„Generation Porno“ wird die heutige Jugend oft abwertend genannt – zu Unrecht, meint der Sozialpädagoge Jan Winter, der auf YouTube den Aufklärungskanal „61 Minuten Sex“ betreibt: „Jugendliche haben heute immer noch das Bedürfnis nach zärtlichen, liebevollen Begegnungen.“
Entgegen aller Annahmen werden junge Menschen keineswegs immer früher sexuell aktiv, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) festgestellt hat: Im Vergleich zum Jahr 2010 sank der Anteil derer, die vor ihrem 14. Geburtstag zum ersten Mal Geschlechtsverkehr hatten, von sieben auf sechs Prozent. Erst mit 17 hat mehr als die Hälfte der Jungen und Mädchen das erste Mal hinter sich.
63% der 14- bis 17-Jährigen sprechen über sexuelle Fragen vor allem mit der MutterBZgA
Der Hauptgrund für die Zurückhaltung ist ein romantischer: Den meisten ist beim ersten Mal eine feste Partnerschaft wichtig. Sie warten, bis sie den Richtigen oder die Richtige gefunden haben. Und sie nehmen das Thema Verhütung sehr ernst: Mehr als 92 Prozent nutzen beim ersten Mal ein Verhütungsmittel, 1980 waren es nur 76 Prozent. Studienleiterin Heidrun Thiess sieht in dieser Entwicklung ein Verdienst der Schulen und Eltern: Die Schüler nehmen niveauvolle Aufklärungsarbeit gut an, sprechen aber vor allem mit ihrer Mutter (63 Prozent) oder mit besten Freunden (53 Prozent) über sexuelle Fragen.
Angesichts der Pornoflut im Internet warnt Jan Winter, dass vor allem Kinder aus sozial schwachen Familien bei der Aufklärung nicht allein gelassen werden dürften. Wer aber Rückhalt in der Familie und bei Freunden genießt, werde sich in der Pornowelt auch nicht verlieren. Das sei, sagt Winter, mit Pornos genauso wie mit Drogen.