte – das sind 97 Zuckerstücke pro Kilogramm.
Die 3 größten Zuckerproduzenten sind Brasilien, Indien und China. Brasilien verwendet mehr als die Hälfte seiner Produktion zur Herstellung von Bioethanol.
3. Fruchtzucker ist besser als Kristallzucker
Schön wär’s. Auch Produkte, die mit Fruchtzucker gesüßt sind, stellen keine gesunde Alternative zum Zucker dar. Die sogenannte Fruktose enthält nicht weniger Kalorien als der übliche Haushaltszucker. Außerdem ist der menschliche Verdauungstrakt nicht geeignet, Fruktose in größeren Mengen zu verarbeiten. Wer einmal mehrere Äpfel gegessen oder viel Fruchtsaft getrunken hat, weiß um die Folgen: Magenschmerzen und Durchfall.
Vorsicht: Schätzungsweise jeder dritte Erwachsene leidet unter einer Fruchtzuckerunverträglichkeit. Für ihn sind pro Tag schon 25 Gramm Fruktose zu viel. Das ist auch der Grund, warum Ernährungsexperten täglich nicht mehr als fünf Portionen Obst und Gemüse empfehlen. Davon höchstens eine in Form von Saft.
4. Traubenzucker macht fit
Nicht wirklich. Der Effekt ist nur von kurzer Dauer. Nachdem wir Traubenzucker gegessen haben, schüttet unser Körper große Mengen Insulin aus, wodurch der kurzfristig erhöhte Blutzuckerspiegel umso rasanter absinkt. Kohlenhydrate in Vollkornprodukten dagegen werden allmählich zu Traubenzucker abgebaut und halten den Blutzuckerspiegel konstant.
5. Wer abnehmen will, sollte auf Süßstoffe und Lightprodukte zurückgreifen
Besser nicht. Für die Gewichtsabnahme ergibt es kaum Sinn, Zucker durch Süßstoff zu ersetzen. Es sei denn, man konsumiert täglich große Mengen Zucker. Das Gehirn funkt ununterbrochen „Hunger, Hunger!“, sobald ihm süßer Geschmack in Form von Zuckerersatzstoffen energiereiche Nahrung vorgaukelt, sich die angekündigte Energiezufuhr aber nicht einstellen will. Daher gilt die Devise: so wenig Süßstoff wie möglich.
6. Zucker ist der beste Energielieferant
Fakt ist: Fett hat einen mehr als doppelt so hohen Energiewert wie Zucker. Ein Gramm Zucker liefert nur vier, ein Gramm Fett dagegen neun Kilokalorien. Besser als Fett ist selbstverständlich ein ausgewogenes Essen mit Ballaststoffen, Eiweißen und Vitaminen.
7. Stevia wird den Zucker bald verdrängen
Sehr unwahrscheinlich. Stevia ist eine Pflanze aus Südamerika, die den natürlichen Süßstoff Steviosid enthält. Die getrockneten und pulverisierten Blätter galten lange als Geheimtipp für nahezu kalorienfreies Süßen. Der lakritzartige, bittere Nachgeschmack ist allerdings gewöhnungsbedürftig.
Alles Zucker, oder was?
Nicht überall, wo Zucker drin ist, steht auf der Verpackung auch Zucker drauf. Was die Hersteller lieber schreiben:
Maltodextrin:
Zucker- und Stärkegemisch, das u. a. als Verdickungsmittel (etwa bei Suppen oder Wurstwaren) und Streckmittel (z. B. von Kaffeeröstern) verwendet wird.Invertzuckersirup
In Wasser gelöster Haushaltszucker, der z. B. bei der Herstellung von Eiscreme eingesetzt wird.Laktose
Milchzucker ist ein natürlicher Bestandteil von Milch und Milchprodukten.Glukose
Traubenzucker. Lässt sich aus Kartoffel- oder Maisstärke gewinnen. Ein Hauptbestandteil von Honig.Honig
Naturprodukt, das zu 80 Prozent aus Zucker besteht.Saccharose
Haushaltszucker, bestehend aus Glukose und Fruktose.Glukosesirup
Aus Stärke hergestellte Glukose und Fruktose. Wird z. B. als Bindemittel bei der Herstellung von Pralinen, Schokoriegeln und Frühstücksflocken verwendet.Fruktose
Fruchtzucker ist ein natürlicher Bestandteil von Früchten wie Kernobst und Beeren. In der Lebensmittelindustrie wird Fruktose als Süßungsmittel für Fertigprodukte, Soßen oder Ketchup verwendet.