Diese komische Aussprache! Diese lästigen Vokabeln! Diese komplizierten Zeiten! Fremdsprachen zu lernen kann eine Qual sein. Andererseits ist es einfach wunderbar, eine fremde Sprache sprechen zu können. Die schlechte Nachricht: Der Weg dorthin führt für die meisten Lernenden leider nicht am Pauken und Üben vorbei. Die gute: Mit der richtigen Strategie kann man sich das Lernen leichter machen. Wie das gelingen kann, zeigen unsere Lerntipps für Fremdsprachen.
Unsere acht besten Lerntipps für Fremdsprachen:
1. Einfach mal mitsingen
Die Aussprache einer Fremdsprache ist für viele Schüler eine große Hürde – in Französisch noch mehr als in Englisch. Man hört sich selbst reden, und es klingt nicht richtig, irgendwie komisch. Da sagt man lieber nichts, als sich zu blamieren. Großer Fehler! Denn eine Sprache lernt man nur durchs Sprechen. Was fehlt, ist meist schlicht die Übung. Ohne Übung traut man sich nicht zu sprechen – ein Teufelskreis. Wem also vor der Klasse die Röte ins Gesicht steigt, der sollte auch zu Hause trainieren. Das hat zusätzlich den Vorteil, dass man die effektivsten Möglichkeiten nutzen kann, um in die Aussprache der fremden Sprache einzutauchen: Singen, reimen, rappen – alles, was den Klang von Wörtern verstärkt, ist gut.
Tipp: Kindergedichte und -lieder sind für Anfänger hervorragend geeignet.
2. Virtuell umziehen
Fast alle elektronischen Geräte und die meisten großen Internet-Seiten haben heute Spracheinstellungen. Wer in einer Fremdsprache ganz nebenbei mehr Routine bekommen möchte, zieht einfach virtuell in das entsprechende Land um: Smartphone, YouTube und Facebook auf Englisch umgestellt, und schon ist man von der Sprache umgeben. Zwar lernt man dadurch nicht automatisch schulrelevante Vokabeln, aber man gewöhnt sich an die Struktur der Sprache.
Spannender Nebeneffekt: Weil die Spracheinstellung im Internet meist Einfluss auf Suchergebnisse hat, stößt man auf Videos und Texte, die einem sonst entgangen wären.
Tipp: Wer fremdsprachigen Stars in sozialen Medien wie Instagram, TikTok oder YouTube folgt, wird dort von ihnen auch effektiv mit ihrer Sprache berieselt. Da gilt natürlich auch für die Kommentare anderer Fans – aber Vorsicht: Dort schreiben de meisten nicht unbedingt in korrekter Sprache, wie sie in der Schule erwartet wird.
3. Fremdsprachige Filme ansehen
Innovativ ist dieser Lerntipp für Fremdsprachen nicht, aber er wirkt nun einmal: Wer Filme im fremdsprachigen Originalton ansieht, gewöhnt sich an die fremde Sprachmelodie und erweitert nebenbei seinen Wortschatz. Wer Niederländer oder Schwedinnen fragt, woher sie ihr meist exzellentes Englisch haben, antworten sie meist: aus dem Kino! Vor allem das passive Sprachverständnis und die Phonetik werden so geschult. Also Spracheinstellungen im Netflix-Account ändern oder dieser französischen YouTuberin folgen und ab ins Sprachbad!
4. Zeiten malen
In allen Fremdsprachen sind die Zeiten schwierig zu verinnerlichen. Mal ehrlich, wer weiß schon, wo das deutsche Futur II auf einem Zeitstrahl anzusiedeln ist? Umso schwieriger ist das in Englisch oder Französisch. Gleichzeitig sind die deutschen Zeiten auch schon der richtige Lösungsansatz: Es lohnt sich, einmal einen großen Zeitstrahl mit allen Zeiten im Deutschen und den gelernten Fremdsprachen aufzuzeichnen. So sieht man leicht, an welcher Stelle der Vergangenheit oder Zukunft man sich bewegt – und hat im Idealfall am Ende nicht nur das present perfect, sondern auch das deutsche Imperfekt begriffen.
Wichtig dabei: die Zeiten nicht als Punkte, sondern als Zeiträume (Balken mit Anfang und Ende) einzeichnen. Denn oft ist es wichtig, ob eine Handlung zu einem bestimmten Zeitpunkt schon abgeschlossen ist oder nicht.
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5. Übungen selbst basteln – oder suchen
Ein Grammatiktest steht an, aber der Übungsstoff ist ausgegangen? Kein Problem! In Fremdsprachen kann man sich seine Aufgaben leicht selbst basteln – und hat dabei sogar einen doppelten Lerneffekt.
So funktioniert’s:
- Einen nicht zu schweren Text in der Fremdsprache aussuchen, in dem der passende Lernstoff (z. B. indirekte Rede, present perfect etc.) vorkommt. Das kann ein Beispieltext aus dem Schulbuch sein, aber auch ein Song, eine Nachricht aus dem Internet usw.
- Den Text kopieren und dabei grammatikalische Elemente wie Verbformen, Präpositionen, Adverbien etc. abdecken bzw. rauslöschen. Nebenbei beschäftigt man sich beu diesem Schritt schon mit dem Lernstoff, denn die passenden Formen muss man ja heraussuchen.
