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Richtig Lernen lernen: 8 Grundsätze für den Lernerfolg

Die gute Nachricht für alle, die nicht so gern stumpf pauken: Mit unseren Tipps kann jeder richtig Lernen lernen. So klappt das Lernen deutlich leichter – und dass es sogar viel Spaß machen kann, ist doch noch umso besser!


Man kann sich Lernstoff natürlich einfach ins Hirn stopfen. „Binge-Learning“ nennt man das, in Anlehnung ans „Binge-Drinking“, also Komasaufen: In möglichst kurzer Zeit möglicht viel in sich hinenpressen. Allerdings bleibt das auf diese Weise Gelernte oder Getrunkene meist nicht lang im Kopf beziehungsweise Körper …

Besser geht es mit einer anderen Methode: Wer sich effektiv Wissen und Können aneignen möchte, sollte erst einmal richtig Lernen lernen. Dazu gehören verschiedene Lerntechniken, aber auch eine vernünftige Selbsteinschätzung und ganz gundlegende Dinge wie Ordnung und ein bisschen Disziplin. Das klingt nach Arbeit? Zugegeben: Das ist es auch. Aber nach jeder einzelnen Maßnahme merkt man den Erfolg – und das spornt an.

Hier sind unsere acht Profi-Tipps, um richtig Lernen zu lernen:

 

1. Aufpassen und mitschreiben

Der erste Trick ist einfach: im Unterricht möglichst immer die Ohren spitzen. So nimmt man neue Inhalte schnell auf. Denn wer mit den Sitznachbarn quatscht oder träumt, verpasst wichtigen Stoff. Dieser muss später zu Hause mühsam nachgearbeitet werden. Was ­außerdem superhilfreich ist: mitschreiben. Eine Studie ­belegt, dass Studierende, die Notizen anfertigen, sich an mehr wichtige Informationen erinnern als Kommilitonen, die nur ­zuhören. Entscheidend ist dabei die Art der ­Protokolle. Wer nur stur mitkritzelt, verliert schnell den Überblick. Die ­Studie zeigt den größten Lernerfolg bei ökonomischen ­Mitschriften, die nur das Wesentliche festhalten. Noch größer ist der ­Effekt, wenn das neue Wissen an bereits vorhandenes andockt. Dieses Vorwissen macht es einfacher, den Stoff auf das ­Wesentliche zu reduzieren. Das wiederum ­erleichtert das Lernen. Gerade jüngere Schüler sind meist nur angehalten, die Tafelanschriften ihres Lehrers in ihre Hefte zu übertragen. Mit je mehr Sorgfalt und Aufmerksamkeit das geschieht, desto größer ist der Lernerfolg.

 

2. Die Ordnung des Wissens

Okay, der Spruch „Ordnung ist das halbe Leben“ ist ­etwas abgedroschen. Doch beim Thema Lernen stimmt er einfach: Je besser der Lernstoff ­kategorisiert ist, desto leichter fällt es, ihn abzurufen – das ­belegen viele Forschungen. Aber jede Ordnung erfordert einen gewissen Aufwand. Vokabeln kann man nach Themengebieten bündeln, Sachthemen können in Ober- und Unterpunkte ­gegliedert werden. Übersichtlich sind Lernplakate und selbst angefertigte Übersichtskarten. Ein Klassiker sind die in den 90er-Jahren aufgekommenen Mindmaps. Sie werden im Querformat angefertigt und gleichen einem aus der Vogelperspektive betrachteten Baumstamm mit Verästelungen. In der Mitte wird das zentrale ­Thema ­benannt, daraus wachsen die Unterthemen wie Äste und deren weitere Aspekte wie Zweige. Farben, Zeichnungen, humorvolle und kreative Assoziationen – alles ist erlaubt. Die subjektive Gedächtniskarte eignet sich gut zur ­Wiederholung von Gelerntem. Für komplexere Stoffe sind ausführlichere Übersichten mit kleinen Infoblöcken oft hilfreicher.

 

3. Wer plant, lernt besser

Feste Lerngewohnheiten erleichtern die Arbeit. Zum ­Beispiel: immer nach dem Essen um 14 Uhr, mittwochs wegen Sportverein erst um 17 Uhr. Feste Studierzeiten ­erleichtern das tägliche Lernen und ersparen nerv­tötende Ermahnungen. Abendliche Büffelei ist nur bedingt zu ­empfehlen, weil die Konzentration mit jeder Stunde nachlässt. Vor Prüfungen können Arbeitsschwerpunkte gesetzt werden, wenn nötig auch am Wochenende. Der Lernplan sollte schriftlich fixiert und sichtbar in Schreibtischnähe angebracht sein. Wichtig: regelmäßige Pausen! Um Planung und Ausführung miteinander zu vergleichen, eignet sich ein Lerntagebuch, in dem Pensum und Stoff protokolliert werden. Auch Eltern müssen sich an diese Lernvereinbarung halten, etwa wenn es darum geht, Inhalte abzufragen oder sich ein Referat des Kindes als Testhörer vortragen zu lassen.


