Was ist da dran?

Bulli: Kult auf vier Rädern

Zur Ferienzeit wünschen sich viele Familien den Klassiker unter den Family-Vans: den „Bulli“. Die wichtigsten Einsteiger-Fakten rund um den legendären VW-Bus


Wenn ein Auto einen Spitznamen hat, muss es eine liebende Fangemeinde besitzen. Das gilt auch für den „Bulli“, offiziell der Transporter von VW und seit 1950 leidenschaftslos „T1“ bis „T5“ benannt. Groß, robust, für fast jedes Abenteuer geeignet: So wurde der VW-Bus schnell zum perfekten Familienauto – und gerade als gebrauchter Wagen zum gesuchten Objekt der Begierde.

Ob mit der zehnköpfigen Kindergeburtstagstruppe ins Schwimmbad oder zu fünft samt Surfausrüstung nach Italien – ein Bulli macht so gut wie alles mit, verzeiht ruppigen Umgang und bietet als Campingvariante sogar zeitweise ein Zuhause. Mama und Papa schlafen im Heck, zwei Kinder unterm ausgebauten Dach und das Nesthäkchen in der Hängematte über der Fahrerbank. (Wer daheim noch Überzeugungsarbeit leisten muss: Der Bulli taugt auch als solides Alltagsgefährt und bietet viel Stauraum. Nur mit dem schmalen Parkplatzangebot in Innenstädten tut er sich bisweilen etwas schwer …)

 

Welcher Bulli ist der richtige für uns (und unseren Geldbeutel)?

T3 oder T4 heißen die Baureihen, auf die die Suche der meisten Familien hinausläuft. Motto: Ein paar Dellen im Blech oder Flecken im Sitz sind okay, dafür sollte der Wagen zuverlässig laufen und möglichst wenig kosten. Hier gilt die Faustregel: je älter der Wagen, desto besser der Preis (ausgenommen Oldtimer), desto größer aber auch der Wartungsbedarf. „Wer kleinere Reparaturen selbst übernehmen kann, für den lohnt sich schon ein T3, Baujahr Mitte der 80er-Jahre, ab etwa 2000 Euro“, sagt Alexander P. Frank, Kfz-Sachverständiger mit Schwerpunkt VW-Busse (www.svb-frank.de). Familien ohne Schrauber-Kompetenzen sollten mindestens 5000 Euro investieren, zum Beispiel in einen T4, Baujahr Mitte der 90er-Jahre. Klingt überraschend günstig, gilt aber auch nur für absolute Basismodelle. Solide Angebote inklusive Campinggrundausstattung, wie erhöhtem Dach oder hinterem Klapptisch zum Frühstücken, gibt es ab ca. 10 000 Euro. Zu bedenken ist: Ein klappbares Aufstelldach ist im Alltag praktischer, ein festes Hochdach im Urlaub komfortabler. Handwerklich Begabte können sich alternativ einen rohen T4 kaufen und die Campingausstattung auf eigene Faust einbauen. Bei ca. 15 000 Euro starten ernstzunehmende Angebote für frühe Modelle der aktuellen Baureihe T5.

 

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Beim T3 auf die PS-Zahl und eine Umweltplakette achten
Was sollte unser Bulli auf jeden Fall an Bord haben?

Genügend „Wumms“, sprich: Motorleistung. Hintergrund sind nicht etwa bessere Chancen im nächsten Ampel-Duell, sondern ausreichend Kraft, um zum Beispiel Alpenpässe zu erklimmen. Gerade bei älteren Modellen ist das keine Selbstverständlichkeit. „Ein T3 sollte mindestens einen Turbo-Diesel mit 69 PS haben“, sagt Experte Alexander P. Frank. Auch ein Benziner mit mindestens 95 PS eignet sich, verbraucht aber mehr Sprit. Leistungsstärkere Motoren können Reparaturkosten sparen, weil sie in der Regel weniger verschleißen. Damit der Bus neben der Natur auch die Nerven schont, sollten vor allem Städter auf eine grüne Umweltplakette achten. Ohne die ist die Einfahrt in viele deutsche Innenstädte verboten.

 

Mit welchen laufenden Kosten müssen wir rechnen?

