Klassenfahrten gehören für die meisten Kinder und Jugendlichen zu den Highlights im Schulleben. Und wenn die Reise dann noch über die Grenzen Deutschlands hinausgehen soll, ist die Freude gleich besonders groß – zumindest bei den Schülerinnen und Schülern. Manche Lehrkräfte hingegen sind skeptisch, ob sich eine Klassenfahrt ins Ausland wirklich lohnt: Erhöht das nicht nur den Partyfaktor? Wie wird daraus wirklich eine Bildungsreise?
Klassenfahrten haben viele Vorteile – auch für die Bildung
Den meisten Schülerinnen und Schülern verbinden mit einer Klassenfahrt in erster Linie jede Menge Spaß – allem voran, weil sie für ein paar Tage nicht die Schulbank drücken müssen, sondern viele spannende Erlebnisse sammeln können. Doch der Spaßfaktor ist nicht der einzige Grund, warum sich eine Veranstaltung außerhalb des Unterrichts lohnt. Eine Klassenfahrt bringt noch weitere Vorteile mit sich:
- Freundschaften: Auf einer Klassenfahrt bleibt viel Zeit für gemeinsame Erlebnisse und persönliche Gespräche. So können sich neue Freundschaften zwischen den Schülerinnen und Schülern entwickeln oder bestehende Beziehungen vertieft werden.
- Besseres Verhältnis zur Lehrkraft: Auch das Verhältnis zwischen den jungen Leuten und ihren Lehrkräften kann sich auf einer Klassenfahrt verbessern – eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Lernen und Lehren.
- Besseres Klassenklima: Eine mehrtägige Veranstaltung fernab der Schule sorgt für gemeinsame Abenteuer – zusammen erlebt man eine aufregende Zeit, die verbindet. Diese Erfahrungen können sich positiv auf den zukünftigen Unterricht auswirken.
- Soziale Kompetenzen: Auf einer Klassenfahrt erwerben Schülerinnen und Schüler wichtige Fähigkeiten, die den Klassenzusammenhalt stärken – so zeigen sie etwa Verantwortung gegenüber anderen oder nehmen Rücksicht aufeinander.
Warum ausgerechnet eine Klassenfahrt ins Ausland?
Eine Klassenfahrt hat also viele Vorteile. Aber ist es tatsächlich auch eine gute Idee, mit den Schülerinnen und Schülern den sprichwörtlichen Blick über den Tellerrand zu wagen und gemeinsam ins Ausland zu reisen? Mit anderen Worten: Was lernen die jungen Leute beispielsweise in Rom, was sie in Berlin nicht lernen können?
1. Interkulturelle Kompetenzen
Auf einer Klassenfahrt ins Ausland lernen die Schülerinnen und Schüler eine fremde Kultur hautnah kennen. Sie erweitern dadurch ihren Horizont und können wichtige interkulturelle Fähigkeiten erwerben, die ihnen den Umgang mit Menschen aus anderen Kulturen zukünftig erleichtern. Dazu gehört beispielsweise Offenheit und Unvoreingenommenheit gegenüber fremden Kulturen, ein respektvolles Verhalten gegenüber anderer kultureller Gepflogenheiten sowie ein gutes Verständnis für den Lebensstil am ausgewählten Reiseziel. Diese Kompetenzen kommen den jungen Leuten nicht nur in ihrem persönlichen Leben, sondern auch in ihrer späteren beruflichen Zukunft zugute.
2. Fremdsprachenkenntnisse
Falls die Klassenfahrt ins Ausland das passende Ziel hat, können die Schülerinnen und Schüler dort ihre im Unterricht erworbenen Fremdsprachenkenntnisse in die Tat umsetzen und verbessern. Wenn Lehrkräfte beispielsweise eine Klassenfahrt nach London planen, ist das für junge Leute die perfekte Möglichkeit, in die englische Sprache einzutauchen und ihr eigenes Englisch im alltäglichen Leben unter Beweis zu stellen. Das kann die Motivation zum Sprachenlernen deutlich verbessern.
Das gilt auch für den Fall, dass die Schülerinnen und Schüler zum Zeitpunkt der Klassenfahrt die Landessprache noch nicht beherrschen. Vielleicht sind sie so begeistert von der Gastfreundschaft der Einheimischen, dem Essen oder den Sehenswürdigkeiten des Landes, dass sie gerne in ihrer Freizeit nochmals dorthin reisen möchten – aber dieses Mal zumindest mit grundlegenden Sprachkenntnissen im Gepäck.
3. Die Welt entdecken
Darüber hinaus haben Schülerinnen und Schüler auf einer Klassenfahrt ins Ausland die Möglichkeit, den Schulalltag für eine Zeit hinter sich zu lassen und sich gemeinsam in die große weite Welt aufzumachen. Zusammen entdecken sie ein spannendes Land oder eine aufregende Stadt mit allen dazugehörigen Sehenswürdigkeiten, Eindrücken und Erlebnissen.
Das ist auch deshalb wichtig, weil für einige Schülerinnen und Schüler eine Klassenfahrt die einzige Möglichkeit ist, einmal Erlebnisse ins Ausland zu sammeln – zum Beispiel weil ihre Eltern keine Auslandsreisen unternehmen können oder möchten, oder weil ihre finanzielle Situation das nicht erlaubt. Unabhängig von ihrer Lebenssituation können die jungen Leute also im Klassenverband gemeinsame Erfahrungen außerhalb Deutschlands machen.
