Konzentrierter Schüler: Die besten Merktechniken für die Schule
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Die drei besten Merktechniken für den Schulalltag

Vokabeln, Formeln, Jahreszahlen: Manche Dinge muss man sich in der Schule einfach merken. Wie das gelingt? Mit den richtigen Merktechniken!


Kompetenzorientierung hin, ChatGPT her: Manche Sachen muss man sich in der Schule einfach merken. Und das kann manchmal ziemlich schwer fallen. Neue Vokabeln in Fremdsprachen zu Beispiel bleiben den meisten Lernenden nicht einfach so im Kopf. Das gleiche gilt für die Phasen der Mitose in Biologie. Und wenn man sich dann noch die Beziehungsgeflecht der Figuren in einem Roman merken soll oder die Allianzen im Zweiten Weltkrieg: Alles zu anders, zu unverständlich, zu durcheinander – wie soll man solche Lerninhalte bloß im Kopf behalten? Nun, zum Glück gibt es Merktechniken, die einem dabei helfen.

Hier stellen wir drei davon vor, die Schülerinnen und Schülern im Unterrichtsalltag wirklich helfen. Wobei: Nicht jede Merktechnik führt gleich zum erwünschten Erfolg. Menschen, Fächer und Situationen sind unterschiedlich – da gilt es auszuprobieren, was für einen selbst am besten passt. Oft ist auch ein bisschen Geduld gefragt, denn mit Lerntechniken ist es wie mit den Reaktionen in der Chemie: Meist muss man einiges an Aktivierungsenergie aufbringen, bevor die Reaktion endlich von alleine läuft.

Nun aber zu den drei besten Merktechniken für die Schule:

 

1. Lernkarten – Merktechnik mit zwei Seiten

Viele verbinden diese Merktechnik mit der Vokabel-App „Phase 6“, aber das Konzept ist viel älter: Lange vor der Erfindung des Computers haben Lernende schon mit Karteikarten und einem Fächersystem gearbeitet.

So funktionieren Lernkarten:

Auf der Vorderseite jeder Karte notiert man die Frage (bzw. eine Vokabel), auf der Rückseite die Antwort (die Übersetzung). Neue Karten kommen ins erste Fach. Dieses übt man einmal durch: Frage richtig beantwortet? Dann wandert die Karte ins zweite Fach. Nicht richtig? Dann kommt sie zurück ins erste. Aus dem ersten Fach lernt man täglich, aus dem zweiten alle zwei bis drei Tage.

Ist das zweite Fach dran, gilt wieder: gewusst? Dann noch einmal weiter, jetzt ins dritte Fach. Das übt man nur noch alle ein bis zwei Wochen. Karte nicht gewusst? Dann kommt sie zurück ins erste Fach. So geht es immer weiter: Was man nicht weiß, kommt täglich dran, was schon im Kopf ist, sieht man sich immer seltener an. Profis arbeiten mit vier bis fünf Fächern.

Profi-Tipps für Lernkarten:

  • Das Kartensystem eignet sich für alles, was man in einem einfachen Frage-Antwort-System üben kann. Dazu gehören zum Beispiel Vokabeln, Definitionen, Formeln, Daten, Fakten …
  • Die Karten sollten kurz und übersichtlich sein. Es gilt: eine Karte, ein Thema. Aber sie müssen nicht nur Text enthalten. Gerade auf der Rückseite (also bei der Lösung) kann man sehr gut mit Farben arbeiten. Auch Zeichnungen sind erlaubt und je nach Thema sinnvoll bis notwendig.
  • Dieses Merktechnik-Konzept funktioniert nur, wenn man wirklich regelmäßig übt.
  • Ja, wirklich regelmäßig.
  • Noch einmal: regelmäßig üben. Jeden Tag.
  • Wichtig ist, dass die Lernenden die Karten selbst anfertigen und die Inhalte darauf mit eigenen Worten (bzw. Zeichnungen) wiedergeben. So übt und ordnet man sein Wissen schon beim Erstellen der Karten – vorgefertigte Karten büffelt man meistens, ohne etwas zu verstehen.
  • Viele Programme und Apps bieten elektronische Karteikarten an. Auf Englisch heißen sie übrigens „flashcards“. Beispiele sind Anki, Brainyoo, Quizlet und Repetico, und auch Goodnotes bietet eine Karteikarten-Funktion.
  • Einige weitere Ideen, um speziell Vokabeln spielerisch zu lernen, haben wir hier zusammengefasst.

