Sie lassen ihren Müll in der Aula liegen, lachen Schwächere aus, sie lügen und betrügen: Wenn man die Klagen von Lehrkräften über einige ihrer Schüler hört, kann man leicht den Glauben an die nächste Generation verlieren. Dabei gehören Bildung und Moral doch zusammen, die Schule vermittelt von Anfang an moralische Grundsätze. Wieso halten sich einige renitente Kinder und Jugendliche dann nicht an die eindeutig vermittelten Regeln? Haben die denn kein schlechtes Gewissen?
Eine Erklärung könnte der Psychologe Lawrence Kohlberg liefern, der Mitte des 20. Jahrhunderts eine Theorie entwickelt hat, nach der es sechs Formen des Moralbewusstseins beim Menschen gibt – von der „Orientierung an Strafe und Gehorsam“ bis zur „Orientierung an universellen ethischen Prinzipien“ (vgl. Tabelle unten). Kohlberg nahm an, dass diese Formen nur in einer bestimmten Reihenfolge durchschritten werden können, es aber von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich ist, welche Form des Moralbewusstseins er oder sie im Laufe des Lebens einnimmt.
Die meisten Menschen entwickeln Kohlberg zufolge in ihrem Leben eine der ersten drei moralischen Formen, das heißt, sie tun oder unterlassen Dinge, ohne sich darüber tiefergehende Gedanken zu machen. Sie gehorchen einer höheren Instanz und versuchen, Strafen zu vermeiden; sie kooperieren mit anderen zu ihrem eigenen Vorteil; und sie versuchen vielleicht noch, den Erwartungen ihnen nahestehender Menschen zu genügen. Dagegen ist grundsätzlich nichts zu sagen: Wer keine weiteren Formen des Moralbewusstseins entwickelt, ist deswegen nicht weniger wertvoll oder liebenswert. Wichtig ist vor allem, dass diese Prinzipien genügen, um eine Gemeinschaft stabil zu halten – Hauptsache, alle halten sich an die gemeinsamen Regeln, und niemand übertreibt es mit dem eigenen Vorteil.
Jede Form der Moral baut auf der vorherigen auf
Schwierig wird es, wenn eine Gemeinschaft andere Formen des Moralbewusstseins voraussetzt. Wenn wir von Menschen zum Beispiel auch in Situationen regelkonformes Verhalten erwarten, in denen ihnen bei Verstößen keine direkte Konsequenzen drohen, genügen die beschriebenen drei Formen des Moralbewusstseins nicht mehr. Und das ist zum Beispiel in unseren Schulen der Fall, in denen die Lehrkräfte eben nicht autoritär über jeden Schritt wachen, den ihre Lernenden unternehmen. Von den Kindern und Jugendlichen wird dort Eigenverantwortung erwartet – das ist jedoch in manchen Fällen tatsächlich zu viel verlangt. Zumindest kurzfristig.
Das in diesem Fall Wesentliche an Lawrence Kohlbergs Theorie ist: Jede Form der Moral baut auf der jeweils anderen auf. Wer zum Beispiel bisher nur gelernt hat, den Regeln eines strengen Vaters zu folgen, ist nicht unmittelbar in der Lage, eine entferntere moralische Form zu entwickeln – nicht die der goldenen Regel („Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu!“) und schon gar nicht die einer Orientierung an universellen ethischen Prinzipien.
Viele Verhaltensweisen, die wir in der Schule selbstverständlich erwarten, sind jedoch bei genauer Betrachtung für die ersten drei moralischen Formen nicht selbstverständlich: Warum sollte ich meinen Müll wegräumen, wenn niemand zusieht, später sowieso die Putzfrau kommt und meine Freunde es genauso machen? Was ist das Problem dabei, Schwächere zu hänseln, wenn meine Freunde darüber lachen und das Opfer mir egal ist? Warum sollte ich nicht spicken, wenn es mir doch Vorteile bringt und es niemand merkt? All diese Entscheidungen erfordern ein anderes moralisches Verständnis als jenes von Regel und Strafe, der Orientierung am eigenen Nutzen sowie den Erwartungen der mir nahestehenden Menschen. Dessen sollten Lehrkräfte sich bewusst sein.
