Warum spielt Motivation beim Lernen eine große Rolle?
Michaela Brohm: Motivierte Schüler lernen leichter, sie haben Ziele, die der Anstrengung Sinn verleihen, und glauben daran, dass sie sie erreichen können. Dieser Umstand steigert ihr Wohlbefinden – das ihrer Lehrer übrigens auch: Engagiert arbeitende Schüler stören nicht im Unterricht.
Geht es in Wahrheit darum, den Schulalltag für Lehrer und Eltern angenehmer zu gestalten?
Unser Programm „Motivation lernen“ zielt nicht darauf ab, die Schüler pflegeleichter zu machen! Uns geht es um den Erfolg der Kinder und Jugendlichen. Dazu bringen wir ihnen Strategien bei, die ihnen helfen, sich über Wünsche und Ziele klar zu werden und an die eigene Kraft zu glauben. Wenn sich dadurch das Lernklima bessert, ist das ein schöner Nebeneffekt.
Wie ändert sich das Lernklima daheim?
Schüler, die sich selbst ermutigen können, lernen aus eigenem Antrieb.
Belohnungen als Köder sind nicht mehr nötig?
Externe Belohnungssysteme wie Gummibärchen oder höheres Taschengeld funktionieren ohnehin nur kurzfristig. Langfristig zerstören sie sogar die Leistungsmotivation – selbst wenn ein Schüler ursprünglich gern gerechnet hat. Er wird dann von äußerer Anerkennung abhängig. Bleibt sie aus, verliert er die Lust.
Wie können Eltern den Antrieb der Kinder stärken?
Indem sie Lern- und Leistungsmodell sind: Eltern können nur motivieren, wenn sie selbst motiviert sind. Kinder ahmen ihr Modell nach, dafür sind Spiegelneuronen verantwortlich. Sie lesen und rechnen gern, wenn sie sehen, dass die Eltern gern lesen und rechnen oder diese Tätigkeit wertschätzen.
Tipps für Eltern: So ermutigen Sie richtig
Loben Sie Ihr Kind für etwas, das es direkt beeinflussen kann: etwa für selbstständiges und ausdauerndes Arbeiten. So merkt es, dass es den Erfolg selbst in der Hand hat. Stabile Persönlichkeitsmerkmale wie Intelligenz sollten dagegen nie für Erfolge und Misserfolge verantwortlich gemacht werden.
Es lernt sich gerade so gut? Zeit für eine Pause – und zwar, bevor erste Ermüdungsanzeichen auftreten! Wer munter in die Pause geht, erholt sich schneller und ist danach leichter zum Lernen zu bewegen. Faustregel: je nach Alter dreimal zwölf bis 20 Minuten lernen, dazwischen je drei Minuten Lernstopp.
20 Vokabeln auf einmal lernen? Das demotiviert und endet in Begriffsverwirrung. Teilen Sie Lerneinheiten in kleine Häppchen. Vier Vokabeln pro Sitzung prägen sich im Nu ein, Erfolgsquote und Stimmung steigen. Nach einer Minipause lernen sich die nächsten vier Wörter umso leichter.
Der kostenlose Online-Kurs „Mit Kindern lernen“ zeigt in zwölf Lektionen und sieben Videos, wie Eltern Hausaufgabenkonflikte mit dem Nachwuchs vermeiden, wirksame Lernstrategien vermitteln und ihr Kind anleiten, selbstständiger zu lernen:
www.mit-kindern-lernen.ch
Was sollten Eltern ihren Kindern unbedingt mit auf den Weg geben?
Den Glauben an unsere eigene Wirksamkeit und die des Kindes: „Ich schaffe das! Du schaffst das!“ Kinder, die das Gefühl haben, etwas bewirken zu können, fangen eher mit einer Aufgabe an, bleiben dran und schließen sie ab. Das Gefühl, wirksam zu sein, führt geradewegs in eine aufwärtsführende Erfolgsspirale.