Carolin Kebekus, Ihre Fans lieben Ihren unverblümten, deftigen Humor. Waren Sie schon als Kind so eine freche Göre?
Frech würde ich nicht sagen, aber auf jeden Fall recht laut. Wenn ich etwas zu sagen hatte, war es schwer, mich zu überhören. Laut meine Meinung zu sagen, damit hatte ich nie Schwierigkeiten. Das war auch ein guter Weg, um mir bei anderen Kindern Anerkennung zu verschaffen.
Wir haben die Klasse mit Vorhängeschlössern von innen abgesperrt
Also die typische Anführerin …
Nicht im Sinne von rebellisch. Aber ich war für jeden Unsinn zu haben. In einem Jahr mussten einige Klassen wegen Überfüllung der Schule in Köln-Ostheim in Baracken ausweichen. Die haben wir mit Vorhängeschlössern von innen abgesperrt, sodass die Lehrer nicht hineinkonnten. Wir haben dann die Weisung ausgegeben: keine Lehrer da, also alle nach Hause gehen. Ansonsten waren in unserem Schulgebäude Hauptschule, Realschule und Gymnasium zusammen untergebracht.
Sie waren auf dem Gymnasium. Sind die Schüler „unter sich“ geblieben?
Da gab es schon einen Austausch. Im Erdgeschoss waren die Hauptschüler, im ersten die Realschüler und ganz oben die Gymnasiasten. Wir, die jeden Morgen in unsere Klasse in den zweiten Stock gingen, waren die „Gymmie-Geier“. Ich fand die Hauptschüler die viel Cooleren.
Multitalent:
Carolin Kebekus (36) ist als Comedian, Schauspielerin, Sängerin und Synchronsprecherin erfolgreich. Seit 2015 ist sie im Ersten mit „Pussy Terror TV“ zu sehen. Im Film „Schatz, nimm du sie“ (2017, erhältlich auf DVD) spielt sie eine Karrierefrau
Wie lief’s nach der Schülerstreiche-Phase?
In der zehnten Klasse gab’s einen blauen Brief nach Hause, ich hatte so schlechte Noten – mir drohte der Abflug. Ich fand Schule scheiße, wollte Party machen … Nachdem aber die ganze Klasse kollektiv versagte, empfand ich meine katastrophalen Leistungen als nicht so dramatisch.
Evolution hat mich so begeistert, dass ich Bio studieren wollte
Und wie haben Sie’s dann doch bis zum Abitur geschafft?
Wir alle bekamen von unserer Lehrerin ein Brief. Mir wurde unmissverständlich klargemacht, dass ich gerade dabei sei, mein Leben zu versauen. Das war der Weckruf. In der elften Klasse hatte ich dann das große Lehrerglück bei meinen Leistungsfächern Deutsch und Biologie, Herr Moritz und Frau Gutbrot. Ich verschlang Goethes „Faust“. Und die Evolutionstheorie hat mich so begeistert, dass ich Bio studieren wollte.
Was hat die junge Carolin Kebekus daran gehindert, Biologin zu werden?
Na ja, das pure Interesse wurde durch die mangelnde Begabung in den anderen naturwissenschaftlichen Fächern arg gebremst. Dann wollte ich Theaterwissenschaften studieren. Das war damals ungemein populär, entsprechend hoch war der NC, und ich hätte mich mit meinem 2,9-Abi auf eine Wartezeit einstellen müssen. Also machte ich ein Praktikum bei einer TV-Produktionsgesellschaft, die unter anderem für RTL Beiträge lieferte. Bald gab es erste Auftritte in einer Sketch-Sendung, und schon war ich drin im Bühnengeschäft.
In der Filmkomödie „Schatz, nimm du sie“ spielen Sie eine Mutter von zwei Kindern, die ein großartiges Jobangebot erhält und darauf hinarbeitet, dass die Kids lieber beim Vater leben wollen. Wie gefiel Ihnen die Rolle der Rabenmutter?
Die Toni, die ich im Film verkörpere, ist keine Rabenmutter. Heute sind viele Frauen diesem Kinder-und-Karriere-Konflikt ausgeliefert. Diese Problemstellung ist im Film als Komödie verpackt. Recht gelungen, wie ich finde.
„In der Zehnten kam ein blauer Brief“ – Carolin Kebekus – Foto: Axel Klein
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