Berge sind immer ein Abenteuer. Man kann Felsen hochklettern und Gipfel erstürmen, durch Bäche waten und durch Klammen steigen, über Kuhweiden wandern und Steintürme bauen. Gerade Grundschulkinder mit ihrem Bewegungsdrang fühlen sich im Gebirge wohl, aber auch Größere finden dort viele Gelegenheiten, mutig zu sein und sich auszuprobieren. Bergwandern mit Kindern, das ist für fast alle etwas.
Deshalb ist Urlaub in den Alpen bei Familien beliebt. Und die Regionen werben um sie: Mit Bergbahnen und Themenwanderwegen, Baumwipfelpfaden und Abenteuerspielplätzen, mit Stand-up-Paddling und Erlebnisbädern.
Viele Eltern stehen dem alpinen Abenteuerdrang ihrer Kinder allerdings kritisch gegenüber. Tatsächlich können schroffe Felsen und schmale Steige weniger Berggewohnten gehörig Respekt einflößen. Und das ist gut so: Nichts ist gefährlicher im Gebirge als Selbstüberschätzung. Gut geplant ist ein Bergurlaub jedoch keine riskante Sache. Wenn Eltern die folgenden Regeln beachten, kann jedenfalls nicht mehr viel schiefgehen.
1. Bergwandern mit Kindern: Routen richtig wählen
Für ungeübte Bergwanderer gilt: Kleckern statt Klotzen. Wanderungen mit Grundschulkindern sollten zunächst nicht mehr als fünf Stunden und 500 bis 600 Höhenmeter umfassen. Planen Sie auf jeden Fall großzügig und viele Erholungspausen ein.
Wer die Kinder bei Laune halten will, meidet breite Forstwege und wählt stattdessen Steige: Schmale, verwurzelte oder mit Felsen durchsetzte Wege finden Kinder spannend, gern mit kurzen Kraxelpassagen. Zwischenziele halten die Motivation hoch, etwa eine Almhütte, ein Spielplatz mit Mini-Streichelzoo oder ein Bachlauf. Zudem übernehmen viele Kinder beim Wandern gern die Führung. Das hält sie bei Laune, sollte aber nur in überschaubarem Terrain und im Blickfeld der Eltern passieren. Auf schmalen Wegen und bei Rutschgefahr bleibt die Familie beisammen.
Die „gemütliche Feierabendtour“ entpuppte sich als Kletterrunde für Profis
Eine riesige Auswahl an Touren-Vorschlägen findet man in Wanderportalen wie Bergfex, Outdooractive oder Komoot. Aber Vorsicht: Im Sommer 2022 mussten knapp 100 Schüler und Lehrkräfte von der Bergwacht ins Tal geholt werden, weil sich ihre „gemütliche Feierabendtour“ aus dem Internet als Kletterrunde für Profis entpuppte. Wer das Bergwandern mit Kindern nicht gewöhnt ist, sollte bei Begriffen wie „ausgesetzt“, „Grat“ oder „Trittsicherheit erforderlich“ hellhörig werden. Anfänger wählen lieber die gepüften Wanderrouten der offiziellen Tourismus-Seiten.
2. Trinken, trinken und genug essen
Wenn Kinder sich bewegen, brauchen sie viel Flüssigkeit, gerade wenn die Sonne scheint. Ein Liter pro Person ist das Minimum. Auf Quellen und Bäche am Weg sollte man sich nicht verlassen. Auch fürs Essen gilt: lieber zu viel als zu wenig. Bei Kindern ist der Energiehaushalt noch nicht ausgereift, sie unterzuckern schnell.
Dagegen helfen Nüsse, Müsliriegel, geschnittenes Obst und Gemüse-Sticks, die Kinder zwischendurch knabbern können. Dazu eine Brotzeit für die Pausen – und vielleicht eine süße Gipfelbelohnung für die Motivation. Ebenfalls in den Rucksack gehören beim Bergwandern mit kleineren Kindern Feucht- oder Taschentücher und eine Mülltüte.
3. Sich für alle Wetter wappnen
Im Gebirge kann das Wetter schnell für Überraschungen sorgen – auch für unangenehme. Urlauber sollten das Wetter genau beobachten und bei hoher Gewitterwahrscheinlichkeit – meist im Laufe des Nachmittags – mit der Familie lieber in Talnähe bleiben.
Doch auch bei scheinbar gutem Wetter gehören regenfeste Jacken ins Gepäck – schon weil sie auch den Wind zurückhalten können. Denn Kälteschutz ist ebenfalls wichtig in den Bergen wichtig, oft wird es oben empfindlich kühl, wenn die Sonne sich hinter Bergflanken oder Wolken zurückzieht. Tipp: Fleecejacken wärmen gut und sind leicht.
Was Flachlandgewohnte zudem leicht unterschätzen: Die Sonne scheint in den Bergen sehr intensiv. Sonnenschutzcreme, Sonnenbrille und Hut oder Mütze gehören daher in jedes Wandergepäck.
4. Im Notfall richtig handeln
Auch wenn niemand gerne daran denkt: Unfälle können passieren, und am Gipfel ist die nächste Apotheke weit weg. Zum Glück gibt es handliche Erste-Hilfe-Sets für den Rucksack.
Ansonsten gelten beim Bergwandern mit Kindern die gleichen Regeln wie sonst bei Unfällen: keine Panik, Kind beruhigen, gegebenenfalls Erste Hilfe leisten oder Wunden erstversorgen. Bei größeren Verletzungen, wenn das Kind nicht mehr selbst laufen kann sowie bei Übelkeit, Schwindel und flachem Puls zögern Sie nicht, per Handy ärztliche Hilfe zu rufen. Der Notruf ist in der ganzen EU die 112.
Bergwandern mit Kindern – Foto: Marie Sörlin/Pixabay