11 Wahrheiten über Kinder und Handykonsum – Magazin SCHULE
Wundern & Wissen

11 Wahrheiten über unsere Kinder und ihren Handykonsum

Warum bloß schaut man anderen beim Daddeln zu? Sind Influencer nun ehrlich oder gekauft? Und kann man dem Weltgeschehen wirklich auf Instagram folgen? Überraschende Fakten über unsere Kinder und ihren Handykonsum


Im Jahr 2007 landete Rihanna ihren Hit „Umbrella“, und Apple brachte das erste iPhone auf den Markt. Fühlt sich noch gar nicht so lange her an, oder? Nun ja, für unsere Kinder entspricht das ungefähr einem ganzen Leben – sie kennen die Welt nicht ohne Smartphone-Wischerei. Entsprechend wichtig sind die Geräte für sie. Viele Mütter und Väter finden: viel zu wichtig. Aber was machen die Schülerinnen und Schüler wirklich mit ihren Handys? Und wie gefährlich ist der Handykonsum unserer Kinder?

Hier sind elf Wahrheiten über Kinder und ihren Handykonsum:

 

1.Nein, die anderen haben auch noch nicht alle eins.

Zumindest nicht in der Grundschule. Viele Eltern zögern das lange hinaus: 80 Prozent der Kinder unter 10 Jahren haben noch kein eigenes Gerät. Und das ist auch gut so: Experten glauben, dass Kinder frühestens mit etwa zwölf Jahren Gefahren richtig einschätzen und ein Smartphone nicht nur als Spielzeug, sondern als Werkzeug einsetzen können, etwa für Kommunikation und Information. Klar ist: Je früher Kinder ein Handy bekommen, umso mehr wachsen sie damit zusammen.

 

2.Was Jungs mit ihrem Handy machen:

Daddeln und Videos gucken. Mal ehrlich, was hätten die heutigen Papas damals gemacht, wenn sie jederzeit einen C64 bei sich gehabt hätten? Genau: ständig gespielt. Und wenn ein Handfernseher dabei gewesen wäre? Hätten sie geglotzt – Serien, MTV, irgendeinen Mist. Das machen die Jugendlichen heute noch, aber auf YouTube, Netflix und Co. Besonders beliebt: Kanäle, bei denen man den „Pros“ beim Daddeln zusehen kann – und Discord, wo man gemeinsam mit seinen Kumpels spielt. Daneben wird natürlich gewhatsappt, was das Zeug hält – und sobald Mädchen interessant werden, kommt auch Instagram verstärkt ins Spiel.

 

3.Was Mädchen mit ihrem Handy machen:

Whatsappen, instagrammen, tiktoken. Mal ehrlich, was ­hätten die heutigen Mamas damals gemacht, wenn sie jederzeit ein Telefon bei sich gehabt hätten? Genau: ständig ge­quatscht. Und wenn das Telefon auch noch ein Fotoapparat oder gar eine Videokamera gewesen wäre? Hätten sie sich Fotos und Videos geschickt, mit Kussmund, neuen Kleidern, beim Tanzen, in irgendeiner bescheuerten Pose. Das machen Jugendliche heute genauso, aber auf WhatsApp, Instagram und TikTok. Natürlich glotzen auch die Mädels, aber nicht unbedingt das Gleiche wie die Jungs – sondern klischeegerecht „Shopping Queen“ und Telenovelas.

 

4.Geld spielt keine Rolle.

Da sind sich Mädchen und Jungs einig: Sie installieren jede coole App, die ihnen unter die Fingerkuppen kommt. Wenn sie Geld ausgeben können, tun sie es – für kostenpflichtige Apps, noch häufiger aber für In-App-Käufe. Viele Spiele etwa sind erst einmal gratis, aber recht bald wird es schwer, auf normalem Wege weiterzukommen. Dann kann man für ein paar Euro Abkürzungen, Waffen oder bessere Charaktere kaufen. Wenige Kinder können diesem Angebot widerstehen, wenn sie Zugriff auf den App Store und Papas Kreditkarte haben.

 

5.Kinder haben auch keine Ahnung.

Erwachsene meinen ja oft, dass diese „Digi­tal Natives“, die mit Web 2.0 und Smartphones aufgewachsen sind, automatisch damit besser umgehen können als ihre Eltern. Tatsächlich probieren sie aber nur hemmungsloser alles aus – und gewinnen so eine gewisse Routine. Jedenfalls ist es nicht unbedingt eine gute Idee, einen Teenie sein eigenes, abgestürztes Handy „reparieren“ zu lassen …

 

6.Datenschutz und Sicherheit interessieren nicht.

App-Berechtigungen einschränken? Viel zu kompliziert. WhatsApp ist erst ab 16? Bin ich doch, klar. Daten- und Jugendschutz sind für die meisten Schülerinnen und Schüler lästige Themen. Wer sein Kind beim Handykonsum wenigstens rudimentär schützen möchte, sollte das Gerät daher gemeinsam mit ihm einrichten und darauf beharren, dass man die Einstellungen von Zeit zu Zeit zusammen überprüft.