Tipps für Lehrkräfte: so wird die Klassenfahrt ins Ausland eine echte Bildungsreise
Eine Klassenfahrt zählt zu den Bildungsreisen. Das bedeutet, dass sie zum Zweck der Weiterbildung unternommen werden und nicht nur dem reinen Vergnügen dienen sollte. Dies liegt in der Verantwortung der Lehrpersonen, welche die Klassenfahrt mit sinnvollen Inhalten füllen. Damit eine schulische Veranstaltung im Ausland auch tatsächlich zu einer Bildungsreise wird, sollten Lehrerinnen und Lehrer einige Vorbereitungen treffen (eine umfangreiche Checkliste von schulfahrt.de finden Sie hier).
Mit Klassenfahrten kennt Marco Schumann vom Schulreise-Anbieter schulfahrt.de sich aus. Für das Magazin SCHULE schildert er seine Erfahrungen speziell mit Auslandsfahrten in diesem Gastbeitrag.
So sollten Lehrpersonen im Vornherein ein konkretes Programm für die Klassenfahrt ins Ausland zusammenstellen. Das geschieht am besten gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern: Sind die jungen Leute schon in die Planung einbezogen, sind sie eher bereit, dem Programm zu folgen – und vor Ort geht es disziplinierter zu. Folgende Punkte gilt es bei der Zusammenstellung des Programms zu berücksichtigen:
1. Konkrete Schwerpunkte setzen
Ein häufiger Fehler in der Vorbereitung einer Klassenfahrt liegt darin, das Programm so zu überfrachten, dass die Mitreisenden hinterher nicht mehr wissen, worum es eigentlich ging. Deshalb bietet es sich an, einen besonderen Schwerpunkt auf bestimmte Lerninhalte jener Schulfächer zu richten, welche die Begleitlehrkräfte unterrichten. Auf diese Weise kann die außerschulische Veranstaltung helfen, Bildungsziele zu vertiefen.
Die meisten Reiseziele bieten für jede Fächerkombination genug Lernanlässe. Liegt etwa der Schwerpunkt auf Kunst und Musik, gehört selbstverständlich der Besuch von Konzerten, Musicals und Kunstgalerien in das Tagesprogramm. Sollen sich die Schülerinnen und Schüler hingegen mehr mit geschichtlichen Themen auseinandersetzen, lohnt sich etwa eine Reise zu den spektakulärsten Kulturstätten in Rom. Aktivitäten in Einklang mit Bildungszielen zu bringen, ist in jedem Fall sinnvoll.
2. Regeln gemeinsam festlegen
Damit insbesondere die Zeit, die den Schülerinnen und Schülern zur freien Verfügung steht, nicht völlig aus dem Ruder gerät, tun Lehrkräfte gut daran, vorab gemeinsame Regeln festzulegen. So wissen die jungen Leute bereits im Vorhinein, wo ihre Grenzen auf der Klassenfahrt liegen – und welche Konsequenzen drohen, wenn sie diese Grenzen nicht einhalten. Klassische Themen sind das Trinken alkoholischer Getränke und der Beginn der Nachtruhe, aber auch der Handykonsum sollte unbedingt besprochen werden: Wenn alle nur über dem Handy hängen, entfallen vom Gemeinschaftserlebnis bis zum Bildungsanspruch viele Vorteile der Fahrt.
3. Eine geeignete Unterkunft auswählen
Lehrkräfte sollten eine Unterkunft wählen, in der sich die Schülerinnen und Schüler rundum wohlfühlen. (Zentral gelegene) Jugendherbergen, die bereits viel Erfahrung mit Schulklassen haben, sind dafür bestens geeignet. Eine aufwändige, aber lohnenswerte Unterkunftsmöglichkeit ist, die Schülerinnen und Schüler in Gastfamilien unterzubringen. Besonders wenn die jungen Leute die Landessprache im Unterricht gelernt haben, ist das die perfekte Gelegenheit, um diese gleich im Kontakt mit Einheimischen anzuwenden.
4. Das richtige Transportmittel wählen
Ein Nachteil einer Klassenfahrt ins Ausland ist die meiste weitere Anreise als bei heimischen zielen. Deshalb sollte das Transportmittel für die An- und Rückreise sinnvoll gewählt werden. Nur selten führen Fahrten zu so weit entfernten Zielen, dass eine Flugreise unumgänglich ist. Falls möglich, sollten Lehrkräfte daher umweltfreundlichere Möglichkeiten wählen – dem Klima zuliebe, aber auch auch, um nachhaltiges Denken bei den Schülerinnen und Schüler zu fördern. Geeignet sind dafür vor allem Bus oder Bahn. Im Vergleich zum Flugzeug sind diese Verkehrsmittel wesentlich klimafreundlicher. Vor allem Busse bieten zudem die Möglichkeit, micht nur mit dem Gemeinschaftserlebnis, sondern auch mit dem Progremm schon auf der Anreise zu beginnen.
„Klassenfahrt ins Ausland – Tipps für Lehrkräfte“ – Foto: Freepik