Benjamin Sadler – Magazin SCHULE ONLINE
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Benjamin Sadler: „Medizin war eine Alter­native“

Der Schauspieler über seine krisenfreie Schullaufbahn trotz Sprachbarriere, Bauchgefühl bei der Berufswahl und seine begabte Tochter


Benjamin Sadler, Sie haben die ersten ­Lebensjahre in Kanada verbracht und sind mit Ihrer Familie unmittelbar vor Ihrer Einschulung von Toronto nach Hamburg gezogen. War die deutsche Sprache ein Handicap für Sie?

Nicht wirklich. Durch meinen deutschen Vater war die sprachliche Umstellung nicht ganz so irritierend – auch wenn Deutsch für mich grundsätzlich zunächst eine Fremdsprache war. Möglicherweise gab es Hänseleien wegen meiner mangelhaften Sprachkenntnisse, Kinder können ja ganz schön fies sein. Wenn es so war, habe ich es erfolgreich verdrängt und nur die schönen Erlebnisse abgespeichert. Ich war von Beginn an in der ­Theatergruppe und voll in meinem Element. Etwai­ge Sprachbarrieren waren zum Glück bald wie weggefegt. Vielleicht habe ich im Unterbewusstsein das Theater gewählt, um vorhandene Defizite schneller auszubügeln.

Sind Ihre schauspielerischen Talente schon früh aufgefallen?

Ich habe sehr wohl wahrgenommen, dass das, was ich auf der Bühne mache, gut ankommt. Von Talent war nie konkret die Rede, aber eine große Affinität zum Theater war immer da. Meine Eltern haben mich viel ins Theater und Kino mitgenommen, sozusagen als Ersatz dafür, dass wir keinen Fernseher hatten. Die Liebe zur Schauspielerei ist vermutlich auf diesem Nährboden gereift.

Benjamin Sadler – Kinderfoto – Magazin SCHULE ONLINE
Naturbursche Benjamin Sadler: Schon als Jugend­licher stand er auf der Bühne. Er ist in Kanada aufgewachsen und  heute zu den meistbeschäftigten deutschen Schauspielern (u. a. „Krupp – eine deutsche Familie“, „Rommel“). Im Familienfilm „Wendy – Der Film“ spielt er den Vater der Titelheldin

Wann wurde der Berufswunsch Schauspieler für den jungen Benjamin Sadler konkret?

Das hat gedauert. Ich habe als ­Jugendlicher Leichtathletik als Leis­tungssport betrieben, war im Verein und lief Mittelstrecke. In der Zeit war die Schauspielerei etwas aus meinem Fokus gerückt. Beruflich hatte ich auch mit der Alternative Human­medizin geliebäugelt. Aber intuitiv hat es mich doch wieder zur Schauspielerei ­gezogen. Bauch über Ratio.

Das klingt nach einer geschmeidigen Schulkarriere. Lief das wirklich so unproblematisch ab?

Auch wenn es uncool klingt: Tatsächlich bin ich immer gern in die Schule gegangen und hatte nie massive Probleme oder Angst. Ich hatte das Glück, dass ich überwiegend tolle Lehrer hatte. Ich habe komplexe Stoffe nie als Einschüchterung empfunden, sondern als Herausforderung. Das galt auch fast für alle Fächer bis auf Mathematik, an der ich immer wieder großartig gescheitert bin.

Sie haben nach dem Abitur an der ­Royal Academy of Dramatic Art in London studiert. Warum sind Sie nach England gegangen?

Weil ich in meiner Muttersprache arbeiten wollte. Die Engländer mit ihrer großen Bühnenkultur, die Stadt London als solche, mal raus aus Hamburg … Es war gut und richtig, alles hat gestimmt.

Ihre Tochter Sofia ist 15. Hat sie vor, in Ihre Fußstapfen zu treten?

Meine Tochter würde mir den Marsch blasen, wenn ich hier öffentlich über ihre berufliche Zukunft spekulieren würde. Sofia ist eine sehr gute Schülerin mit viel Neugier, Eigen­initiative und einer klaren Struktur. Man muss sie eher bremsen als ­anschieben. Sie ist künstlerisch wie naturwissenschaftlich sehr begabt. Aber was sie daraus machen wird, wird sie in ihrer Zeit entscheiden.

 

Benjamin Sadler: „Medizin war eine Alter­native“ – Fotos: Stefan Klüger; privat

 





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