Lerntipp: Ball kneten gegen Prüfungsangst - Magazin SCHULE
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Lerntipp: Kneten gegen Prüfungsangst

Lernenden an Schulen und Universitäten könnte ein neuer Lerntipp gegen Prüfungsangst helfen: Nehmt zur nächsten Klausur doch mal einen kleinen Ball mit


Hat jemand Sorgen, bei der nächsten Prüfung seine Leistung nicht richtig abrufen zu können? Dann könnte vielleicht ein kleiner Ball helfen. Denn das kräftige Kneten eines Gegenstands mit der Hand verhindert offenbar einen Leistungsabfall unter Druck, hat ein Forschungsteam der Technischen Universität München herausgefunden – und damit einen neuen Lerntipp gegen Prüfungsangst hervorgebracht.

„Drosseln unter Druck“: Wenn’s drauf ankommt, fällt die Leistung ab

Die Arbeitsgruppe des Sportpsychologen Jürgen Beckmann untersucht seit vielen Jahren, warum Sportlerinnen und Sportler in einer Drucksituation – etwa einem Wettkampf – plötzlich versagen und weit unter ihren Möglichkeiten bleiben. „Choking under Pressure“, also „Drosseln unter Druck“, nennen die Experten dieses Phänomen: Gerade wenn’s drauf ankommt, fällt die Leistung ab.

Die meisten Lernenden an Schulen und Universitäten kennen solche Situationen aus Prüfungen: Gestern hat man die Vokabel oder Formel noch gewusst, aber jetzt fällt sie einem nicht ein. Irgendetwas im Gehirn macht dicht – und genau danach hat das Team von Jürgen Beckmann gesucht.

„Dynamisches Drücken“ wirkt – aber warum?

Schon zuvor war den Wissenchaftlerinnen aufgefallen, dass das „dynamische Drücken eines Balls mit der linken Hand“ beim Sport zu besseren Wettkampfleistungen führt. Diverse Sportarten hatten sie untersucht: Badminton, Fußball, Beachvolleyball, Golf, Taekwondo, Turnen … nur ausgerechnet diejenige nicht, bei der man sowieso ständig einen Ball in der Hand oder der Hose hat, nämlich Tennis.

Das holten sie jetzt nach, und zwar umso genauer: Die Sportler bekamen bei den Untersuchungen nicht nur einen Ball in die Hand (oder zur Kontrolle eben nicht), sondern auch noch eine Kappe mit Elektroden auf den Kopf. Die kleinen Metallplättchen in der Kappe erlauben es, die schwachen elektrischen Ströme innerhalb eines Gehirn von außen zu messen. Heraus kommt dann ein so genanntes Elektroenzephalogramm (EEG): Darin erkennen Forschende, welche Bereiche eines Gehirns zu einem bestimmten Zeitpunkt besonders aktiv sind und welche weniger.

Das Ergebnis der Versuche: Diejenigen Tennispielerinnen, die vor ihrem Aufschlag einen zweiten Tennisball mit ihrer linken Hand kneten durften, schlugen deutlich präziser auf als ihre Kollegen, die keinen Ball in der Hand hatten. Und gleichzeitig sahen die Gehirne der ballknetenden Sportler im EEG deutlich entspannter aus als in den Versuchen mit leerer linker Hand. (Hier ist der Link die Original-Publikation)

Nützt der Lerntipp auch Linkshändern in der Bioklausur?

Nun betont Sportpsychologe Jürgen Beckmann, dass die Untersuchungen seines Teams nur genau das aussagen: Rechtshändische Tennisspielende schlagen besser auf und haben entspanntere Gehirne, wenn sie vorm Aufschlag einen zweiten Tennisball mit ihrer linken Hand kneten. Was für Linkshänderinnen mit Ball in der rechten Hand gilt und ob auch ein Baseball bei der Bioklausur hilft, weiß streng genommen kein Mensch. Aber einen Versuch ist es wert.

 

Welche Erfahrungen habt ihr mit diesem Lerntipp gemacht? Verratet es uns in den Kommentaren oder per Mail an redaktion@magazin-schule.de

„Lerntipp: Kneten gegen Prüfungsangst“ – Foto: pressfoto/freepik

 

 



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  1. von Maria Staribacher

    Kneten reduziert vielleicht kurzfristig Stress, aber hilft nicht gegen die nächste Prüfungsangst. Da lohnt es sich ein bisschen tiefer zu gehen und alle vier Ebenen anzusehen, wo Lampenfieber wirkt und wo du es demnach auch bearbeiten kannst.

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