Katrin Müller-Hohenstein, verlief Ihre Schullaufbahn ähnlich vorbildlich wie die als Sportreporterin?
Meine Schulzeit ging ohne größere Dramen ab. Doch alles in allem: So richtig schön fand ich sie nicht. Die vier Jahre Grundschule habe ich stolperstein-frei in Erinnerung. Im Gymnasium war das anders.
Wo drückte denn konkret der Schuh?
Bei mir hat sich schnell herauskristallisiert, dass ich kein Talent zum Nur-Zuhören habe. Ich war immer eine Macherin und habe mich bei den dauerdozierenden Lehrern gelangweilt. Ich habe aber nicht rebelliert, sondern mich in mein Schicksal gefügt. Natürlich gab es auch Lehrer, die mich begeistert haben, und dann war ich voll bei der Sache.
Ihr schlimmstes Fach?
Wenn Latein gut ist zum Erlernen anderer Sprachen: Warum lerne ich dann nicht gleich die andere Sprache?
Latein, mein Horrorfach von Stunde null an. In der siebten Klasse hatte ich die Wahl zwischen Französisch und Latein. Ich hab Latein genommen, genau wie mein älterer Bruder. Alles, was der machte, war ja schließlich toll – haha. Doch schon am ersten Tag dachte ich: Wo bin ich hier nur gelandet? Und was soll das Dauerbrenner-Argument, Latein wäre sehr gut zum Erlernen anderer Sprachen? Warum lerne ich dann nicht gleich die andere Sprache? Französisch habe ich später noch dazubekommen. Worüber ich sehr froh bin, denn meine Eltern leben einen Teil des Jahres in Frankreich. Wir waren immer schon sehr frankophil, die Sprache hatte ich im Ohr, und sie fiel mir leicht.
Haben Sie sich mit Latein arrangiert?
Ich habe sogar das große Latinum, obwohl ich all die Jahre null Durchblick hatte. Mein später Dank gilt meiner Banknachbarin, die mich immer mal hat abschreiben lassen. Ich bin froh, dass es in der Schule meines Sohnes kein Latein gab. Ich hätte ihn warnen müssen. Alle Lateinlehrer werden sich jetzt schrecklich aufregen. Es gibt bestimmt auch Schüler, die Ablativ & Co. ganz toll finden. Aber es war halt nicht meins.
Aber es gab außer Latein noch vieles mehr …
Ja, Gott sei Dank. In Sprachen war ich immer gut. Geschichte war okay, da kam es sehr auf den Lehrer an. Und während mir Chemie immer schleierhaft geblieben ist, war ich in Bio in meinem Element. Vererbungslehre! Selten habe ich in der Schule etwas Spannenderes gelernt. Ich kann noch heute den Stammbaum des kräuselhaarigen Meerschweinchens über Generationen aufzeichnen. Erdkunde mochte ich auch. Das lag auf der Hand, denn mein Vater ist Geografieprofessor. Einmal kam ich mit einer Vier nach Hause, das fand er nicht lustig.
Waren Sie als Kind schon sportbegeistert?
Fußball war in unserer Familie Frauensache
Ich war ein Sportfreak. Sport hatte ich als Leistungskurs, ich habe Tennis gespielt und den braunen Gürtel im Judo. Sport im Fernsehen schauen war in unserer Familie ganz groß. Die „Sportschau“ und „das aktuelle sportstudio“ waren heilig, da saßen wir immer alle vor dem Fernseher. Kurioserweise war Fußball in unserer Familie mehr Frauensache. Meine Oma war es, die mich mit Fußball infiziert hat. Opa hat das weniger interessiert, meinen Bruder überhaupt nicht. Generell muss ich feststellen, dass sich keiner der Männer in meinem Leben für Fußball interessiert hat. Auweia! Als mein Sohn Niklas auf die Welt kam, dachte ich: Oh Gott, wer geht denn jetzt mit mir ins Stadion? Zum Glück hat sich Niklas dann doch von der Begeisterung seiner Fußballfreak-Mutter anstecken lassen.
Katrin Müller-Hohenstein (52) gehört zur ersten Garde unter Deutschlands Sportreportern. Seit 2006 moderiert sie u. a. „das aktuelle sportstudio“. Sie hat einen Sohn (22) und lebt in München. Gerade hat sie ein Buch über die Lebenswege erfolgreicher Menschen geschrieben. Mehr Info zur Person unter mueller-hohenstein.de
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