Wer kennt ihn nicht, den Halbjahres-Blues? Das Zwischenzeugnis fällt für Schülerinnen und Schüler selten so aus wie gewünscht. Nach den ersten, ruhigeren Wochen des Schuljahres wird der Stoff meist schnell komplexer. Spätestens dann holen einen viele alte Wissenlücken ein, die im Prüfungsstress rund um Weihnachten kaum geschlossen werden können. Und so verteilen Lehrkräfte im Januar und Februar reihenweise Warnschüsse.
Auf diese Signale sollte man hören – und nicht den Kopf in den Sand stecken. Denn es ist noch genug Zeit, und die Weichen für ein besseres Endzeugnis zu stellen: Wer jetzt durchstartet und unseren Tipps folgt, kann bis zum Schuljahresende einiges schaffen.
Zum Halbjahreszeugnis: Wie steht es um mich?
Wer sein Ziel erreichen will, muss erst einmal wissen, wo er steht. Deshalb sollte das Halbjahreszeugnis Anlass für eine Bestandsaufnahme sein – nüchtern, aber entschlossen. Denn wer nur panisch auf schlechte Noten blickt, kann möglicherweise nicht strategisch genug denken. Und wer sich nach dem Motto „Wird schon werden“ lässig zurücklehnt, packt sicher zu wenig und zu spät an.
Also eine ehrliche Bestandsaufnahme: Was lief gut, was schlecht? Fach für Fach, Note für Note analysiert man nun die Ergebnisse – am besten zusammen mit den Eltern. Habe ich in Englisch wirklich nur Pech gehabt, dass die „falschen“ Vokabeln drankamen – oder habe ich zu wenig gelernt? Habe ich für Mathe das Richtige geübt – oder nur das Einfache?
Richtig coachen
In der Planungsphase ist Unterstützung besonders wichtig. Drei Tipps für Eltern:
1. Prioritäten gemeinsam klären
Wo hakt es? Warum? Was sollten wir als erstes tun? Zusammen ist es leichter, die wichtigsten Ziele zu identifizieren.
2. Die passende Lernumgebung schaffen
Ausstattung, Zeit und Ruhe: Wenn Eltern dafür sorgen, dass diese Grundvoraussetzungen stimmen, können sich Schüler besser auf ihre Ziele konzentrieren.
3. Selbstständigkeit fördern
Ein guter Coach hilft bei der Vorbereitung und begleitet den Wettkampf. Aber er steigt nicht selbst in die Arena. Für Eltern heißt das: Vorsicht mit fertigen Lösungen! Nur wenn der Schüler lernt, die richtigen Fragen zu stellen und selbst Antworten zu finden, kommt er dauerhaft voran.
Anhaltspunkte geben auch bisherige Zeugnisse: Eine absteigende Tendenz in den Noten deutet meist auf fehlendes Grundwissen hin. Große Schwankungen hingegen sind oft ein Zeichen mangelnder Motivation. Nebenbei: Lehrkräfte sind keine gute Ausrede – statt dessen können sie bei der Zeugnisanalyse durchaus helfen.
Die Halbjahres-Strategie in 10 Schritten
Meist zeichnet sich so schon ab, wo man jetzt am besten investiert. Welche Note steht auf der Kippe? Welches Fach ist versetzungsrelevant? Merke: Mit konzentrierter Arbeit lässt sich jetzt noch jede Note ausbügeln – aber vielleicht nicht mehr alle gleichzeitig. Prioritäten setzen – und strategisch vorgehen!
1. Ziele setzen
Ist der aktuelle Stand klar, geht es als Nächstes darum, sich realistische Ziele für die restlichen Monate des Schuljahres zu setzen. Welche Noten müssen unbedingt besser werden? Und, genauso wichtig: Womit kann ich leben? Das hängt auch davon ab, was man erreichen möchte: Wer nur irgendwie die Versetzung schaffen möchte, muss anders arbeiten als jemand, der ein möglichst gutes Abschlusszeugnis braucht.
2. Realistisch bleiben
Für die einen ist eine Vier eine Enttäuschung, für die anderen ein riesiger Fortschritt auf dem Weg zum Klassenziel. Wichtig ist, realistisch zu bleiben. Viele kennen das Prinzip aus Computerspielen: Am meisten motivieren uns Ziele, die wir so gerade noch erreichen können. Genau solche Ziele sollte man sich auch für Lernerfolge setzen.
