1 Spielen wie früher
Sich stundenlang beschäftigen können am Wasser mit nur zwei Booten: Für Kinder, die sich sonst dauernd im Freizeitpark bespaßen lassen, ist das ein echtes Aha-Erlebnis. Es geht auch selbst gemacht und kostenlos!
2 Feuer machen
Nein, wir meinen nicht langweiliges Grillen im Garten, sondern ein richtiges Lagerfeuer auf einer großen Wiese: Freunde einladen, einen großen Topf übers Feuer hängen und gemeinsam im Freien kochen, essen, palavern. Stockbrot und Marshmallows für die Kinder wären noch fein und ein paar Exemplare der „Mundorgel“ für alle.
Die Kinder lernen von den Großen: für das Feuer nur trockenes und naturbelassenes Holz verwenden, es mittels Holzspänen oder Kohle- bzw. Grillanzünder entfachen. Niemals Brandbeschleuniger wie Benzin, Verdünnung, Spiritus verwenden: Explosionsgefahr! Löschmittel bereithalten. Das Feuer immer bis zum Erlöschen der Glut beaufsichtigen!
3 Die Welt aufhübschen
Jeder ist ein Künstler, hat Joseph Beuys einmal gesagt. Ob er Recht hat? Ausprobieren und dabei die Umgebung verschönern: Der Baumstamm bekommt ein Strickkleid, das Loch in der Wand eine Füllung aus Legosteinen, die triste Betonwand ein Grafitti aus Moos. Einfach eine Handvoll Moos in den Mixer geben, zwei Tassen Buttermilch oder Joghurt, einen halben Teelöffel Zucker und nach Bedarf Wasser dazu und auf niedriger Stufe mixen. Mit der Mischung ein Motiv auf eine nasse Wand auftragen und feucht halten. Mehr dazu, wie Kreativität entsteht, lesen Sie hier.
4 Samariter sein
Wer anderen hilft, fühlt sich selber gut – kann wirklich etwas Wichtiges fürs Leben lernen. In der Nachbarschaft kann bestimmt jemand Unterstützung gebrauchen.
5 Dübeln gehen
Nicht nur Männer können handwerken. Mütter und Töchter, die daran zweifeln, gehen zur Ladies-Night – in den Baumarkt. Nach Geschäftsschluss ertüchtigen die Heimwerkertempel in Workshops die Kundschaft von morgen: Frauen.
6 Ukulele spielen
Sie ist klein und leicht zu spielen. Portugiesische Einwanderer brachten das Instrument im späten 19. Jahrhundert nach Hawaii. Bald schon schrammelte die gesamte Insel. Selbst Familien, die sich für unmusikalisch halten, werden es mit der Ukulele schaffen. Mit nur drei simplen Akkorden schafft man locker Dutzende Songs. Kurse und haufenweise Tipps für Anfänger gibt es auf YouTube.
7 Sterne erkennen
Die sollte man finden können: den Großen Wagen im Norden. Schwan, Leier und Adler im Süden. Sterne sind Sonnen, die sehr weit weg sind. Unvorstellbar: Um zu „Proxima Centauri“ zu gelangen, dem nächsten Stern neben der Sonne, bräuchte ein Raumschiff 1000 Jahre. Das Licht schafft es in fünf.
In einer klaren Nacht, fernab einer Stadt im Gras liegen und ins Weltall schauen gehört zu den magischen Momenten eines Sommers. Ein Leben lang erinnern sich die Kinder, wenn dabei ein Familienstern auserkoren wird, der ab sofort alle beschützt.
8 Die Nacht durchlesen
Eine Lesenacht daheim ist viel gemütlicher als in der Schule. Man kuschelt auf dem Sofa, und jeder liest die schönsten Passagen aus seinem Lieblingsbuch vor. Man kann auch abwechselnd aus einem Buch vortragen. Literatur, die garantiert alle fesselt: „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf oder „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ von John Green.
9 Lachen mit Shakespeare
Gut gehängt ist besser als schlecht verheiratetWilliam Shakespeare
Allen Vorbehalten zum Trotz: Klassiker können saukomisch sein. Shakespeare zum Beispiel: „Gut gehängt ist immer besser, als schlecht verheiratet zu sein.“ Vor 450 Jahren wurde der kluge Dramatiker geboren – ein schöner Anlass, in alten Reclam-Heften zu stöbern und lustige Szenen mit verteilten Rollen zu lesen oder eine DVD auszuleihen. „Shakespeare in Love“ ist ein Lustspiel im Geist des elisabethanischen Theaters. Der Film bekam sieben Oskars und ist freigegeben ab sechs Jahren.
10 Einfach essen
Der lästige Löwenzahn, die böse Brennnessel, der garstige Giersch. Raus aus dem Garten, ab in die Küche! Kann man alles essen. Wie wär’s mit einem gesunden Smoothie? 1 große Handvoll Brennnessel, 400 g Birnen und 250 ml Wasser gut durchmixen.
