Philosophieren mit Kindern? Das klingt zunächst vielleicht etwas abgehoben. Geht das überhaupt? Aber ja! Eine Alltagsunterhaltung kann sich ganz schnell zu einem philosophischen Gespräch entwickeln. Niemand weiß das besser als Eltern.
Eine Alltagsunterhaltung kann sich schnell zu einem philosophischen Gespräch entwickeln
Selbst das Halloweenfest kann Ausgangspunkt wirklich spannender Gedanken sein. Während wir gemeinsam einen Kürbis aushöhlten, fragte mich mein damals achtjähriger Sohn, warum man das eigentlich überhaupt tue und weshalb man Lichter in einen ausgehöhlten Kürbis stelle. Dann wollte er wissen, warum es Halloween gebe. Und während wir uns über die Tradition dieses Festes unterhielten, fiel ihm eine ganz grundsätzliche Frage ein: „Warum gruseln sich die Menschen so gern?“
Ohne es wissen zu können, hatte mein Sohn automatisch die Schrittfolge beherzigt, die den Prozess des Philosophierens seit der Antike begleitet: Zuerst kam die Wahrnehmung, dann das Staunen, dann das Nachdenken, Zweifeln und Weiterdenken.
Der Begriff „Philosophie“ kommt aus dem griechischen Sprachraum. „Philos“ kann man mit dem deutschen Wort „Freund“ übersetzen. „Sophia“ heißt schlicht und einfach „Weisheit“. Fasst man diese Wörter zusammen, dann ist Philosophie die „Freundin der Weisheit“. Diese Weisheiten mithilfe des Staunens, des Fragens, des Nachdenkens, des Zweifelns, des Weiterdenkens und des Infragestellens herauszufinden ist Anliegen des Philosophierens.
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Dabei bedienen wir uns in erster Linie der Sprache. Wenn Kinder also fragen: „Warum ist etwas so, wie es ist?“, machen sie ihre ersten Denkerfahrungen. Es ist wichtig, dass Eltern darauf aufgeschlossen und ermutigend reagieren. So kann innerhalb der Familie eine wahrhaft sinnstiftende Kommunikaton in Gang kommen. Anreize und Anlässe dafür findet man überall: beim Spielen, beim Waldspaziergang, beim Abholen von der Schule, nach dem Kinobesuch oder im Urlaub mit seinen fremden Eindrücken. Warum verlieren wir so ungern beim „Mensch ärgere dich nicht“? Warum macht die Natur glücklich? Warum weinen wir, wenn andere im Film leiden? Die Welt ist voller Fragen, über die nachzudenken sich lohnt.
Ein paar Grundlagen sollten Erwachsene bei der Gesprächsführung beachten:
- Jede Wortmeldung und jede Frage der Kinder sollte man sich zunächst anhören.
- Man sollte versuchen, auftauchende Fragen gleich oder später durch Lexikon, Internet etc. zu klären.
- Als weitere Gesprächsregel gilt, dass alle sich an der Unterhaltung beteiligen dürfen und ihre Meinung begründen sollen.
Das Philosophieren mit Kindern unterstützt auf vielfältige Weise deren Persönlichkeitsentwicklung, es steigert das Selbstwertgefühl der Kleinen und befördert ihre Sozialisationsprozesse. Es bietet Orientierungshilfen für ethisch-moralische Fragen im Alltag. Und nicht zuletzt: Es macht Freude und bereichert das familiäre Miteinander! Wir sollten diese Denkkultur mit Kindern pflegen. In einer demokratischen Gesellschaft braucht man mündige Menschen, die sich einmischen, die mitmachen, die mit- und die nachdenken.