Im Schnitt liegen die Kosten für einen Familienbus etwas höher als bei einem normalen Auto. Schon allein durch ihre Größe verbrauchen diese Wagen mehr Sprit: „Bei einem Diesel-Antrieb müssen die Besitzer mit ungefähr 10 Litern pro 100 Kilometer rechnen, bei einem Benzin-Motor mit 12 bis 15 Litern“, sagt VW-Bus-Experte Alexander P. Frank. Auch die Versicherung fällt in der Regel teurer aus als für durchschnittliche Autos – erst recht, wenn der Halter in einer Großstadt wohnt. Weil dort die Zahl der Bulli-Diebstähle steigt, stufen die Versicherungen die Wagen entsprechend kostspielig ein. Für Busse mit Abgasklasse Euro 1 verlangt der Staat zudem höhere Steuern. Wer seinen Benziner auf Euro 2 umrüstet, kann den Satz halbieren. Für einen T4-Diesel verschafft ein Partikelfilter Steuerminderung (und Umweltplakette).

Mit etwas Pech können auch Reparaturen teuer werden. „Einige spezielle Ersatzteile sind schwierig zu bekommen und gehen entsprechend ins Geld“, sagt Frank. In der Regel gut zu beschaffen sind übliche Verschleißteile wie Zündkerzen, Luft- und Ölfilter, Reifen und Bremsbeläge. Ein spezielles T4-Manko ist die reparaturanfällige Vorderachse. Die gute Nachricht: Abgesehen von manchen Schwachstellen, und gute Pflege vorausgesetzt, sind Bullis robust und in der Wartung nicht teurer als andere Modelle.

 

Worauf achten beim Check vor Ort?

Auf Rost! Klar, ein 25 Jahre altes Auto sieht nicht aus wie neu, aber es sollte gut gepflegt sein. Etwas Kantenrost an einem T3 ist völlig in Ordnung, löchrig sollte das Blech an den Stellen aber nicht sein.
Besonders anfällig bei allen Bullis: die vorderen Einstiegsbereiche, die Karosserienähte und die Übergänge etwa zu neu aufgesetzten Campingdächern. „Im Inneren des Busses unbedingt auf Feuchtigkeit achten“, sagt Alexander P. Frank. Neben Flecken sind hier modrige Gerüche ein Indiz. Außerdem – soweit möglich – prüfen, ob alle Teile inklusive Campingausstattung original sind. Viele sichtbare Bohrlöcher lassen eher auf das Gegenteil schließen. Während der Probefahrt auf Geräusche achten, dazu Radio und Lüftung ausschalten. Bremsen durch kräftiges Durchtreten testen, Spurtreue durch kurzes Loslassen des Lenkrads, beides ausschließlich auf freier Strecke und bei niedrigem Tempo. Je jünger das Fahrzeug, desto besser sollten außerdem alle Reparatur- und Wartungsarbeiten dokumentiert sein.

 

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Den T4 Westfalia gibt es auch mit festem Hochdach
Und wie können wir auf Nummer sicher gehen?

Indem ein Experte zur Probefahrt mitkommt. Zum Beispiel ein kundiger Bekannter oder ein Kfz-Sachverständiger. Auch viele Werkstätten bieten Kurzchecks.

 

Welche konkreten Modelle eignen sich besonders?

Das kommt ganz auf die Vorstellungen der Familie an. Für das Magazin SCHULE empfiehlt Experte Alexander P. Frank drei ausgewählte Modelle mit überzeugendem Gesamtpaket inklusive Campinggrundausstattung:

  1. T3 Multivan Last Limited Edition. „Für die letzten 2500 Busse dieser Reihe gab es eine eigene Serie samt Nummerierung. Sie bieten umlegbare Rückbänke, solide Diesel-Motoren und sind heute für etwa 7500 bis 12 000 Euro zu haben.“
  2.  T4 Westfalia mit Klappdach. „Genau das Richtige für den Alltag und kurze Campingtrips. Anders als beim T3 sitzt der Motor nicht hinten, sondern vorn. So lassen sich auch längere Gepäckstücke durchladen. Kostenpunkt: 10 000 bis 15 000 Euro.“
  3. T5 Multivan Beach Edition. „Etwas spärlicher ausgestattet als die vollen Campingversionen (siehe Titelbild), nicht so hochwertige Sitzbezüge – dafür recht jung, funktionsfähig und relativ günstig.“

 

Müssen wir sonst noch etwas wissen?

Wer lange Freude an seinem Bulli haben will, sollte ihm einen Garagenplatz reservieren. Weniger wegen der Witterung, sondern wegen der vielen Diebstähle – besonders in Städten! Kultobjekte sind eben begehrt …



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