Eigentlich wäre es doch praktisch: Die Tage sind kürzer, draußen ist es kalt und oft regnerisch, nichts zieht uns nach draußen. Perfekte Bedingungen, um sich im Winter zu Hause zum Lernen an den Schreibtisch zu setzen, oder? Nun ja, leider dimmt mit dem Licht auch unsere Energie und Leistungsfähigkeit herunter. Das kennen wir Erwachsenen ebenso wie unsere Kinder.
In den dunklen Tagesstunden schüttet unser Körper das Hormon Melatonin aus. Dieses macht uns müde und antriebsschwach, was durchaus sinnvoll ist, damit wir nachts schlafen können. Wenn im deutschen Winter jedoch zwei Drittel des Tages dunkel sind, wird es etwas viel mit dem Melatonin – schließlich schläft kein Schulkind 16 Stunden am Tag. Stattdessen quälen sich unsere Kinder morgens bei Dunkelheit zur Schule und dämmern ab dem Nachmittag über ihren Smartphones.
Lehrer sammeln Noten solange es noch möglich ist
Nun könnten wir Eltern das locker nehmen und unseren Kindern ein bisschen mehr Chillzeit zugestehen. Nur leider nimmt die Schule keine große Rücksicht auf die jahreszeitliche Antriebsschwäche der Schülerinnen und Schüler. Im Gegenteil, gerade rund um Weihnachten und die Zwischenzeugnisse tragen Lehrkräfte besonders viele wichtige Noten zusammen. Solange es eben noch geht. Was in dieser Zeit versäumt wird, ist im Frühjahr kaum noch aufzuholen.
Es hilft also nichts: In den Wintermonaten sind wir Eltern als Motivatoren besonders gefragt. Und damit das Lernen nicht nur missmutig hingenommen wird, sondern auch noch Spaß macht, haben wir einige Tipps zusammengetragen, die jetzt im Winter Lust auf das Lernen machen können. Zuvor aber noch eine kritische Frage:
Fällt unseren Kindern das Lernen im Winter eigentlich wirklich schwerer?
Zwar ist das Wetter im Sommer besser, und das Licht hält uns wach und aktiv. Doch die helle Jahreszeit hält auch viele Ablenkungen bereit. Draußen spielen oder einfach das schöne Wetter genießen – all das erscheint im Sommer attraktiver, als Hausaufgaben zu machen. Der Winter steht also nicht alleine da, wenn es darum geht, dass Kinder mal keine Lust auf das Lernen haben.
Wichtig ist letztlich, zu jeder Jahreszeit den richtigen Rahmen für das Lernen zu finden. Das gilt für die Umgebung ebenso wie für das einzelne Kind: Wenn es jetzt mitunter schon bald nach der Schule dunkel wird, brauchen manche Kinder erst einmal eine kleine Pause – andere ziehen aus den letzten Sonnenstrahlen des Tages mehr Energie als aus dem künstlichen Zimmerlicht später. Jedes Kind hat seinen eigenen Rhythmus, und wenn es diesen beim Lernen berücksichtigt, fällt das Arbeiten viel leichter.
Tipp 1:
Gemütliche Atmosphäre beim Lernen erzeugen
Die Winterzeit ist die gemütlichste Zeit des Jahres. Und so können auch Schüler ihre Lernzeit gemütlich gestalten: Wie wäre es zum Beispiel damit, sich auf dem Sessel oder auf dem Sofa mit einer Decke einzukuscheln und dabei die Vokabeln oder das Einmaleins zu lernen? Wenn man sich wohlfühlt, lernt es sich gleich sehr viel einfacher. Die Kinder können auch einmal ausprobieren, Musik leise im Hintergrund laufen zu lassen. Studien haben gezeigt, dass leise Musik im Hintergrund für das Lernen sehr förderlich sein kann. Hier muss aber jedes Kind individuell ausprobieren, ob es zum eigenen Lernverhalten passt oder doch eher ablenkend wirkt. Gegen ein bisschen Gemütlichkeit beim Lernen in der Winterzeit spricht jedenfalls nichts.