- Schließlich folgt das klassische Üben: Die Lücken per Hand wieder füllen und das Ergebnis mit dem Originaltext vergleichen.
Zudem sind auch vorgefertigte Übungen heute leicht zu finden. Die Übungshefte der Schulbuchverlage haben den Vorteil, meist genau zum verwendeten Lehrwerk zu passen – aber sie sind in der Regel kostenpflichtig. Daneben gibt es im Internet einerseits ebenfalls kostenpflichtige Übungsportale wie kapiert.de oder Catlux, andererseits aber auch kostenlose Seiten mit Übungen wie englisch-hilfen.de, Übungskönig oder Schlaukopf.de.
Tipp: Lehrkräfte geben fast immer gern Vorschläge für sinnvolle Übungen weiter. Die Lehrerin oder den Lehrer zu fragen, kann sogar das eigene Image steigern: Denn wer Übungen sucht, möchte sich offensichtlich in dem Fach verbessern (und das gefällt Pädagogen). Schöner Nebeneffekt: Bei der Gelegenheit bekommt man oft auch eine Idee davon, welche Lerninhalte der Lehrkraft für die nächste Prüfung besonders wichtig sind.
6. Einen Vokabelkasten benutzen
Hier der Klassiker unter den Lerntipps für Fremdsprachen: Der Karteikasten ist tatsächlich eine höchst effiziente Methode, unzusammenhängenden Lernstoff wie eben Vokabeln dauerhaft zu verinnerlichen. Das gilt aber nur fürs Wiederholen! Was immer in den Kasten kommt, sollte man vorher schon gelernt und verstanden haben.
So funktioniert’s:
- Ein Vokabelkasten hat typischerweise fünf Fächer, von denen das erste das kleinste und das letzte das größte ist. Auf jede Karte schreibt man eine Vokabel (von Hand, das ist wichtig – so prägt man sich von Anfang an die richtige Schreibweise ein). Auf der Vorderseite jeder Karte steht der fremdsprachliche Begriff, hinten die deutsche Bedeutung.
- Die Karten mit dem frischen Lernstoff steckt man in das erste Fach, das täglich oder zumindest alle zwei bis drei Tage durchgearbeitet wird.
- Wörter, die man auf Anhieb weiß, rutschen in das nächste Fach, die, welche man nicht oder nur stockend weiß, bleiben im ersten Fach stecken.
- Das zweite und alle weiteren Fächer werden in jeweils größer werdenden Zeitabständen bearbeitet.
- Kann eine Frage nicht beantwortet werden, wandert die Karte wieder ins erste Fach.
7. Spielend lernen
Der Vokabelkasten ist effizient, aber nicht sexy. Zur Auflockerung lohnt es sich, fremde Wörter einmal ganz anders zu üben – mit kreativen Spielen, etwa mit Vokabel-Tabu:
Benötigt werden eine Uhr, ein blickdichter Beutel und kleine Zettel. Jeder Spieler erhält drei Zettel und notiert darauf je zwei Begriffe: entweder zwei Prominente, zwei allen Spielern bekannte Freunde, zwei Tiere, Gegenstände oder Tätigkeiten. Die Zettel gibt man in den Beutel und bildet gleich starke Teams. Nun zieht ein Spieler einen Zettel und erklärt innerhalb einer Minute die beiden Begriffe darauf in der vereinbarten Fremdsprache seinen Teammitgliedern, ohne die Begriffe selbst zu verwenden. Errät die Gruppe beide Begriffe, behält sie den Zettel, und der Spieler darf einen weiteren ziehen. Falls nicht oder falls der Erklärer ein deutsches Wort verwendet, geht der Zettel zurück in den Beutel, und die nächste Gruppe ist dran. Es gewinnt das Team mit den meisten Zetteln.
Tipp: Fünf weitere Vokabelspiele haben wir für Sie hier zusammengestellt: Vokabeln spielend lernen
8. Eselsbrücken bauen
In England baut man Häuser aus Briketts. Denn Ziegelsteine heißen auf Englisch „brick“. Wer sich jetzt ein feines Londoner Reihenhäuschen ganz aus schwarzen Steinkohle-Briketts vorstellt, wird die Vokabel wahrscheinlich nicht mehr vergessen. Natürlich ist das Unsinn, aber genau darum geht es: Eselsbrücken funktionieren umso besser, je absurder sie sind, denn alles Ungewöhnliche merkt sich unser Gehirn leichter. Das gilt für alle Fächer, besonders aber auch für Fremdsprachen.
So erinnert einen der Satz „Matsch kann man nicht zählen“ daran, dass nach dem englischen „much“ immer unzählbare Dinge stehen („much money“ – im Gegensatz zu „many Euros“). Oder die gern missachtete Reihenfolge der Wörter in englischen Sätzen: Sie folgt dem wunderbaren Wort „SPOMPT!“ (Subject, Predicate, Object, Manner, Place, Time). Wer das Wort zehnmal laut ausspricht, hat schon wieder ein Grammatikproblem weniger.
Tipp: Keine Scheu vor Albernheiten! Je absurder eine Eselsbrücke ist, umso besser prägt sie sich ein.
Die besten Lerntipps für Fremdsprachen – Foto: cottonbro von Pexels