Unterrichtsmethoden: Lernen auf die witzige Art - Magazin SCHULE
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Unterrichtsmethoden: Was bitte ist ein „Dosendiktat“?

Manchmal sprechen Kinder in Rätseln, wenn sie aus der Schule kommen: „Wir hatten heute ein Dosendiktat“ oder „Ich habe mit dem Glücks­topf gelernt“. Magazin SCHULE entschlüsselt für Sie das Unterrichtsmethoden-Kauderwelsch


Klar kann man ein Diktat auch einfach vom Lehrerpult aus vortragen: Satz für Satz, wie Generationen von Schülerinnen und Schülern es kennen. Aber moderne Unterrichtsmethoden kennen das auch anders: Dann schneidet die Lehrkraft ihr Diktat in einzelne Sätze (oder bei den Kleineren in Satzteile), verteilt die Papierstreifen im Raum – und los geht das Gewusel.

Die Kinder gehen zur Station mit dem ersten Satz, lesen ihn und prägen ihn sich ein. Zurück am Platz schreiben sie den Satz aus dem Gedächtnis auf. Danach laufen sie zur nächsten Station, lesen und merken sich wieder einen Satz, schreiben ihn auf und so weiter. Auf diese Weise trainiert das Diktat zusätzlich die Konzentration, und die Bewegung fördert das Lernen. Deshalb ist das so genannte Laufdiktat eine beliebte Unterrichtsmethode, gerade in der Grundschule.

Dort, aber auch in höheren Klassenstufen, setzen Lehrkräfte heute viele Unterrichtsmethoden ein, die Eltern vermutlich aus ihrer Schulzeit nicht kennen. Wir zeigen einige besonders beliebte davon – und die erklären, was die Lernform für die Schülerinnen und Schüler bringt.

 

1. Gruppenpuzzle

Jede Person bildet ein Puzzlestück in einer großen Expertenrunde: Die Kinder oder Jugendlichen werden auf Gruppen verteilt, und alle davon bearbeiten das Gesamtthema – zum Beispiel „Die Institutionen der Europäischen Union“. Jedes Mitglied einer Gruppe ist dabei für einen Teilbereich zuständig. Dann treffen sich alle Expertinnen eines Teilgebiets, um ihre Ergebnisse abzugleichen. Anschließend kehren sie in ihre Stammgruppe zurück, um dort den ­anderen Gruppenmitgliedern ihr Spezialgebiet vorzutragen.

Beim Gruppenpuzzle werden die Lernenden zugleich zu Lehrenden – das motiviert! Ganz nebenbei üben die Junglehrkräfte Schlüsselqualifikationen wie Erklären und Zuhören.

 

2. Fishbowl

Guck mal, wie die diskutieren: Die Fishbowl-Methode erleichtert die Diskussion in großen Gruppen. Im Innenkreis – dem „Goldfischglas“ – diskutiert eine kleine Gruppe das ­Thema; die übrigen Teilnehmerinnen verfolgen die Diskussion von außen. Beobachter können jederzeit in die Diskussion eingreifen, denn im Innenkreis steht ein „Gast-Stuhl“ bereit. Einfach Platz nehmen, mitdiskutieren, Stuhl räumen.

Vorteil der Fishbowl-Methode: Die ­Diskussionsrunde bleibt überschaubar. Mitglieder, die in einer großen Gruppe sonst nicht zu Wort kämen, können aktiv mitdiskutieren und immer neue Argumente einbringen. Von wegen Goldfischperspektive!

 

3. Kugellager

Schon mal ein menschliches Kugellager gesehen? Bei dieser Methode sitzen sich die Mitglieder einer Lerngruppe in einem Innen- und einem Außenkreis gegenüber. Die zwei direkt gegenüber Sitzenden tauschen dabei Information zu einem vorgegebenen Thema aus. Alle fünf Minuten bewegen sich die beiden Kreise in entgegengesetzter Richtung, sodass jede Teilnehmende ein neues ­Gegenüber erhält und ein anderes ­Gespräch beginnt.

Gut geeignet, um in ein Thema einzusteigen, Kenntnisse wachzurufen oder Meinungen auszutauschen.

 

4. Dosendiktat

Was hat ein Diktat mit einer Dose zu tun? Hier muss das eine in das andere: Lehrkraft oder die Schüler selbst zerschneiden einen Diktattext in Sätze oder Sinnabschnitte. Eine Schülerin liest den ersten Abschnitt laut vor und steckt ihn dann in eine Dose mit Schlitz. Anschließend schreiben alle Schüler den Sinnabschnitt in ihr Heft, bevor der oder die nächste an der Reihe ist. Wenn alle Sätze auf Papier gebannt sind, wird die Dose geöffnet und der Text wieder zusammengesetzt. Wer hat die wenigsten Fehler?

Das Diktat aus der Dose trainiert Konzentration, Gedächtnis und Wortschatz. Ähnlich funktioniert das Laufdiktat (s.o.).