Tipp 2:
Lernstoff in eine Wintergeschichte verwandeln
Geschichten passen in die Winterzeit. Wie wäre es damit, eine Lerngeschichte zu schreiben? Besonders Kindern, die kreativ und fantasiereich sind, spielt eine Lerngeschichte in die Hände. Inhalte aus der Schule, die gelernt oder aufgearbeitet werden müssen, werden dabei fantasiereich in eine winterliche Geschichte verwandelt. So bleiben die Inhalte besonders leicht im Gedächtnis. Ob es thematisch eher um Geschichte oder Sachkunde geht oder doch um Matheaufgaben, die gelöst werden müssen, um das Abenteuer zu bestehen, liegt ganz bei der Fantasie der Kinder.
Tipp 3:
Schneeballschlacht-1×1
Wenn es ein bisschen aktiver zugehen soll, kann das Einmaleins auch ganz einfach in eine Schneeballschlacht integriert werden. Die Schüler suchen sich eine Reihe des Einmaleins aus, und bei jedem Wurf muss die Reihe dann fortgesetzt werden. Treffer!
Tipp 4:
Bei einem Spaziergang lernen
Lernen muss nicht immer am Schreibtisch geschehen. Im Gegenteil, an ungewöhnlichen Lernorten bleibt Wissen oft besonders gut haften. Das können zum Beispiel auch Spaziergänge sein: Das Kind nimmt sein Vokabelheft oder das Mathebuch mit und löst beim Laufen mündlich Aufgaben. Die Bewegung tut nicht nur dem Körper, sondern auch dem Gehirn gut, und die Merkfähigkeit verbessert sich. Die kühle, frische Luft macht wach und muntert auf, was auch unsere Laune anhebt.
Tipp 5:
In den Schnee schreiben
Besonders für Schulanfänger können Winterlandschaften wunderbar in Lernumgebungen umgewandelt werden. Handschuhe angezogen, und das Ausprobieren und Üben kann beginnen. Buchstaben, Zahlen, kleine Wörter können in den Schnee gemalt und geschrieben werden. Denn wer sagt, dass man Schreiben nur im Heft oder an der Tafel üben kann?
Tipp 6:
Lern-Apps
Es gibt viele Möglichkeiten, sich auch im Winter draußen auszupowern oder sogar zu lernen. Falls es dennoch mal zu kalt und ungemütlich werden sollte, dann sind Lern-Apps eine gute Möglichkeit, für Abwechslung zu sorgen. Viele Anbieter haben im Internet Schulinhalte unterschiedlicher Fächer und Klassenstufen in einer Online-Lernumgebung aufgearbeitet. Natürlich sollte dafür die Zeit vor dem Tablet oder Computer vorab besprochen und eingegrenzt werden, dennoch bietet sich hier eine gute Möglichkeit, auf anderen Wegen zu lernen.
Tipp 7:
Selbstgebasteltes
Winterzeit ist Bastelzeit – und auch Lernspiele können Kinder selbst basteln. Die Schülerin oder der Schüler sucht sich ein Thema aus und bastelt drauflos: Wie könnte man das Thema in einem Spiel aufbereiten? Zum Beispiel als Memory, Domino, Brettspiel, Bewegungsspiel oder Lerngeschichte?
Das Memory-Prinzip etwa eignet sich für alle Wissensaufgaben, bei denen es nur eine Lösung gibt: So schreibt man beim Einmaleins-Memory auf die eine Karte die Aufgabe (8 x 8) und auf die andere die Lösung (64). Auch Vokabeln kann man so einüben. Ganz ähnlich passiert das beim Domino, nur dass hier Aufgabe und Lösung auf unterschiedlichen Spielsteinen stehen und miteinander verbunden werden müssen.
Kinder können auch selbst Lückentexte entwerfen, und die Eltern füllen sie aus. Der Kreativität sind jedenfalls keine Grenzen gesetzt!
Dieser Artikel wurde am 18.11.2020 erstellt und wird seitdem fortlaufend aktualisiert. Das Datum oben bezieht sich auf die jüngste Aktualisierung.
Kommentare sind geschlossen.