Bildung und Moral: Auch Bedürfnisse bauen aufeinander auf
Doch warum entwickeln überhaupt einige Menschen weitere Formen der Moral und andere nicht? Oft hängen Bildung und Moral zusammen; trotzdem kann der Bildungsstand allein nicht ausschlaggebend sein, schließlich handeln oft auch Gebildete unmoralisch.
Um einen möglichen Grund zu verstehen, lohnt sich ein weiterer Ausflug in die Forschung – nämlich zur Bedürfnispyramide des Psychologen Abraham Maslow. Dieser zeichnete die grundlegenden menschlichen Bedürfnisse nach, und zwar in Stufen von den Grundbedürfnissen bis zum Bedürfnis nach Selbstverwirklichung. Auch hier ist die These, dass die insgesamt fünf Bedürfnis-Stufen aufeinander aufbauen: Wer in seinem Leben weder die Grundbedürfnisse wie Nahrung, Wärme und Schlaf noch diejenigen nach Schutz und Sicherheit in ausreichendem Maß befriedigt sieht, kommt nicht einmal auf die Idee, an höher gelegene Bedürfnisse zu denken. Er oder sie ist meist auch nicht in der Lage, einen Perspektivwechsel zu vollziehen, der für die weitere Gewissensentwicklung grundlegend ist.
Eine solche Person hat buchstäblich andere Sorgen, siehe Bert Brecht: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral!“ Zum Beispiel flüchten viele Menschen zu uns, weil in ihren Ländern Krieg oder zumindest große Unsicherheit herrscht. Oft genug waren ihre körperlichen Bedürfnisse und Sicherheitsbedürfnisse bedroht, häufig haben sie zudem kaum Schulbildung, soziale Anerkennung und Wertschätzung erfahren. Und auch wenn sie in Deutschland körperlich weitgehend in Sicherheit sind, werden sie noch lange beherrscht von dem Gefühl: Was wird aus mir und meiner Familie werden?
Genauso gibt es auch unter den Menschen ohne Migrationsgeschichte hierzulande viel zu viele, die täglich um ihre grundlegenden Bedürfnisse kämpfen müssen. Wer seine Familie mit Mindestlohn in einer teuren Stadt ernähren muss, kennt keinen Überfluss, aber viel Ausgrenzung. Das Gleiche gilt für die über fünf Millionen Hartz-IV-Empfängerinnen und -Empfänger in Deutschland.
Wer sich um sein Essen sorgt, hat andere Probleme als Gewissensbildung
Die Befriedigung von Bedürfnissen wie jenem nach Zugehörigkeit, nach Ansehen oder nach persönlicher Entfaltung sind jedoch Voraussetzungen dafür, weitere moralische Entwicklungsformen zu entwickeln. Wer höchstens seine einfachsten Bedürfnisse befriedigt sieht, hat daher gar keine Chance auf zusätzliche Gewissensbildung!
Vor allem aber können Erwachsene, die selbst keine Chance auf weitere Gewissensbildung hatten, diese nur schwerlich ihren Kindern vermitteln. Wer selbst als Kind keine Anerkennung oder Wertschätzung erhalten hat, weiß gar nicht, wie das geht: seinem Kind Wertschätzung zu zeigen. So fällt es schwer, den eigenen Kindern höhere Bedürfnisebenen zu ermöglichen. Denn nur wenn die eigenen Bedürfnisse befriedigt sind, ist der Mensch in der Lage, Perspektivwechsel und Empathie anzuwenden und dies weiterzugeben. Das Ergebnis: Die jungen Leute benehmen sich in einer Weise, die auf Lehrkräfte oft völlig verquer und nicht nachvollziehbar wirkt.
