Nun wohnen wir schon ein halbes Jahr im neuen Haus, und ich stolpere immer noch über diverse Kisten, an deren Inhalt ich mich nicht herantraue. Es sind die Reste aus den Ecken eines Haushalts mit acht Personen, davon sechs Kinder, der in den vergangenen drei Jahren zweimal ein- und wieder ausgepackt werden musste.
Beim ersten Mal hatte mein Mann einen neuen Job angenommen, und wir folgten ihm von Ostwestfalen nach München. Wobei es sich damals nicht wirklich um München handelte, sondern um ein Haus im Alpenvorland. Idyllisch – aber logistisch ziemlich schwierig: Nicht nur mein Mann musste jeden Morgen in die Stadt fahren, sondern auch zwei unserer Kinder.
Unseren Jungs fiel es anfangs schwer, sich im bayerischen Schulsystem zu integrieren. Die unterschiedlichen Lehrpläne, Anforderungen und Einstellungen der Lehrer machten es ihnen nicht leicht. Die beiden Großen waren kurz davor, zurück zu den Großeltern zu ziehen und wieder auf ihre alte Schule zu gehen, als wir doch noch eine in München fanden, an der es besser lief. So saßen die beiden morgens mit dem Vater im Auto. Inzwischen wohnen wir in München, und auch die beiden jüngeren Söhne gehen auf diese Schule.
Ein Umzug, das ist unsere Erfahrung, verändert das Leben der ganzen Familie. Am einfachsten ist es noch mit den Kleinsten: Beim Umzug nach Bayern war unsere jüngste Tochter gerade zwei Jahre alt, wir haben ihr Kinderzimmer nahezu gleich gestaltet und ihre noch bezogene Bettdecke und auch die Kuscheldecke mitgenommen. Auf diese Weise roch alles genauso wie sonst und sah auch so aus – für sie war das in Ordnung.
Bei den Größeren hat es sich als sinnvoll herausgestellt, ihnen ein Mitspracherecht einzuräumen. Als wir zuletzt nach München zogen, durften alle ihre Vorstellungen einbringen: Ein Reiterhof sollte in der Nähe sein, ebenso ein Schwimmbad, eine Grundschule, eine S- oder U-Bahnhaltestelle in fußläufiger Entfernung – Letzteres hatten die Kinder und auch wir Eltern im Alpenvorland schmerzlich vermisst. Und unser 16-Jähriger betrachtete jedes eventuelle Objekt unter Berücksichtigung eines Internet-Zugangs. Mein Mann und ich hatten wenig zu sagen . . .
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Trotzdem fällt Kindern und Jugendlichen der Abschied und Neuanfang oft schwerer als Erwachsenen. Sie spüren schnell, dass sich ihr Leben grundlegend ändert, und das nicht nur in der Schule. Unser ältester Sohn etwa hatte in der alten Heimat eine Art Trainerposition im Handball, schon mit zwölf Jahren hatte er angefangen, bei den Kleinen mitzuhelfen – das konnte er nicht fortführen. Auch unser jüngster Sohn musste sich vom Handball verabschieden, und da wir feststellten, dass es in Bayern aus unerklärlichen Gründen einen Mangel an Plätzen in Schwimmvereinen gibt, konnte er auch seine zweitliebste Sportart nicht weitermachen. Jetzt klettert er mit Begeisterung.
Dabei sind Sportvereine eine wichtige Möglichkeit für Kinder, schnell Anschluss zu finden. Ihnen fällt es ohnehin schon schwer genug, die beste Freundin, den besten Freund oder gar die erste große Liebe zurückzulassen. Zum Glück können Facebook, WhatsApp und sonstige digitale Dienstleister helfen, den Kontakt zu halten – und auch, in der neuen Schule wieder Freundschaften aufzubauen. Da dürfen Eltern bei diesem Thema auch mal etwas großzügiger sein.
Und natürlich freuen sich Kinder wie Eltern über einen Besuch in oder einen Besucher aus der alten Heimat. Wer jetzt aus Ostwestfalen zu uns kommt, muss immer etwas ganz Besonderes mitbringen: ein Graubrot von unserem heimischen Bäcker. Das schmeckt in der „Fremde“ einfach noch einmal so gut!