 

2. Mnemotechniken – Merktechnik mit Bildern

Wenn wir uns etwas nicht merken können, liegt das oft daran, dass unserem Gehirn der Bezug fehlt. Beim Lernen suchen wir ständig nach Zusammenhängen, sei es zu bereits vorhandenem Wissen (oder Erlebnissen) oder zwischen den Dingen, die wir gerade wahrnehmen. An dieser Stelle setzen die sogenannten Mnemotechniken an: Diese Merktechniken erstellen Zusammenhänge, wo es eigentlich keine gibt – und tricksen auf diese Weise unser Gehirn aus. Für alle Mnemotechniken gilt daher: Je verrückter der Zusammenhang, umso größer ist der Merkeffekt.

Drei wichtige Mnemotechniken:

  • Jeder kennt Merksätze wie „Nie ohne Seife waschen“ für die Himmelsrichtungen oder „Auf der Oder wächst kein Gras“ für ou (oder) und où (wo) im Französischen. Viele solcher Eselsbrücken stehen im Internet. Noch besser bleiben aber selbst ausgedachte Merksätze haften – Reime funktionieren besonders gut.
  • Bei der uralten Loci-Methode legt man Begriffe, deren Reihenfolge wichtig ist, entlang einer gut bekannten Strecke ab: etwa dem Heimweg, der Joggingrunde oder dem ersten Level im Lieblings-Computerspiel. Zum Beispiel die Epochen der Literatur: Man will zur Schule, tritt vor die Tür und MITTEN auf der Straße steht das Mittelalter. Und wer kommt da kurz darauf um die Ecke im wallenden ROCK? Natürlich der Barock. Plötzlich KLART der Himmel auf (= Aufklärung), und es wird STÜRMISCH (= Sturm und Drang). So geht es weiter: Für jede Station überlegt man sich eine (gern alberne) Verbindung zum jeweiligen Begriff. Auch ungeordnete Listen kann man sich so merken: Dann läuft man keine Strecke ab, sondern verteilt die Merk-Begriffe an Stellen in einem gut bekannten Raum.
  • Die Geschichtenmethode baut aus Wörtern oder Sätzen eine möglichst verrückte Story. Sie funktioniert besonders gut, wenn man sich unter den Begriffen etwas Konkretes vorstellen kann – so bildlich wie möglich. So fliegen chemische Elemente zum Beispiel zum Himmel, mittelalterliche Päpste werden in Kuchen gebacken, und die Hauptstädte der Bundesländer führen einen Krimi auf – Hauptsache, so verrückt wie möglich.

Dafür eignen sich Mnemotechniken:

Merktechniken wie Eselsbrücken oder die Loci-Methode verbinden Dinge, die wenig miteinander zu tun haben. Das hilft bei allem, was man relativ stumpf auswendig lernen muss, zum Beispiel:

  • Jahreszahlen, PINs, Passwörter
  • Rezepte, in Chemie wie in der Küche
  • Namen und Fachbegriffe
  • Gliederungen, etwa eines Vortrags
  • Einkaufs- und To-do-Listen

Sobald es hingegen ums Verstehen geht, stoßen Mnemotechniken an ihre Grenzen.

 

3. Mindmaps – Merktechnik, selbst gemalt

Wenn im Deutschunterricht ein Buch auf dem Plan steht, kann es kompliziert werden. Wie hießen gleich wieder die Figuren? Was hatten sie miteinander zu tun? Und was passierte wann und wem? Um sich solche Dinge zu merken, deren Zusammenhang zwar vorhanden, aber kompliziert ist, eignen sich Mindmaps hervorragend.