Die Erzieherin Eylem Emir erklärt: „Wer so tickt, bringt den Einkaufswagen eben nur zurück, wenn ein Euro drin steckt. Er wartet an der roten Ampel nur, wenn er das Gefühl hat, es könne ihn jemand sehen, der ihm sonst Ärger bringt. Gerade Väter packen schon mal ungeduldig ihr Kind und ziehen es bei Rot über die Straße. Und er geht in der Schülerrolle nicht achtsam mit den Materialien um, die die Schule ihm zur Verfügung stellt. Menschen, die sich so verhalten, brauchen Vorbilder, die positive Werte vorleben, ein authentisches, innerlich freies Leben führen und Konventionen nicht unkritisch übernehmen.“
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Bildung und Moral: Veränderungen brauchen einen langen Atem
Wie kann die Schule also mit solchen Schülerinnen und Schülern umgehen? Naheliegend, aber falsch ist der Ansatz, mit den zur ersten moralischen Form gehörenden Prinzipien von Strafe und Gehorsam zu arbeiten: Kurzfristig lassen sich damit natürlich Erfolge erzielen, aber langfristig tragen die Schulen so dazu bei, dass diese Familien und vor allem die Kinder bleiben, wie sie sind. Die Lehrkräfte haben aber die Chance, es besser machen, auch wenn es schwierig und anstrengend ist: als gutes Vorbild, aber auch, indem sie mit den Eltern kooperieren.
Eylem Emir: „Die Schule darf hier nicht schwach auftreten. Sie muss intensiv und geduldig auf eine Änderung hinwirken und dabei immer im Auge behalten, dass viele dieser Eltern ein autoritäres System gewöhnt sind. Das heißt nicht, dass wir nun ebenfalls autoritär mit ihnen umgehen müssen, aber es ist Klarheit und großer Nachdruck nötig. Wir hier in Deutschland wollen eine andere, eine demokratische Art, in der Schule und Eltern am selben Strang ziehen. Bei Migrantinnen und Migranten mit geringer formaler Bildung, die dieses familienergänzende Schulsystem nicht gewöhnt sind, muss den Lehrkräften bewusst sein: Hier liegt alles an uns, denn von den Eltern wird die Veränderung nur kommen, wenn sie unterstützt werden. Die Schule muss also ihre demokratische Haltung klar, stabil und stark vertreten. Chancen dazu hat sie, zum Beispiel mit gemeinsamen Projekten: Sobald Eltern mit einbezogen werden, steigen die Chancen, dass sie sich öffnen und bereit werden, sich weiterzuentwickeln. Denn so können sie wichtige Erfahrungen machen, die sie langfristig auch befähigen, die Gewissensentwicklung ihrer Kinder zu fördern.“
Anregungen für den Gewissens-Unterricht
Zwei reale Beispiele aus der Unterrichtspraxis, die Jugendliche zum Nachdenken gebracht haben
Ber Kaugummi unter dem Tisch:
Obwohl das Kaugummikauen im Unterricht meist nicht erlaubt ist, wird das Verbot von Schülern allzu gerne umgangen. Oft kleben die Mädchen oder Jungs den ausgekauten Kaugummi unter einen Tisch oder spucken ihn achtlos in Richtung eines Abfalleimers, sodass er dort am Boden oder Rand kleben bleibt. Wie kann eine sinnvolle Lehrer-Schüler-Kommunikation zu dem Thema aussehen, die nicht bloß an Strafe und Gehorsam orientiert ist?
Schüler: „Wieso soll ich den nicht dorthin kleben?“ oder „Wieso soll ich den nicht da reinspucken?“
Lehrkraft: „Weil man den Kaugummi mit den Händen entfernen muss, und das ist widerlich.“
Schüler blickt mäßig interessiert.
Lehrkraft insistiert: „Du weißt, wer das wegmachen muss, wenn du es jetzt nicht tust?“
Schüler: „Die Putzfrau!“
Lehrkraft: „Ja, und das ist nicht ihre Aufgabe!“
Schüler: „Die wird doch dafür bezahlt.“
Lehrkraft: „Stell dir vor, deine Mutter verdient sich ihr Geld mit Reinigungsarbeiten. Möchtest du, dass sie den ausgespuckten Kaugummi von anderen Menschen mit ihren Händen abmachen muss?“
Empörte Schüler-Reaktion: „Nein! Natürlich nicht!“
Nun kann sich eine Gesprächsrunde anschließen, die klar und leidenschaftlich, aber nicht von oben nach unten geführt wird. Was muten wir anderen Menschen zu? Wie fühlt sich das an, wenn plötzlich unsere liebsten Menschen die Leidtragenden sind?
Wenn in der Folge einzelne Schüler ihren Kaugummi demonstrativ in ein Stückchen Papier einwickeln und ihn dann in den Abfalleimer werfen, ist die Botschaft zumindest bei manchen angekommen und die Lehrkraft sollte dies als Grund zur Freude sehen: Sie hat einen kleinen Beitrag zur Gewissensbildung geleistet.
