Magazin SCHULE: Frau Höppner, Sie haben im traditionsbewussten Johanneum in Lübeck Abitur gemacht und anschließend Deutsch und Religion studiert. Das klingt ziemlich artig und fromm!
Mareile Höppner: Das Johanneum hatte praktische Gründe: Meine Mutter war dort Co-Rektorin. Die Schule ist musisch ausgerichtet, ich spielte Cello und sang später in einer Band. Wir waren eine witzige Clique und alles andere als artig und streberhaft.
Hatten Sie Ihre Mutter auch im Unterricht?
Nein. Aber ausgerechnet im Biologie-Abitur war sie die Aufsicht in meiner Klasse. Ich sollte über Lemuren schreiben und hatte einen totalen Blackout. Ich vergoss bittere Tränen. Jeden anderen Schüler hätte meine Mutter trösten dürfen, aber nicht ihr eigenes Kind. Also lief sie auf den Flur und rief nach meinem Lateinlehrer, Herrn Lack. Der kam sofort, legte mir zwei Bonbons auf den Schreibtisch und redete mir gut zu. Am Ende wurde es eine 2–.
Wie kam es zu der Entscheidung, Theologie zu studieren?
Obwohl ich nicht getauft war, war ich vom evangelischen Religionsunterricht begeistert. Das lag an unserem Lehrer, Pastor Rossmann, ein guter Typ, Jazzmusiker. Doch Pastorin wollte ich nicht werden, also schwenkte ich im Studium auf Lehramt um.
Heute stehen Sie tagtäglich im Fernsehstudio statt im Klassenzimmer.
Ich habe während des Studiums in Kiel nachts beim Radio gearbeitet. Schließlich bekam ich von RTL Kiel, die im selben Haus saßen, ein Volontariat angeboten. Ich stand also vor dem Dilemma: Examen oder Volontariat? Ich entschied mich für letzteres.
VITA
Zum Fernsehen bekehrt
Mareile Höppner, 37, wuchs in einem Dorf nahe Lübeck als Kind eines Lehrerpaars auf. Kurz vor ihrem eigenen Lehramtsexamen erhielt sie ein Angebot des TV-Senders RTL – der Start zu einer Moderatoren-Karriere. Seit 2008 moderiert Mareile Höppner die ARD-Magazin-Sendung „Brisant“. Sie lebt mit Mann und Sohn, 4, in Berlin.
Wie war ich? So bewertet Mareile Höppner sich selbst als Schülerin:
- Fleiß: 3-
- Betragen: 2+
- Beliebtheit: 2
Wie schwer fiel Ihnen die Wahl?
Ich habe sie leichten Herzens getroffen, dank meiner Eltern. Sie meinten: Das Examen kannst du später auch noch machen, aber die Chance beim Fernsehen kommt vielleicht nie wieder.
Sie engagieren sich für die SOS-Kinderdörfer und für die José Carreras Leukämie-Stiftung. Weshalb genau für diese Organisationen?
Mir gefällt das Konzept der SOS-Kinderdörfer, und ich bin froh, wenn ich mich dafür einsetzen kann, um Aufmerksamkeit für die Organisation zu wecken und Spendengelder zu generieren. Und die Leukämie-Stiftung liegt mir besonders am Herzen, da ich erst kürzlich einen langjährigen Freund und Weggefährten durch Blutkrebs verloren habe.
Foto: Nadine Dilly
Kinderfoto: privat