Auch Schleichwerbung ist den meisten Jugendlichen egal. Sie finden es völlig normal und verständlich, dass You­Tuber Produkte gegen Bezahlung empfehlen. Vielen erscheint das sogar ehrlicher als Fernsehwerbung! Wirre Jugend: Gleichzeitig meinen zwei Drittel, dass man diesen Influencern eh nicht alles glauben kann, weil es denen nur ums Geldverdienen geht. Egal, kaufen werden sie den Mist trotzdem.

 

7.Fake News, Extremismus und Cybermobbing sind Alltag im Netz.

Nach der aktuellen JIM-Studie war etwa die Hälfte der 12- bis 19-Jährigen mit Fake News, Hassbotschaften und extremen politischen Einstellungen im Internet konfrontiert – und das nicht irgendwann einmal, sondern innerhalb eines Monats vor der Befragung. 16 Prozent haben in der Zeit Monats sogar persönliche Anfeindungen oder Beleidigungen erlebt. Auch Cybergrooming, also das Vorbereiten sexueller Belästigung durch Fremde im Internet, ist weit verbreitet: 28 Prozent der Mädchen und 21 Prozent der Jungs waren dem schon einmal ausgesetzt. Gerade für Kinder kann Handykonsum gefährlich sein – ein gutes Argument, mit dem ersten eigenen Smartphone etwas zu warten.

 

8.Nachrichten sieht man auf Instagram.

Ja, die Jugend interessiert sich fürs Zeitgeschehen. Etwa vier Fünftel der Jugendlichen informiert sich regelmäßig zu Themen wie dem Klimawandel oder dem Ukraine-Krieg. Wo sie das tun? Na, auf Instagram! Oder auf TikTok. Falls sich den bildungsnahen Mamas und Papas jetzt die Zehennägel hochstellen, ein bisschen Beruhigung: Dort spielen längst auch seriöse Medien ihre News aus. Und am glaubwürdigsten finden unsere Kinder immer noch klassische Angebote wie öffentlich-rechtliche Fernseh- und Radiosender oder regionale Tageszeitungen. Und zur Not wird halt gegoogelt.

 

9.WhatsApp ersetzt Gespräche.

Teen­ager können nebeneinander sitzen und sich per WhatsApp unterhalten. Selbst „Willst du mit mir gehen?“ wird heute so gefragt (spätestens dann sind Schüler ohne Smartphone draußen). Wenn das Thema zu komplex wird für einen Daumen, schicken die jungen Leute sich halt Sprachnachrichten – nur Not eine halbe Stunde lang hin und her. Bloß nicht anrufen! Dass in einem Klassenchat 200 Nachrichten pro Tag versandt werden, ist völlig normal. 90 Prozent davon sind allerdings belanglos und bestehen oft nur aus einem Smiley. Trotzdem herrscht ein enormer Druck, jederzeit erreichbar zu sein. Und jedes „Pling!“ zerstört wieder die Konzentration auf die Hausaufgaben. Einziges Gegenmittel: Handy aus und ab in die Handygarage!

 

10.Viele Teenies sind genervt vom Handy.

In einer österreichischen Umfrage gab mehr als die Hälfte der Jugendlichen zu, sich manchmal über den eigenen Smartphone-Konsum zu ärgern. Noch mehr von ihnen geht es ihnen auf den Zeiger, dass die Freunde ständig auf ihr Handy schauen. Und: Auch die Eltern nerven, wenn sie dem Bildschirm mehr Beachtung schenken als ihrem Nachwuchs. „Wir vergessen oft, dass wir unseren Kindern den Umgang mit dem Handy vor allem vorleben“, sagt der Medienexperte Thomas Feibel in einem Interview für das Magazin SCHULE. „Und wenn wir ehrlich sind, haben wir dabei alle noch nicht die richtige Balance gefunden. Warum fällt es uns Erwachsenen denn so schwer, auch mal offline zu sein? Im Grunde müsste wir uns erst einmal selbst erziehen.“ Beruhigend ist immerhin, dass die Jugendlichen wieder weniger Zeit online verbringen: Um fast eine Stunde pro Tag ist die Online-Zeit zurückgegangen im Vergleich zu den Hochzeiten der Corona-Pandemie. Knapp dreieinhalb Stunden täglich sind zwar immer noch viel, aber bei dieser Menge war die Jugend auch 2017 schon.

 

11.Regeln funktionieren – aber nur für alle.

Ohne Regeln ufert das Wischen übers Smartphone schnell aus. Aber wer möchte, dass seine Kinder ihren Handykonsum beschränken, muss sich selbst beschränken. Regeln funktionieren nur, wenn die Eltern sich auch daran halten: Kein Handy am Esstisch. Nachts ausschalten und in die Handygarage. Auch wichtig: „Wenn jemand mit mir spricht, blicke ich nicht aufs Smartphone.“ Solche Regeln sind sinnvoll, müssen aber für alle gelten. Bonus-Tipp: Am besten funktionieren Regeln, die gesetzt wurden, BEVOR das Kind sein erstes Smartphone erhält. Zu diesem Zeitpunkt haben Eltern noch eine gute Verhandlungsposition.

 

„11 Wahrheiten über Kinder und ihren Handykonsum“ – Foto: user15285612 auf Freepik



Unsere Themen im Überblick

Kommentieren