Party an den Feiertagen: Was sollen Eltern erlauben? - Magazin SCHULE
Meinen & Sagen

Party an den Feiertagen: Was sollen wir unserem Kind erlauben?

An den Feiertagen stellen sich Erziehungsfragen. Was soll man erlauben – und was nicht? Zwischen Tradition und Toleranz weiß Psychologin Svenja Lüthge Rat


Ferien, Feiertage, und die ganze Familie hockt beisammen: Da können schon mal Meinungsverschiedenheiten auftreten. Vor allem, wenn das Kind nicht mit den Feiertagsplanungen der Eltern einverstanden ist. Die Diplom-Psychologin Svenja Lüthge kennt diese Sorgen aus ihrer Kieler Praxis. Hier erzählt sie, was sie Eltern rät.

Frau Lüthke, wie reagiere ich richtig, wenn mein sechzehnjähriges Kind an Heiligabend unbedingt noch mit Freunden ausgehen möchte?

Hier empfehle ich, authentisch zu bleiben. Es ist ganz legitim, sich als Eltern zu wünschen, dass das Kind an Heiligabend zu Hause ist. Um es nicht zu enttäuschen, sollte man im Vorfeld die Erwartungen an das Kind kommunizieren – dass es nicht unbedingt an Weihnachten ausgehen muss – oder vereinbaren, dass es sich je nach Alter später am Abend noch verabreden darf.

Kann ich mein Kind an den Feiertagen zum traditionellen Verwandtenbesuch zwingen, auch wenn es keine Lust hat?

Besser ist es immer zu sagen, was man sich wünscht. Wenn es einem wichtig ist, bestimmte Traditionen aufrechtzuerhalten, sollte man das klar äußern und einen Kompromiss finden: „Viel liegt mir am 80. Geburtstag von Opa, aber zu Tante Hilde brauchst du nicht mitzukommen.“ Gut ist, wenn das Kind weiß, dass man ihm auch entgegenkommt.

Sollten Kinder mitreden dürfen, wenn es um das Festtagsprogramm geht?

Es ist ja schön, Traditionen zu pflegen. Heiligabend ist nur einmal im Jahr, und da wünschen sich Eltern Zeit mit der Familie. Doch auch Kinder sollen ihre Wünsche äußern dürfen, über die man gemeinsam spricht und guckt, dass alle zufrieden sind. Ein Weihnachten voller unerfüllter oder enttäuschter Erwartungen macht keinen glücklich.

  • Diplom-Psychologin Svenja Lüthge bietet in ihrer Kieler Praxis Beratung, Coaching und Training bei Fragen in Sachen Erziehung, Beziehung und Familie. www.luethge.net

Wenn unsere 15-jährige Tochter auf eine Silvesterparty von Freunden will, die ich nicht kenne: Soll ich das wirklich erlauben?

Gehen Sie nach Ihrem Bauchgefühl! Wenn Sie als Eltern kein gutes Gefühl dabei haben, dürfen Sie auch mal was verbieten, weil Sie ja immer zur Sicherheit des Kindes handeln. Aber auch hier erst einmal nachfragen: Wo ist die Feier, wie heißen die Leute? Bist du dort um 24 Uhr erreichbar? Vielleicht lässt sich ja auch ein Kompromiss finden.

Und wie rette ich uns allen den Abend, wenn ich es tatsächlich verboten habe?

Man könnte Folgendes anbieten: „Lade dir doch ein paar Freunde ein und feiert bei uns zu Hause.“ Wichtig ist, auf das Kind zuzugehen und offen über Ihr ungutes Gefühl zu sprechen. Aber auch darüber, dass es ­Ihnen wichtig ist, dass das Kind auch ein schönes Silvester verbringt. Was gäbe es noch für Alternativen? Darüber sollte man ganz ­individuell reden, und dann gibt es ­sicher eine gute Lösung.

Ab welchem Alter sollte ich mein Kind an Silvester sein eigenes Ding machen lassen?

Vom Gesetz her ab 18. Spätestens ab dann sollten Sie es freistellen. Aber ich bin mir sicher, dass Kinder auch gern, wenn sie eigentlich machen dürfen, was sie wollen, noch einmal ein Fest im Kreise der Familie verbringen.

 

Foto Aufmacher: Freepik; Foto Svenja Lüthge: Elfriede Liebenow



Unsere Themen im Überblick

Kommentieren