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4. Texte richtig auswerten

Die wichtigen Informationen aus einem Text zu ­extrahieren, ist ein Schlüssel zum effizien­ten Lernen. Wer sich erst ­einmal einen Überblick verschafft, kann den Stoff besser begreifen. Die Wege dorthin sind höchst unterschiedlich. Lernende ­experimentieren am besten erst einmal, mit welcher Methode sie gut fahren. Zunächst wird der Text gelesen, längere Texte werden auf ihre ­wesentlichen Aspekte hin überflogen. Viele Schulbücher stellen Zusammenfassungen an das Ende eines Kapitels, auch Inhaltsverzeichnisse eignen sich zur ­ersten Strukturierung. Dann folgt die Reduktion auf den wesentlichen Gehalt: Schlüsselwörter und -­sätze werden mit Textmarkern oder durch Unterstreichen hervorgehoben, Unwesentliches darf man auch durchstreichen. Studien zeigten, dass gute ­Lerner sparsam markieren. Texte in geliehenen Schulbüchern lassen sich durch Herausschreiben von ­zentralen Begriffen auf ihre Substanz reduzieren. Sinnvoll ist es auch, den Text mit eigenen Worten zusammenzufassen. Das können Eltern oder Freunde gemeinsam mit dem Kind tun: Sie Lassen sich erklären, worum es geht. Als individuelle Lernübersichten eignen sich selbst angefertigte Tabellen, Mindmaps und Lernkarten. (Tipp: Mehr Lerntipps für Deutsch finden Sie hier.)

 

5. Das Tempo kennen

Viele Schüler verzetteln sich beim Lernen. Sie beginnen zu spät mit der Vorbereitung und geraten vor der Prüfung in Zeitnot. Dabei kann man schon mit Grundschulkindern üben, den Zeitbedarf realistisch zu kalkulieren. Lassen Sie das Kind schätzen, wie viel Zeit es für eine bestimmte Aufgabe benötigt, und schreiben Sie diese in eine ­Tabelle. Ältere Lernende machen diesen Schritt zunächst selbst.

Danach stoppen Sie die tatsächlich benötigte Zeit, und notieren Sie diese daneben. Hier geht es nicht darum, sich oder das Kind zu beschleunigen, sondern eine realistische Vorstellung vom Zeitaufwand zu entwickeln. Alle Menschen haben gern recht – selbst wenn es nur um eine korrekte Einschätzung des Arbeitstempos geht. Mit der Zeit wird sich der Schüler oder die Schülerin bemühen, das eigene Tempo richtig zu ­kalkulieren, und ein entsprechendes Gespür dafür ent­wickeln. Das erleichtert die Planung – und verhindert manche Trödelei.

 

6. Ruhe und Raum – der ideale Lern-Rahmen

Wer lernt, braucht Ruhe. Abiturpauker weichen oft in den Lesesaal einer Bibliothek aus, für die Jüngeren kommt das kaum infrage. Zu Hause ist es bis ungefähr zur Pubertät Aufgabe der Eltern, für eine störungsfreie Lernumgebung zu sorgen. Wenn kleine­ ­Geschwister herumwuseln, ist man mit dem Arbeits­zimmer der Eltern oder dem Esstisch bei den Großeltern oft besser beraten als mit dem Kinderzimmer – oder gar dem Küchentisch mitten im Gewühl. Auf dem Schreibtisch sollten alle benötigten Materialen und Hilfsmittel Platz finden, Handy, TV und MP3-Player haben Pause. Viele Eltern ziehen die elektronischen Geräte während der Lernphasen ein.

Der Lernstratege Martin Krengel versteckt sein ­Handy vor sich selbst im Bad und zieht den WLAN-­Stecker, wenn er Stoff pauken muss. Zu bequem sollten es sich die ­Lernenden grundsätzlich nicht einrichten. Der Raum sollte nicht überheizt und ausreichend mit Frischluft ­versorgt sein und der Stuhl nicht zum Reinfläzen ­verleiten. Nichts spricht dagegen, Lernpositionen zu variieren. Im Stehen oder Gehen können Inhalte vorgetragen werden, Laufdiktate sind eine gute Abwechslung, selbst eine zeitlich begrenzte Sofa-Session kann zwischendrin effizient sein.

