Meinen & Sagen

Die Nacht der kichernden Monster

Für vor 1980 Geborene ist Halloween ohnehin ein seltsames Fest. Richtig gespenstisch wird es aber erst durch die Eltern


Jetzt haben wir es wieder überstanden, dieses seltsame Fest. Als ich klein war, hatten wir von Halloween höchstens aus Fernsehserien gehört. Eine bizarre, typisch amerikanische Sache, uns Europäern unverständlich. Aber den Kindern im Fernsehen brachte sie offenbar Spaß. Als später auch deutsche Kinder im Herbst in Faschingskostümen herumliefen, fand ich das lange befremdlich.

Das glaub ich jetzt nicht!

  • Mathias Brüggemeier
    hatte als Sternsinger wenig Erfolg. Vielleicht war sein Gesang zu schauerlich?

Bis mein eigener Nachwuchs „Süßes oder Saures!“ rufend um die Häuser zog. Verkleidet, fremde Erwachsene zu erschrecken und von ihnen Süßigkeiten zu erpressen, das muss man sich erst mal trauen. Aber wenn es klappt, ist man stolz und hat eine Tüte voll Süßes. Ein bisschen wie Sternsinger, nur cooler. Das hätte ich als Kind auch gemocht.

Aber da habe ich wohl etwas falsch verstanden. Denn ein bisschen verliert es seinen Schrecken, wenn im Minutentakt kichernde Ungeheuer vor der Tür stehen. Dieses Jahr kam es zu regelrechten Staus vor unserem Haus, die einen mussten warten, bis die anderen weitergezogen waren. Und hinter all den Mini-Zombies warten neuerdings immer mehr Monsteraufpasser: Eltern, die als Tütenträger stets ein paar Schritte hinter ihren Kindern mitlaufen. Wozu? Um kleine Vampire vor grummeligen Rentnern zu schützen? Begleiten Eltern ihre Kinder jetzt schon zu Mutproben?

Letztes Mal flog uns bereits im September ein Zettel aus der Nachbarschaft ins Haus mit der Frage, ob wir an Halloween Süßigkeiten spenden würden: „Wir Eltern möchten eine geeignete Route planen und Enttäuschungen für unsere Kinder vermeiden.“ Das fand ich dann wirklich gruselig.



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