Wundern & Wissen

Die Ostsee – Traumziel für Familien

Sommerfrische pur: Die Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns lockt Familien mit blauem Himmel, weißen Stränden und einer weiten, ruhigen See


Heute wird im „Gasthof zur Linde“ etwas Besonderes serviert: Flundern auf heißen Stachelbeeren, ein Spezialgericht, mit dem im Jahre 1890 die Dichterin Elisabeth von Arnim auf der Insel Rügen begrüßt worden sein soll. „Das Rezept dafür hat mir eine Historikerin verraten“, erzählt Gastwirt Steffen Leistert.

Den ältesten Gasthof von Rügen im Südosten der Insel hat Leistert Mitte der 90er-Jahre übernommen. Zisterziensermönche hatten das alte Gemäuer im 15. Jahrhundert erbaut. Früher erfrischte sich der Postkutscher im Gasthof, heute kehren Touristen ein, die den urigen Charakter des derben Holzbodens und der unverputzten Ziegelsteinmauern des Hauses schätzen. Wenn die Sonne scheint, sitzt man hübsch auf der Terrasse zwischen den beiden alten Linden. Köstlicher Kaffee-
duft liegt in der Luft, Stefan Leistert röstet selbst Bio-Bohnen aus Peru und Kolumbien sowie Hochlandbohnen aus Äthiopien. Sogar das malzige Bier wird in der „Linde“ selbst gebraut, immerhin 250 Fässer im Jahr. Die Gäste wissen es zu schätzen. Selbst gemachtes Bier und frischer Hering oder Matjes – einfach, lecker und ganz und gar typisch für Rügen.

Kurz nach dem Mauerfall hatte die Insel Rügen noch kaum mehr zu bieten als Sonne, Meer und herrliche Natur. Sobald es regnete, flüchteten Urlauber aufs Festland. „Heute gibt es in Rügen eine hervorragende Infrastruktur“, sagt Gastwirt Leistert. Spaßbäder, Erlebnis- und Mitmachmuseen, Theater, Cafés bieten auch an Regentagen Abwechslung auf Deutschlands größter Insel mit ihren Kreidefelsen, den Leuchttürmen am Kap Arkona und dem einzigen deutschen Urwald im Naturpark Jasmund.

Überhaupt gehört die Ostsee zu den beliebtesten Urlaubszielen Deutschlands. Der Reiz: kilometerlange weiße Sandstrände, blaues, klares Wasser, steile Klippen, grüne Alleen, die sich schnurgerade durch das Hinterland ziehen. Nirgends sonst im Land gibt es so viele Sonnenstunden wie in der kleinen Karibik des Nordens. Nicht zufällig zog es auch früher Künstler und Schriftsteller in den hohen Norden Mecklenburg-Vorpommerns. Caspar David Friedrich, Ernst Barlach, Ernst Moritz Arndt und Gerhard Hauptmann haben ihre Spuren hinterlassen. Die Gemälde der weißen Kreidefelsen von Rügen, die Caspar David Friedrich auf Leinwand bannte, gelten weltweit als Inbegriff deutscher Romantik.

Jede Ecke der Region hat ihren eigenen Charakter, jede ist für sich eine Reise wert. Da ist Usedom mit den drei Kaiserbädern Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck, dem Stolper Wasserschloss und seinem berühmten Räucherfisch. Die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst lockt mit bunten, reetgedeckten Häusern und dem ruhigen Bodden, dem durch zwei Landzungen vom offenen Meer abgetrennten Gewässer auf der Festlandseite. Ein prachtvoller Küstenstreifen des Festlands findet sich zwischen den Hafenstädten Stralsund und Rostock.

 

Gerade Familien hat die Ostsee viel zu bieten. Das flache, ruhige Wasser an der Küste ist ideal zum Plantschen und für Wasserspiele. Auf langen Strandspaziergängen kann man nach Muscheln oder Bernstein Ausschau halten, dem „Gold der Ostsee“, das die Frühlings- und Herbststürme seit Jahrhunderten an den Strand spülen. Die feinen Sandstrände eignen sich perfekt für verdöste Familientage. Während die Großen im Strandkorb entspannen, können die Kleinen buddeln oder Burgen bauen. Längst ist der Burgenbau zum Volkssport für alle Altersklassen geworden. Erst 2011 wurde zwischen Glowe und Kap Arkona auf Rügen die längste Sandburg der Welt gebaut: 27,5 Kilometer lang.

Nirgendwo im Land gibt es so viele Sonnenstunden wie zwischen Rostock und Rügen

Wer Lust hat, kann Beachvolleyball spielen, surfen oder segeln, Kanu fahren, kiten oder wakeboarden. Die Ostsee ist ein Paradies für Wassersportler, die ruhige See bietet auch Anfängern die Chance, Neues auszuprobieren. Viele Anbieter haben spezielle Familienkurse im Programm. Tauch- und Schnorchelfans führen sie zu alten Schiffswracks, Fischgründen oder versunkenen Siedlungen.

Auch jenseits des Strandlebens gibt es viel zu entdecken. Gerade im Sommer ist in den Fischerörtchen der Ostsee immer etwas los: von den Störte-beker-Festspielen um den berühmten Seefahrer auf der Naturseebühne Ralswiek auf Rügen bis zu den Rumpelstil-Märchenwochen auf Zingst. Neugierige erkunden das Dinoland auf Rügen oder begeben sich mit Gunnar Fiedler und seinem Jeep auf Inselsafari an die entlegenen Stellen Usedoms. Bei schlechtem Wetter lohnt ein Ausflug zu den Spaßbädern oder zum Ozeaneum Stralsund, wo die riesige Tigerhaidame Niki ihre Bahnen zieht.

Über schlechtes Wetter kann Anne Hille nur lachen. Mit dem Pferd durch die Landschaft ziehen macht Familien auch Spaß, wenn der Wind an den Jackenärmeln zerrt. Seit 2002 betreibt die studierte Künstlerin einen Ferienhof in Starkow, der ihre beiden Leidenschaften verbindet: Reiten und Kunst. Auf den Weiden zwischen den sonnigen Ferienhäusern stehen mannshohe Skulpturen, Installationen treiben auf dem See um die Ecke. Es gibt Workshops für Kunstinteressierte, Ausritte mit Skizzenblock oder „Malen und Reiten“-Kurse für Familien. Oft kommen Tagesgäste, manche sind reiterfahren, andere Anfänger.

Auch die Kleinsten können schon mitmachen. „Sobald Kinder sitzen können, kann es losgehen“, sagt Anne Hille. Zum Beispiel zu einem Spaziergang mit Pferd über die Wiesen an der südlichen Boddenküste. Das Kind thront auf dem Pony, die Eltern haben den Führstrick fest im Griff. Es geht vorbei an gelben Rapsfeldern oder zu den Schlafrevieren der Kraniche am Bodden. Ein Erlebnis für die ganze Familie!



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