Mindmaps sind Zeichnungen, die einem von oben betrachteten Baum gleichen. In der Mitte steht das zentrale ­Thema (etwa die Hauptperson eines Dramas), daraus wachsen die Unterthemen (weitere Figuren) wie Äste und deren weitere Aspekte (z.B. Eigenschaften) wie Zweige. Farben, Zeichnungen, humorvolle und kreative Assoziationen, sogar Querverbindungen – alles ist erlaubt. Auf diese Weise entsteht ein Wissensnetz, das sich viel leichter merken lässt als die einzelnen Punkte allein.

Tipps für Mindmaps:

  • Selbermachen ist Pflicht! Bei Mindmaps liegt der größte Lerneffekt darin, den Lernstoff selbst strukturieren zu müssen.
  • Auf schwache Äste achten. Wenn Beziehungen zwischen Punkten in der Zeichnung nicht richtig funktionieren, hat man oft etwas übersehen oder falsch verstanden. Deshalb sind Mindmaps auch gute Mittel zur Selbstkontrolle.
  • Einsatzgebiete testen: Mit Mindmaps kann man neue Themen erfassen, Referate vorbereiten, Listen und Brainstormings strukturieren, komplexe Themen überblicken und vieles mehr. Aber nicht bei jeder Person funktioniert alles gleich gut. Deshalb gilt: ausprobieren und sich nicht entmutigen lassen!
  • On- oder offline arbeiten? Wer lieber am Tablet oder Laptop arbeitet, hat die Auswahl zwischen zahlreichen Mindmapping-Tools. Unbedingt vergleichen, ehe man sich in die Arbeit stürzt: Die Kosten und Möglichkeiten sind sehr unterschiedlich. Für viele Lernende sind handgezeichnete Maps allerdings effektiver.

Von der Mindmap zum Flussdiagramm

Ein sogenanntes Flussdiagramm ist ein Spezialfall der Mindmap. Diese Merktechnik macht Abläufe sichtbar, indem darin einzelne Schritte durch Pfeile verbunden werden. Auf diese Weise lassen sich viele Dinge visualisieren, z.B.:

  • typische Rechenwege in Mathe
  • physiologische Vorgänge in Bio
  • Versuchsabläufe in Chemie
  • politische Systeme in Geschichte
  • die Handlung eines Romans
  • die Abfolge von Zeiten in Sprachen

Flussdiagramme im Speziellen und Mindmaps im Allgemeinen eignen sich besonders für Schülerinnen und Schüler, die ein gutes visuelles Gedächtnis haben. Wer sich leicht Bilder merken kann oder Situationen schnell vor dem inneren Auge hat, merkt sich damit komplexe Zusammenhänge quasi auf einen Blick.

Fazit

Merktechniken lohnen sich für alle Lerninhalte, die man nicht verstehen kann, sondern sich einfach einprägen muss. Das ist auch in Zeiten von Google und ChatGPT nicht überflüssig: Denn ein stabiles Grundgerüst aus Wissen erleichtert es, Sachverhalte schneller zu begreifen und sich neue Dinge zu merken. Lernkarten unterstützen dabei den Merkprozess durch regelmäßiges, gehirngerechtes Üben. Auf diese Weise werden zum Beispiel Vokabeln auf Dauer automatisch abrufbar. Mnemotechniken sind vor allem dann sinnvoll, wenn man sich mehrere Dinge gleichzeitig merken muss, die zum Beispiel zeitlich zusammenhängen. Wird der Zusammenhang zwischen den Lerninhalten komplizierter und die einzelnen Teile hängen voneinander ab, sind Mindmaps eine gute Möglichkeit, Struktur in die Sache zu bringen – und damit auch in den eigenen Kopf.

„Die drei besten Merktechniken für den Schulalltag“ – Magazin SCHULE – Foto: pressfoto auf Freepik



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