Denken & Diskutieren

So läuft’s bei uns!

Teil III unserer Smartphone-Serie. Handys und Kinder: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte die Eltern. Drei Berichte von der Telekommunikationsfront


Der Boykott

Unsere Tochter Stella ist 14 Jahre alt und geht in die 9. Klasse eines Gymnasiums. Nein, sie hat noch kein Smartphone. Auch kein Handy. Sie will keines

Wir Eltern sollten heilfroh sein, aber tatsächlich wundern wir uns ein bisschen über ihre konsequente Ablehnung. In der 6. Klasse waren wir noch erleichtert darüber –damals war dieses Thema topaktuell. Spätestens mit der 8. Klasse hatten dann alle Schüler ein Handy, bei den meisten musste es sogar ein Smartphone sein. Schließlich entwickelt sich die Technik ja weiter! Da wir Eltern nicht als rückständig und geizig auffallen wollen und wir unsere Tochter auch nicht als Mobbingkandidatin sehen möchten, haben wir ihr in letzter Zeit mehrfach ein Smartphone angeboten. Der technikbegeisterte Opa würde sich nur zu gern um dieses Thema kümmern.

Handy? Nein danke!

Aber nein. Stella sagt, sie brauche so etwas nicht: „So ein Smartphone hält doch nur ab.“ Sie erzählt uns, was damit so geschrieben werde. Zum Beispiel: „Eh, Leute, hatten wir was in Mathe auf?“ „Na klar, bin schon fertig.“ „Oh, was war das denn?“ „Seite sowieso.“ „Ist das schwer?“ „Nö, geht so.“ Und so weiter. Stella meint, in der Zwischenzeit sei sie schon fertig mit Hausaufgaben! Ich stimme ihr völlig zu – aber was interessiert normalerweise die Mutter-Meinung? Immerhin beruhigend, dass nachmittags bei uns die analoge Telefonleitung glüht, weil ja doch das ein oder andere geklärt werden soll.

Woher hat das Kind diese abwehrende Einstellung zum beliebtesten Kommunikationsmittel ihrer Generation? Wir haben keine Ahnung. Vielleicht leben wir ihr vor, dass es auch mit wenig Technik geht? Mein Mann arbeitet von zu Hause aus, das normale Telefon und der Internet-Anschluss reichen ihm aus, ein extra Handy besitzt er nicht. Ich selbst, es ist mir manchmal peinlich, telefoniere mit einem Nokia, das fast nur telefonieren kann. Ich könnte auch noch SMS verschicken, tue das aber nicht.

Wäre es unter diesen Umständen nicht normal, unsere Tochter würde gegen unsere Rückständigkeit rebellieren und auf jeden Fall ein aktuelles Handy-Modell fordern? Puber-Tiere machen doch gern das Gegenteil von den Erwachsenen.

Ich wurde tatsächlich schon gefragt, ob unsere Tochter überhaupt Freunde habe. Ja, hat sie. Wird sie geärgert, gar gemobbt? Nein. Wie organisiert sie ihre Freizeit oder Schulthemen? Sie telefoniert mit Freundinnen. Für umfangreichere Schulaufgaben benutzt sie ihren aktuellen Laptop, WLAN, Farbdrucker. Über den PC  könnte man ja auch einiges machen, doch bei WhatsApp & Co. ist sie nicht angemeldet. Nicht, weil sie das nicht dürfte, sondern, weil sie es nicht will. Stellas Einstellung hat natürlich Vorteile. Da wir drei uns nicht pausenlos erreichen können, machen wir ganz altmodisch Treffpunkte und Zeiten aus – sie ist immer zuverlässig.

Ein Problem werden jetzt Weihnachten und ihr Geburtstag sechs Wochen später. Was sollen wir schenken? Ein Handy will sie ja nicht. Wir dachten an einen Fernseher für ihr Zimmer, auch, weil es dann kein Gerangel mehr um die Fernbedienung gibt. Was sagt sie dazu? Nein, sie möchte nicht allein in ihrem Zimmer sitzen, ein Fernseher müsse reichen, sie wolle zusammen mit uns gucken und wir müssten uns eben absprechen.

Hat jemand sonst eine Idee? Nur kein Strickzeug. Das findet sie langweilig. 

Birgit Hartmann


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