Leserautoren

Lesen ist kein Mädchenkram!

Ja, es stimmt: Jungen lassen sich schwerer für Bücher begeistern als Mädchen. Magazin-SCHULE-Leserin Alice Lapuerta hat sich aber ein paar Tricks einfallen lassen . . .


Mein Sohn ist ein Lesemuffel par excellence. Während seine Schwester Bücher verschlingt, kann unser Zehnjähriger nichts damit anfangen. Dabei ist er ein aufgeweckter Bursche, der sich für alles interessiert. Außer für Bücher.

Ich hatte natürlich versucht, ihn zu motivieren. Ich stellte einen Bücherstapel vor ihn hin. Bei meiner Tochter hatte das gut funktioniert. Der Sohn aber blätterte nur lustlos im Kinderklassiker: „Da sind ja keine Bilder drin.“ Auch die anderen Bücher legte er weg. Lieber Playstation spielen!

Ist an der These „Mädchen lesen mehr als Jungen“ also doch etwas dran? Diverse Untersuchungen, unter anderem Pisa, scheinen dies zu belegen. Als Bibliothekarin und Mutter dreier Kinder, davon zwei Buben, muss ich die These bestätigen. Die Entlehnstatistik unserer Bücherei ist alarmierend: Unsere männliche Jugend liest wenig bis überhaupt nicht. Ich kann das weder als Mutter noch als Bibliothekarin akzeptieren. Ich beschloss, alles zu tun, damit auch meine Jungs die wundervolle Welt des Lesens lieben lernen.

Also ab in die Bücherei. Dort borgte ich diesmal ein Werk für meinen Jüngeren aus: ein Pappbilderbuch aus der Kleinkinderecke mit vielen Bildern. Abends las ich dem Kleinen daraus vor. Da erklang verhaltenes Kichern aus dem oberen Stockbett. Sieh an: Der große Bruder hört mit!

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Mir kam eine Idee. Ich nahm ein Buch aus der Serie „Beast Quest“ von Adam Blade aus dem Stapel und begann, ihm laut daraus vorzulesen. Das hatte ich seit dem Schulbeginn nicht getan, weil er das Lesen doch selber üben sollte. Hatte ich etwa zu früh aufgehört? Einem Zehnjährigen vorlesen, das ist doch peinlich?

Von wegen. Die Geschichte war so spannend, dass mein Sohn mich entsetzt anschaute, als ich das Buch zuklappte: „Und? Wie geht’s weiter?“  Tja, das musste er wohl selber herausfinden. Wir einigten uns, abwechselnd zu lesen. Ein Kapitel er, eines ich. Bald geschah das Unglaubliche: Er kam mit dem Buch zu mir. „Lesen wir jetzt?“  So lasen wir uns durch die ersten drei Bücher der Serie. Einmal hatte ich keine Zeit. Da holte er das Buch hervor und begann von ganz allein . . . zu lesen! Triumph! Allerdings musste ihm immer jemand zuhören. Einmal erwischte ich ihn sogar dabei, wie er dem Hund vorlas.

Vorlesen, so lernte ich, ist also gut. Serien sind sehr gut! Überhaupt funktioniert bei Jungs alles gut, was man sammeln, klassifizieren und vergleichen kann. Fakten sind ihnen natürlich auch wichtig. Ich empfehle also Sach-, Science-Fiction- und Fantasy-Bücher und natürlich Comics. Doch, Jungs lesen ebenso gern wie Mädchen. Man muss sie nur anders dazu motivieren. Mit dem (Wieder-)Vorlesen ist der erste Schritt getan!

Kürzlich kam mein Zehnjähriger zu mir: „Stell dir vor, Mama, da gibt es 40 Bücher in der Serie! Die werde ich ALLE lesen!“ Seine  Augen glänzten.

Meine auch – vor Stolz. Mein Sohn ist kein Lesemuffel mehr.



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