Der Kratzer am Auto:
Diskussion in einer von Ehrlichkeit und Vertrauen geprägten Gruppe zur Frage: Wenn ich einen Schaden anrichte, zum Beispiel mit meinem Fahrrad ein Auto beschädige, wie verhalte ich mich dann? In manchen Klassen sprechen sich alle Schülerinnen und Schüler dafür aus, sich zu verkrümeln – es sei denn, sie sind von jemandem beobachtet worden. Ansonsten sehen sie keinen Grund, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen: Im Gegenteil, es gäbe ja Ärger, und ihre Familien müssten sich für sie schämen.
Lehrkraft: „Stell dir vor, deine Familie hat sich ein neues Auto geleistet, hat lange gespart, ihr seid alle stolz. Dann kommt deine Mutter vom Einkaufen zum Auto zurück und sieht: Da ist ein Riesenkratzer in der Tür.“
Entsetzte Schüler-Reaktionen: „Das wäre ja das Letzte!“, „Da wäre ich sowas von wütend!“, „Wenn ich den erwischen würde, der das getan hat!“ …
Lehrkraft: „Aber ihr habt doch vorhin gesagt …“
Kurzes Innehalten, kurzes Nachdenken, bei einigen sichtliches Überprüfen ihrer Einstellung …
Gleichzeitig können Lehrkräfte auch die Kinder und Jugendlichen dabei unterstützen, den Perspektivwechsel zu üben. Das gelingt z. B. durch Rollenspiele, die von der ersten Klasse an in möglichst vielen Fächern zum Einsatz kommen sollten und in denen gezielt trainiert wird, sich in andere Menschen einzufühlen. So oft stellt sich in der Schule auch die Frage: Was ist das richtige Verhalten in einer bestimmten Situation?
Gerade wenn zu Hause an der Gewissensentwicklung wenig gearbeitet wird, bekommen die Kinder dort wenig erklärende Rückmeldung auf Fehlverhalten. Sie haben also kaum Chancen, es beim nächsten Mal besser zu machen und dafür Anerkennung und Bestätigung durch die Eltern zu erhalten. Wenn solche wichtigen positiven Erfahrungen fehlen, kann die Schule wertvoll sein, indem Lehrkräfte bewusst Gelegenheiten nutzen, die sich im täglichen Miteinander ergeben, und dann Anerkennung für moralisch gutes Verhalten zeigen. Übrigens können hier auch Dilemmageschichten gute Dienste leisten.
Über die Autorinnen
Familien mit Migrationsgeschichte sind sehr unterschiedlich. Sie unterscheiden sich unter anderem darin, aus welcher Gegend der Welt sie stammen, welchen sozialen Status sie in ihrer Heimat hatten, wie viel und welche Bildung sie erhalten haben und und welche Traditionen sie mitbringen. Sehr viele kommen in Deutschland gut zurecht. Aber immer wieder stehen Lehrkräfte in den Schulen auch vor ähnlichen Problemen, die mit dem kulturellen Hintergrund der Schülerinnen und Schüler zu tun haben – davon handelt die Serie „Bildungsfern? Bildungs-anders! Eine Übersicht aller weiteren Artikel finden Sie hier. Illustrationen: Ariane Dick Bellosillo/Magazin SCHULE
Sehr geehrte Autorinnen,
mehr durch Zufall bin ich auf ihre Seite zu Kohlberg gestoßen und habe mich als Lehrkraft an einem Gymnasium fast hundertprozentig wiedererkannt bei den aufgeführten Fallbeispielen (Kaugummi, Autokratzer). In meiner sechsten Klasse arbeiten wir als Lehrerteam intensiv an Verbesserungen der Sozialstruktur und bekommen exakt die Reaktionen zu hören, die in den Beispielen aufgeführt sind. Es tritt aber trotz Rollenspiels, Gruppen- und Einzelgesprächen, Spiegelung des eigenen Verhaltens usw. bei einigen SuS überhaupt keine Änderung ein. Derartiges habe ich in meiner über 30jährigen Berufserfahrung noch nicht erlebt und mache mir so meine Gedanken (Bin ich zu alt und erreiche sie deshalb nicht, haben TicToc und Co. hiermit zu tun, erziehen die Eltern teilweise nicht mehr …?) Es hört sich so einfach an, wenn man ihre Fallbeispiele liest, ist es aber leider überhaupt nicht.
