Er ist Schaupieler, Moderator und Kinderbuch-Autor: Im Magazin-SCHULE-Interview spricht Max von Thun über seine Zeit im Internat, die Vorzüge, ein Schlagzeuger zu sein, und eine prägende Europa-Tournee mit dem VW-Bus.
Max von Thun, heißt, in Künstlerfamilien wird mit dem Thema Schule eher locker umgegangen. Wie war das bei Ihnen?
Mein Vater war als Schauspieler viel beschäftigt, aber meine Mutter war sehr hinterher, dass meine Schwester und ich immer unsere Hausaufgaben machten.
Und das ging ohne Reibereien?
Mehr oder weniger. Ich bin nicht besonders gerne in die Schule gegangen, aber es war okay. Mein erster Lehrer in der Grundschule, Herr Rasp, war ein guter Typ, der mir Mut gemacht hat, dass Schule auch Spaß machen kann. Eher schräg fand ich Frau Schlechtriemen, die uns das Jodeln beibringen wollte. Dazu hat sie einen Mitschüler nach vorn kommen lassen, der im Tölzer Knabenchor gesungen hat und uns das Holdrio vormachen sollte.
Unsere Schulband war genauso schlecht wie laut
Aber aus einer Karriere im „Musikantenstadl“ ist nichts geworden …?
Nicht ganz. In der sechsten Klasse im Gymnasium haben drei Kumpels und ich eine Schülerband gegründet. Wir nannten uns Toxic Waste und waren genauso schlecht wie laut. Ich spielte Schlagzeug, zwei Kochtopfdeckel ersetzten die Becken. Aber wir waren cool, und die Mädchen himmelten uns an. Darauf kam es doch an.
Wie hat sich der frühe Starruhm auf Ihre schulische Motivation ausgewirkt?
Ich habe mich durchgeschlängelt. Sonst hätte meine Mutter die Notbremse gezogen. Andererseits hatte sie viel Verständnis für meine Musik. Nachdem sich meine Eltern getrennt hatten, war Platz für einen Probenkeller. Da war ich öfter als am Hausaufgabenpult. Schule blieb eine freudlose Angelegenheit. Das änderte sich, als ich mit 15 nach England aufs Internat kam.
Das Internat öffnete mit neue Horizonte
Sie gingen gern und freiwillig?
Es war die Zeit, in der ich auf Distanz zu meinen Eltern gehen wollte. Da meine ältere Schwester schon im Internat in England war, hatte ich keine Berührungsängste. Ich fand’s rundum toll. Plötzlich war ich inmitten fremder Kulturen und Sprachen. Das Internat öffnete neue Horizonte. Und: Als mittlerweile passabler Schlagzeuger war ich gleich in mehreren Bands gefragt.
Und durch den Schulalltag haben Sie sich weiterhin so elegant gewurstelt?
Das Lernen hat einfach mehr Spaß gemacht. Ich hatte Leistungskurs Kunst. Ich erinnere mich an eine Holzskulptur, die ich mit einer Kettensäge geschaffen habe, so nach dem Vorbild von Georg Baselitz. Den Abschluss habe ich in den Fächern Deutsch, Geschichte und Kunst gemacht.
Wann ist der Plan gereift, Schauspieler werden zu wollen?
Es war kein eigentlicher Plan. Doch für den Beruf meines Vaters hegte ich immer große Sympathien. Als Kind fand ich toll, dass er sich so klein machen konnte, dass er in den Fernsehkasten passte.
Was haben Sie nach Ihrem Schulabschluss in England gemacht?
Noch im Internat hat ein Karriereberater uns dazu ermutigt, eine Auszeit zu nehmen. Mit einen VW-Bus sind meine Band und ich ein Dreivierteljahr durch Europa gefahren, und wir haben uns mit Auftritten über Wasser gehalten. Ich habe in der Zeit viel über mich gelernt. Es war genial, und ich bin bis heute der Meinung: alles richtig gemacht. Danach war ich reif für den Ernst des Lebens.