 

7. Tricks fürs Gedächtnis

Das Gehirn liebt Bilder. Je ­lebhafter und emotionaler diese sind, desto besser werden damit verbundene ­Inhalte erinnert. Um das zu nutzen, müssen Informationen in ­Bilder verwandelt oder mit diesen verknüpft werden – ein kleiner „elaborativer“ Umweg, der sich allerdings lohnt. Studien belegen, dass die Gedächtnisleistung bei elaborativen Techniken deutlich höher ist als bei sturem Pauken. Etwas Übung ist allerdings erforderlich. Ein, zwei Wochen sollte man sich schon ­nehmen, um zu herauszufinden, ob eine solche Technik dem eigenen Lernmodus entspricht.

Die Loci-Methode (lat. locus = Ort) ist die älteste dieser Merkstrategien. Sie geht auf die alten Griechen ­zurück und ist die bevorzugte Mnemotechnik der Gedächtnissportler. Neue Informationen werden dabei mit Orten verknüpft: einem Raum, einem bekannten Weg, einem oft besuchten Museum, sogar dem eigenen Körper. Die zu lernenden ­Begriffe werden nun in der Vorstellung der Reihe nach mit den Punkten dieses Orts verbunden. Um sie ­abzurufen, geht man die innere Route Punkt für Punkt ab. Das Gehirn merkt sich die Begriffe besser, weil sie mit Bildern und Orten verbunden sind. Loci-Techniken eignen sich zum Lernen von Listen und Merkmalen (Biologie), Zahlenreihen (Mathe) oder Handlungsfolgen (etwa in Geschichte).

Für Vokabeln sind die meist fünffächrigen Lernkarteien sinnvoller, die längst Eingang in den Schulalltag gefunden haben. Inwischen gibt es unzählige Software-Versionen dieses Lernkarteisystems, die bekannteste heißt „phase6“, ist als Webportal und als App erhältlich und in Tausenden ­deutschen Schulen im Einsatz. Auch die Schlüsselwortmethode kann Vokabelbüffeln beschleunigen: Das fremd­sprachige Wort wird dabei in ein ähnlich klingendes Wort der Muttersprache verwandelt – das Schlüsselwort. Im zweiten Schritt wird das Schlüsselwort in ein Bild eingebaut, um es mit der Bedeutung der Vokabel zu verbinden. Das italienische Wort „letto“ (Bett) wird so in den Gedanken zu einem „Latten“-Gitter, auf dem man ungemütlich schläft. Diese ­Gedankenschleife vollzieht das Gehirn beim nächsten Mal spielend leicht nach und ruft die bildbasierte Vokabel ab.

Eltern können ihre Kinder bei diesen Konstrukten ­unterstützen und sich gegenseitig in möglichst skurrilen Eselsbrücken und Assoziativbildern überbieten. Je kreativer und abwegiger diese sind, umso merkwürdiger empfindet sie das Gehirn.

 

8. Motivation

Sie ist das A und O des Lernens. Wer nicht weiß, warum er ­etwas lernt, tut sich schwer ­damit. Eine uninspirierte Lehrkraft hat oft den gleichen Effekt. ­Eltern sollten sich mit bedauernder ­Anteilnahme trotzdem zurückhalten. ­Sätze wie „Das wirst du nie brauchen“ oder „Bei diesem Lehrer ist eh ­alles zu spät“ sind Motivationskiller. Wenn ­Eltern echtes Interesse für die Inhalte eines Fachs zeigen (nicht nur für die darin ­erzielten Leistungen!), wecken sie damit die kindliche Lernlust. Besser als die allgemeine „Wie war’s in der Schule?“-Frage ist eine konkrete: „Kannst du mir das mal mit dem Stromkreislauf erklären?“ Wer es mit dem elterlichen Interesse übertreibt und abends die Schulbücher durcharbeitet, erzielt den gegenteiligen Effekt: Das bremst die Autonomie des Kindes und signalisiert, dass man ihm die eigenständige Wissensaneignung nicht recht zutraut.

 

Richtig lernen lernen: 8 Grundsätze für den Lernerfolg. Foto: lookstudio/Freepik 



Unsere Themen im Überblick

  1. von Carolin Favretto

    Guten Tag, vielen Dank für den informativen Artikel. Allerdings fehlt mir etwas sehr Grundsätzliches: Nämlich die Frage, welcher Lerntyp jemand ist. Das meiste, das Sie beschrieben haben, trifft auf visuelle Lerntypen zu. Auditive und haptische Lerntypen würden wohl an einigen Ihrer Empfehlungen verzweifeln. Herzliche Grüße, Carolin Favretto

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