3. Lernvertrag schließen
Eine ganz wesentliche Voraussetzung für Motivation ist, dass man weiß, warum man ein bestimmtes Ziel eigentlich erreichen möchte. Brauche ich bessere Noten, um auch nächstes Jahr mit meinen Freundinnen in derselben Klasse zu sein? Brauche ich sie, um bessere Chancen auf meine Wunschausbildung zu haben? Oder will ich sie einfach, weil ich mich sonst selbst enttäusche? Es lohnt sich, diese Dinge einmal wirklich zu klären und auszuformulieren – und zwar in einem Vertrag mit sich selbst. Ja, so richtig schriftlich und mit Unterschrift. Klingt albern? Mag sein, aber es hilft tatsächlich. Ausprobieren!
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4. Etappen abstecken
Natürlich geht es ab jetzt ums Endzeugnis. Das heißt aber nicht, dass man die ganze Zeit nur darauf schielen sollte. Einfacher fällt uns der Weg, wenn wir uns erreichbare Etappenziele setzt: sich auch in dem ungeliebten Fach mindestens dreimal pro Stunde zu melden, ein gutes Referat zu halten, die Hausaufgaben zu machen, in der nächsten Klassenarbeit besser als in der letzten zu sein.
5. Ursachen klären
Eine Schülerin mit Verständnislücken muss jetzt anders vorgehen als jemand, der sich beim Behalten von Jahreszahlen oder Vokabeln schwertut. Grundlagen nachholen, Hilfe zum Erklären suchen, oder strukturierter pauken: Nur wer die Ursachen für unbefriedigende Ergebnisse kennt, kann gezielt daran arbeiten.
Dazu zählt übrigens auch, die eigenen Arbeitstechniken immer wieder auf den Prüfstand zu stellen: Manchmal wirkt es Wunder, zu einer anderen Tageszeit oder ohne Hintergrundmusik zu lernen – und vor allem ohne Handy im Zimmer!
6. Rangfolge bilden
Zeit und Energie sind begrenzt, das gilt für jeden Menschen. Daher sollte dem wichtigsten Ziel stets die produktivste Zeit gewidmet werden. Zwei Faktoren sind dafür entscheidend: die Bedeutung (für ein besseres Endzeugnis) und die Dringlichkeit (etwa bei bevorstehenden Prüfungen). Diese Faktoren vor jedem Arbeitseinsatz kontrollieren!
Wertvolle Tipps für effizientes Lernen haben wir hier zusammengestellt.
7. Mut zur Lücke
In Fächern, die einem liegen, ist man motivierter – und arbeitet vielleicht sogar mehr als nötig. Im günstigen Fall kann eine angenehm gelungene Hausaufgabe im Lieblingsfach sogar Schwung verleihen für die weniger geliebten Aufgaben danach. Doch wer ständig nur eine ohnehin vernünftige Note zusätzlich perfektioniert, riskiert, keine Kraft und Zeit mehr für andere Ziele zu haben. Deswegen darf das Lieblingsfach jetzt auch einmal zu kurz kommen. Das Prinzip von Bedeutung und Dringlichkeit (s. o.) hilft, Kompromisse zu finden.
8. Zeit richtig einteilen
Ob Prüfungen, Referate oder größere Hausarbeiten: Mit vielen Zwischenzielen auf dem Weg zum besseren Endzeugnis sind Termine verbunden, zu denen man punktgenau in Bestform sein muss. Hier hilft die Rückwärts-Planung in Etappen: Wann muss ich welchen Stoff bearbeitet haben, um am wichtigen Tag vorbereitet zu sein oder rechtzeitig abzugeben? Konsequent notiert und nachverfolgt, entsteht aus solchen Etappen ein Lernplan, den man täglich kontrolliert und gegebenenfalls anpasst.
9. Noch auf Kurs?
Mindestens einmal im Monat sollte man die eigenen Ziele und ihre Zwischenetappen überprüfen. Lerne ich konzentriert und effektiv? Ist meine Zeitplanung noch aktuell? Komme ich auf die angestrebten Noten? Falls nicht, unbedingt Kurs nachjustieren! Auch diese Kurkorrekturtermine sollte man sich im Kalender notieren, um sie nicht zu vergessen.
10.Mit letzter Kraft
Wenn es gegen Ende dann doch eng wird, heißt das: Aufwand und Ergebnis realistisch einschätzen. Wo kann ich in der verbleibenden Zeit noch am meisten erreichen? Welche Note kann ich überhaupt noch beeinflussen? Wenn es ums Ganze geht, sollte man in den letzten Wochen vor Notenschluss seine Zeit und Energie darauf konzentrieren.
„Der 10-Punkte-Plan fürs zweite Halbjahr“ – Foto: Freepik