Lieber Herr Kairat,
einerseits sehen wir es natürlich als Bestätigung, dass Sie es ziemlich genau SO erleben, wie wir das beschrieben haben. Gerade ich als ehemalige Lehrerin verstehe auch Ihr Selbstreflektieren nur zu gut. Ich habe mir auch sehr oft überlegt, was mein Anteil an nicht erzielten Erfolgen – trotz großer Bemühungen – war.
Wir beide sind nach wie vor überzeugt davon, dass positive Vorbilder und ehrlich gemeinte Anstrengungen ihre Spuren hinterlassen. Das heißt ganz klar: All Ihre Bemühungen und die Ihrer Kolleg*innen sind sicher nicht vergebens.
Warum es kurzfristig so wenig oder keine spürbaren Erfolge gibt, hat wohl mehrere Gründe:
· Wenn Jugendliche auf positive Vorbilder nur in der Schule treffen und wichtigen Inhalten z. B. vor allem im Rahmen eines Projektes begegnen, gleichzeitig aber zu Hause keine vorbildhaften Verhaltensweisen kennenlernen und keine positiven Erfahrungen machen, darf man nicht zu viel erwarten.
· Dazu kommt, und das ist nun wirklich bitter, dass sie von Social Media im negativen Sinne miterzogen werden. Auch hier passiert Gewissensbildung, aber eben derzeit – vor allem auf TikTok, das Sie ja selbst erwähnen – oft in die falsche Richtung. Gerade für Kinder und Jugendliche, deren Eltern nicht bewusst ist, WIE wichtig die Vermittlung positiver Werte wäre, ist dies ein großes Problem.
· Und natürlich sind die Kids vom Alter her eher auf Krawall gebürstet und wenig bereit, auf gute Worte zu hören oder zu zeigen, dass sie ins Nachdenken gekommen sind.
Es ist also, und das muss man ganz klar sagen, äußerst schwierig, einigermaßen kurzfristig Erfolge zu erzielen. Aber jedes Mal, wenn es auch nur ein bisschen gelingt, ist dies ein Riesenerfolg! Und alles, was Sie in guter Absicht tun, hinterlässt – wie schon gesagt – positive Spuren. Auch das ist ja eine Krux, wenn man beruflich mit jungen Leuten arbeitet: Man bekommt selten mit, was sie „mit ins Leben“ nehmen. Eines ist aber sicher: Wenn bei solchen Kindern auch noch die schulischen Bemühungen wegfallen würden, wäre das fatal. Auch wenn es sich oft anders anfühlt, leisten Lehrkräfte auch im sozialen Bereich eine sehr wichtige Arbeit, die leider wenig anerkannt wird.
Was man aber auch sagen muss: Zum positiven Vorbild und zum wertschätzenden Umgang muss sich auch eine Klarheit hinsichtlich der Konsequenzen gesellen. Wenn Regeln nicht eingehalten werden, kann man das nicht einfach hinnehmen. Am besten scheint uns – wo auch immer es möglich ist – eine Form der Wiedergutmachung. Wer großzügig seine Umwelt mit ausgespuckten Kaugummis beglückt, muss großzügig reinigen. Wer Schäden anrichtet, muss beheben. Wichtig ist uns, dass auch bei den Konsequenzen die Wertschätzung nicht verloren geht, was leider sowohl Lehrkräften als auch Eltern oft passiert. Die Kids müssen wissen, dass die Regeln gelten, die sie im Vorfeld – idealerweise – mitentwickelt und abgesegnet haben. Aber sie müssen beim Zuwiderhandeln nicht despektierlich behandelt und mit Worten runtergeputzt werden. Sonst ist die Vorbildwirkung ganz schnell angeknackst.
Wir danken Ihnen für Ihre Rückmeldung, hoffen, dass diese Antwort ein bisschen hilft, und grüßen Sie herzlich
Heidemarie Brosche und Eylem Emir
Schöner Artikel, aber bitte, bitte „Berthold“ Brecht korrigieren …
Vielen Dank für den Hinweis, ist schon korrigiert! Viele Grüße, Ihre Magazin-SCHULE-Redaktion