Tipp: Brennnesseln mit Handschuhen pflücken, von unten greifen und die Brennhaare von unten nach oben abstreifen.
11 Im Wald verirren . . .
. . . und dank eines Kompasses wieder zurückfinden. Geht es auch ohne Kompass? Aber ja: Die Armbanduhr auf Winterzeit einstellen, Uhr waagerecht halten und den Stundenzeiger auf die Sonne richten. Nun liegt Süden genau zwischen zwölf Uhr und der Ziffer, auf die der Stundenzeiger gerichtet ist. Ausprobieren!
12 In die Luft gehen
Nicht billig, aber unvergesslich: mit einem Ballon fahren und die Welt von oben sehen. Infos unter: www.dfsv.de
13 Leben retten
In welchem Rhythmus führt man eine Herzdruckmassage bzw. die Beatmung aus? Wie funktioniert der Rautek-Rettungsgriff? Wer’s weiß, kann Leben retten. Erste-Hilfe-Kurse werden mancherorts bereits für Kinder ab acht Jahren angeboten. Teenager können gemeinsam mit ihren Eltern einen Kurs absolvieren. Die wichtigsten Maßnahmen erklärt in zehn Minuten das DRK.
14 Die Welt retten
Schon mal was vom ökologischen Fußabdruck gehört? Darunter versteht man die Fläche auf der Erde, die notwendig ist, um einen bestimmten Lebensstandard zu ermöglichen. Lassen Sie doch die Kinder mal ihren eigenen Energiebedarf testen (www.footprint-deutschland.de). Jeder Deutsche beansprucht im Schnitt 4,8 Hektar Fläche für sich. Umweltverträglich wäre ein Sollwert von 1,8 Hektar pro Person. Wie man auf kleinerem Fuß lebt? Wasser sparen, Wäsche draußen trocknen, öfter mit dem Rad fahren.
15 Gemeinsam daddeln
Okay, die Ferien wären optimal, um mit einer digitalen Diät zu beginnen, um zu erkennen, dass man Whats-App, Facebook und Candy Crush besser nur in homöopathischen Dosen genießt. Ein verregneter Sommertag aber wäre auch ideal, um genau das Gegenteil zu tun. Daddeln, was das Zeug hält. Die Frage ist, wer mehr profitiert – die Eltern, die Insiderwissen gewinnen, oder die Kinder, die merken: Hey, hier interessiert sich doch mal jemand für meine Interessen.
16 Samenbomben werfen
Subversiv und konstruktiv: etwas wachsen lassen, wo nur Ödnis herrscht. Blumensamenkugeln kann man fertig kaufen oder selber machen: 5 Teile rote Tonerde mit 3 Teilen Erde oder Kompost und einem Teil Bio-Saatgut mischen. Einen Teil Wasser dazu, zu kleinen Kügelchen formen. Ein bis zwei Tage trocknen lassen. Wo die Bömbchen auf Verkehrsinseln oder an Mauerränder geworfen werden, fängt es bald an zu sprießen.
17 Ausmisten
Weniger ist mehr. Wenn die Bude leer ist, haben wir wieder Platz für neue Dinge und Gedanken. Ab auf den Flohmarkt! Dort lernen die Kinder außerdem: rechnen und verhandeln.
18 Zurückreisen
Historische Spektakel unter: www.mittelalterkalender.info
19 Insekten helfen
In der Stadt fehlen den Insekten Nist- und Überwinterungsorte. Abhilfe zu schaffen geht ganz leicht. Bauanleitung für ein Insektenhotel gibt es hier.
20 Chef spielen
Vorsicht, gewagtes Familienexperiment: Die Kinder sagen, wo’s lang geht. Die Eltern gehorchen. Fernsehen, Taschengeld, Essen, Schlafenszeiten – all die Punkte, die sonst in Familien über Jahre diskutiert werden müssen, liegen für eine begrenzte Zeit in den Händen der Kinder. Die Eltern machen, was sie wollen, es sei denn, sie bekommen ausdrückliche Anweisungen. Ob das Chaos womöglich ausbleibt, wenn die Kinder übernehmen? Wem das Risiko zu hoch erscheint, der kann es mit einer weniger spektakulären Variante probieren: Die Kinder einen Tag lang komplett in Ruhe lassen. Kein Rufen zum Essen, keine Anziehvorschriften, keine Programmangebote. Nichts. Dafür bleiben die Eltern bis in die Puppen im Bett liegen und lassen die Dinge laufen. Was lernen wir fürs Leben? Zumindest die Erkenntnis: Elternschaft muss gar nicht stressig sein.
21 Den Jakobsweg gehen
. . . denn der Weg ist das Ziel. Wo ließe sich das besser erleben als auf der berühmten Ich-bin-dann-mal-weg-Strecke zwischen den Pyrenäen und Santiago de Compostela? Man muss ja nicht gleich die ganzen 800 Kilometer des Klassikers gehen. Was zählt: der Wille, einen Teil zu schaffen, und die Ausdauer dranzubleiben. Das geht sogar vor der Haustür: Unter www.deutsche-jakobswege.de sind die hiesigen Zubringer der berühmten Schlussetappen verzeichnet.