 

5. Argumente-Bazar

Hier darf gefeilscht werden! Ziel ist es, die Mitlernenden von der eigenen Meinung zu überzeugen. Die Schüler beratschlagen in Kleingruppen – zum Beispiel, welche drei Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen überall auf der Welt erfüllt werden sollten. Jedes Bedürfnis wird notiert. Jetzt ist Kreativität gefragt: Ein aussagekräftiges Bild, gute Slogans und Argumente sowie ein Gruppenmitglied, das besonders gut werben kann, müssen her, um Mitschüler von der eigenen Meinung zu überzeugen. Er oder sie wird zum Marktschreier auf dem Bazar ernannt und an einen Stand geschickt. Alle restlichen Schüler erhalten eine Münze und besuchen die anderen Bazar-Stände. Die überzeugendste Marktschreierin (nicht unbedingt der eigene!) bekommt das Geldstück, die Gruppe mit den meisten Münzen hat gewonnen.

Diese Unterrichtsmethode funktioniert grundsätzlich mit allen Themen, über die man Argumente austauschen kann. Das trainiert die Diskussionskultur, den Teamgeist und die Urteilskraft.

 

6. Blätterlawine

Dynamisch wie eine Lawine, aber nicht so gefährlich: Jede Person notiert auf einem Blatt Gedanken, Ideen und Fragen zu einem Thema und reicht das Papier nach zwei Minuten an seinen Sitznachbarn weiter. Dieser denkt sich schnell ins Geschriebene ein, ergänzt, erweitert, kommentiert oder antwortet schriftlich – und gibt das Blatt weiter. Zum Schuss erhält jeder sein Ursprungsblatt zurück und liest, was die anderen zu seinem Text beigetragen haben.

Dank Blätterlawine denken sich Kinder intensiv in ein Thema ein, entwickeln Ideen, tauschen sich darüber mit anderen aus oder kritisieren Ansätze.

 

7. Blitzlicht

Ein Satz genügt! Blitzschnell äußern sich die Lernenden reihum zu einem klar eingegrenzten Thema – beispielsweise zu einer Karikatur oder einer Problemstellung („Wie können wir Mobbing stoppen?“). Kommentare und Bewertungen anderer sind tabu, jede Äußerung darf unwidersprochen stehenbleiben.

Mithilfe der Blitzlicht-Unterrichtsmethode können Lehrkräfte schnell und unkompliziert Meinungen und Stimmungen ermitteln. Weil Kommentare verboten sind, trauen sich auch weniger Selbstbewusste, ihre Meinung oder Idee zu äußern. Eignet sich auch gut für den heimischen Familienrat, weil sich jeder auf das Wesentliche beschränkt.

 

8. Placemat

„Tischdeckchen“ gehören manchmal auch auf Schülertische: Je eine Vierergruppe zeichnet ein großes Rechteck in die Mitte eines Blatts. Von dessen Ecken ziehen die Schülerinnen und Schüler vier ­Linien bis zu den äußeren Ecken des Papiers, sodass noch einmal vier Felder entstehen – fertig ist das Deckchen. Jetzt geht’s an die Aufgabe. Die lautet etwa: „Was fällt euch zu Wasser ein?“ oder „Was versteht ihr unter Besiedelung?“ Der Reihe nach tragen alle Teilnehmenden ihre Einfälle in eines der äußeren Felder ein. Danach diskutiert die Gruppe und einigt sich auf Stichpunkte, die im großen Kasten Platz finden.

Die Placemat-Methode gilt als „Schweizer Messer“ des kooperativen Lernens, weil sie in allen Fächern und Alters­stufen einsetzbar ist und Einzel- wie Gruppenarbeit fördert.

 

9. Glückstopf

Jeder ist mal am Zug: Die Klasse wird in Kleingruppen aufgeteilt, jede Gruppe schreibt wichtige Begriffe des Lernstoffs auf Kartei­karten und wirft diese in einen Topf. Der Topf wird an die nächste Gruppe weitergereicht: Jeder zieht ein Kärtchen und erklärt den anderen den gezogenen Begriff. Unklarheiten können nachher im Plenum besprochen werden.

Der Glückstopf unter den Unterrichtsmethoden holt müde Schüler aus dem Mittagstief und hilft, gelernte Inhalte häppchenweise im ­Gehirn zu verankern.

 

10. Zielscheibe

Glauben die Lernenden, dass die Notengebung fair ist, die Hausaufgaben angemessen sind? Per Zielscheibe erhalten Lehrkräfte Rückmeldung dazu. Auf einem Plakat wird die Zielscheibe aufgemalt. Sie enthält mehrere tortenstückförmige Segmente, denen jeweils ein Thema zugeordnet ist („Wie motiviert war ich?“, „Wie war die Zusammenarbeit in der Gruppe?“ etc.). Die Schülerinnen und Schüler bekommen Klebepunkte oder Stifte, um jeweils einen Punkt in jedem Segment zu markieren. Je ­näher sie sich zur Mitte der Zielscheibe positionieren, umso positiver bewerten sie das abgefragte Thema. Das Ergebnis bietet ­einen hervorragenden Gesprächsanlass.

 

Unterrichtsmethoden: Was bitte ist ein Dosendiktat? Foto: Rudy and Peter Skitterians from Pixabay

 



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