22 Stammbaum zeichnen
Kinder interessieren sich leidenschaftlich für ihre Herkunft. Es dauert seine Zeit, bis man alle Ahnen recherchiert hat, aber es lohnt sich. Hilfreich: www.wikihow.com
23 Bäume pflanzen
Bäume sind überhaupt fantastisch. Sie wandeln das Zeug, das wir nicht brauchen (Kohlendioxid), um in Zeug, ohne das wir nicht leben können (Sauerstoff). Jeder Baum erzeugt Sauerstoff für zwei Menschen. Ein schönes Symbol also, wenn etwa eine vierköpfige Familie zwei Bäume pflanzt. Wer keinen Garten hat, bittet den Bürgermeister um ein Plätzchen oder fragt bei plant-for-the-planet.org nach.
24 Witze erzählen
Ob wir in unserem Leben viel zu lachen haben, können wir schon auch selbst bestimmen – indem wir unseren Alltagsärger in Stoff für humorvolle Anekdoten verwandeln. Das schult die Selbstironie und hebt die Laune. Darin kann sich jeder Mensch gar nicht früh genug üben. Die Lernexpertin Vera F. Birkenbihl übrigens war sogar ein Fan von Witzbörsen und etablierte in ihrem Büro den „Joke of the day“. Wer damit anfängt, kann irgendwann auch leichter über sich selbst lachen.
25 Mit Kirschen meditieren
Buddhistische Lehrer nehmen immer Mandarinen, aber man kann auch mithilfe von Kirschen ganz ruhig werden. Einen Versuch ist es wert: Aus einer Schale mit Kirschen nimmt jeder eine heraus und hält sie in seiner Hand. Dann sind alle aufgefordert, sich einen Kirschbaum vorzustellen. Sonne und Regen, Tag und Nacht. Die Kirsche wächst und wächst, irgendwann wird sie gepflückt. Jetzt ist sie hier. Danach untersuchen alle ihre Kirsche, nehmen den Geruch wahr, führen sie zum Munde, beißen ganz bewusst hinein und genießen den Geschmack. Ob man wirklich das Universum in einer Frucht finden kann?
26 Verlieren üben
Ein starker Charakter muss gelernt haben, mit Anstand einzustecken. Wie hat Champions-League-Verlierer Arjen Robben gesagt? Akzeptieren, heulen, weitermachen. Wie man das lernt? Zum Beispiel mit Monopoly spielen.
27 Musik hören
Wenig spektakulär? Nicht, wenn Sie Folgendes verabreden: Jeder darf einen Abend lang Werbung für seine bevorzugte Musikrichtung machen. Mit Infos über die Komponisten, Stellung in der Musikgeschichte und natürlich zahlreichen Hörbeispielen. Heavy Metal contra Barockmusik? Techno versus Pop? Das klingt spannend.
28 Raketen basteln
Die Experimente-Bücher verstauben im Schrank? Kein Wunder: Chemie macht mehr Spaß, wenn die Großen mitmachen. Für den ersten Knall-zisch-peng-Workshop im Freien(!) alte Filmdöschen mit einem Teelöffel Backpulver und einem Esslöffel Essig füllen, Deckel festdrücken. Schütteln, hinstellen, weggehen: boaaahh.
29 Ein Talent entdecken
Vielleicht kann ich doch singen . . . Einmal den Gesangslehrer engagieren und die Familie testen lassen. Bringt Spaß und die eine oder andere Überraschung.
30 Improvisieren
Die Wir-kaufen-nix-Woche zwingt zum Ausprobieren neuer Rezepte und fördert gute Nachbarschaft: Fürs Ausleihen von fünf Eiern spendieren Sie Schokolade.
31 Autofahren üben
Selbstverständlich: Das Kind ist wieder mal Schüler, sitzt am Steuer und lenkt. Mama oder Papa sitzt daneben und spielt den (geduldigen) Fahrlehrer. Okay, es ist verboten, aber darin liegt ja grade der Reiz. Auf verlassenen Parkplätzen oder privatem Grund sollte das Unfall- und Entdeckungsrisiko nicht allzu groß sein.
32 Ohne Dach schlafen
Näher kann man der Natur kaum kommen: Wer ohne ein dünnes Zeltdach schläft, nimmt die Gerüche und Geräusche besonders intensiv wahr. Wer sich zu schutzlos fühlt: Wie wäre eine Nacht auf dem Balkon?
33 In der Stadt abtauchen
Warum in die Ferne schweifen? Auch die eigene Stadt kann man mal wie ein Tourist erleben. Stadtführungen gibt es übrigens immer häufiger auch in alten U-Bahn-Schächten, Bunkern und Kanalisationen. Auch dort lernt man jede Menge Wissenswertes über die Vergangenheit. Und vielleicht sogar das Gruseln . . .
Lernen fürs Leben: 33 Tipps für einen unvergesslichen Sommer – Magazin SCHULE