Es ist klein, es ist schräg, und es bereitet den meisten Schreibenden vor allem eines: Ärger. Kein Zweifel, das Komma gehört zu den größten Fallen im deutschen Sprachdschungel. Und mal ehrlich, sind Kommaregeln in Zeiten der schnellen WhatsApp-Nachricht nicht reine Schikane?
Werden Kommaregeln überflüssig?
Leider nein. Ein falsch oder gar nicht gesetztes Komma kann gerade im Deutschen zu erheblichen Missverständnissen führen. Vieles, was wir in der gesprochenen Sprache – meist unbewusst – durch Betonungen und Pausen erläutern, erhält in der Schriftform seinen gewünschten Sinn erst durch Satzzeichen. So wird das Komma zu einem Hilfsmittel für beide Seiten: für die Schreiberin, um sich korrekt auszudrücken, und für den Leser, um den Satz auch bei schnellem Lesen leicht und richtig zu verstehen.
Das gilt für die kurze Textnachricht ebenso wie für die Deutsch-Hausaufgabe oder das lange Protokoll, das man vielleicht später im Job anfertigen soll. Und gerade weil der Sinn von Sätzen je nach Stellung eines Kommas oft variieren kann, können uns auch Rechtschreibprogramme die Arbeit nicht abnehmen – sie wissen ja nicht, was wir eigentlich aussagen wollen. Es hilft also nichts, korrekte Zeichensetzung müssen Schülerinnen und Schüler lernen.
Die gute Nachricht: Niemand muss dafür dicke Regelwerke auswendig lernen. Mit einer guten Handvoll Regeln kann man die Mehrzahl aller Kommas richtig setzen. Schreibende sollten dabei vor allem auf drei Satzteile achten:
- Haupt- und Nebensätze
- bestimmte Signalwörter
- Infinitivgruppen
Wer darauf achtet und die wichtigsten Regeln im Kopf hat, kann den Kommastreuer zukünftig außer Betrieb nehmen.
Die sieben wichtigsten Kommaregeln haben wir hier zusammengetragen:
1. Komma zwischen Hauptsätzen
Beispiel: Ich setze zu wenige Kommas, Papa setzt zu viele.
Einen Hauptsatz erkennt man daran, dass er allein stehen kann und mindestens aus einem Subjekt (z. B. ich) und einem Prädikat (setze) besteht.
Tipp: Zwischen Hauptsätzen könnte man auch einen Punkt setzen.
Fehlerfalle! Irritierend für viele: Seit der Rechtschreibreform ist das Komma bei Hauptsätzen, die durch und bzw. oder verbunden sind, freiwillig.
2. Komma zwischen Haupt- und Nebensätzen
Beispiel: Sie findet, dass Kommaregeln zu kompliziert sind.
Nebensätze unterscheiden sich von Hauptsätzen dadurch, dass sie nicht allein
stehen können und immer mit dem Verb enden.
Tipp: Nebensätze erkennt man oft an Bindewörtern (vgl. Regel 3).
Fehlerfalle! Kommas stehen auch zwischen zwei Nebensätzen. (Ich denke, dass euch die Kommasetzung Spaß machen wird, wenn ihr sie einmal verstanden habt.) KEIN Komma steht, wenn die Nebensätze durch und bzw. oder verbunden sind.
3. Komma vor Konjunktionen
Beispiel: Die Regeln sind meistens eindeutig, aber viel zu viele.
Konjunktionen werden auch Bindewörter genannt, weil sie Sätze, Wörter oder Satzteile verbinden.
Tipp: Typische Bindewörter sind unter anderem: aber, (je)doch, sondern, also, dass, außerdem, dennoch, nämlich, trotzdem, sonst, einerseits – andererseits, nicht nur – sondern auch, geradezu, ferner.
Fehlerfalle! Bei Vergleichen mit als und wie genau hinschauen! KEIN Komma steht, wenn z. B. Personen oder Dinge verglichen werden. (Punkte sind runder als Kommas.) Ein Komma ist jedoch notwendig bei Vergleichen, bei denen ein Nebensatz mit im Spiel ist – also ein Verb nach als oder wie kommt. (Punkte sind runder, als es Kommas sind.)
4. Komma bei Aufzählungen
Beispiel: Ich mag Kommas, Punkte und Fragezeichen.
Kommas trennen Teile einer Aufzählung voneinander. KEIN Komma steht bei Aufzählungen, die durch und, oder, beziehungsweise, (so)wie, sowohl – als auch, weder – noch, entweder – oder verbunden sind.
Tipp: Zwischen Adjektiven vor einem Substantiv wird ein Komma gesetzt, wenn stattdessen auch ein und stehen könnte (ein einfaches, schnörkelloses Komma).
Fehlerfalle! Kein Komma steht, wenn das letzte Adjektiv mit dem Substantiv einen Gesamtbegriff bildet. Das betrifft vor allem Adjektive, die eine Farbe, ein Material, eine Zugehörigkeit oder Herkunft beschreiben. (Das Komma ist wichtiger Bestandteil der komplizierten deutschen Zeichensetzung.)
5. Komma vor Infinitivgruppen
Beispiel: Sie versuchen, die Kommaregeln besser zu erklären.
Eine Infinitivgruppe besteht aus dem Wort zu und einem Verb in der Grundform (Infinitiv).
Tipp: Ein Komma MUSS stehen:
– vor folgenden Signalwörtern, die eine Infinitivgruppe ankündigen: als, (an)statt, außer, ohne, um.
– wenn die Infinitivgruppe vom Substantiv abhängt. (Er fasste den Plan, die Zeichensetzung zu üben.)
– wenn die Infinitivgruppe durch ein hinweisendes Wort angekündigt oder wieder aufgenommen wird. (Hier bin ich dafür, ein Komma zu setzen.)
Fehlerfalle! Seit der Rechtschreibreform kann beim Infinitiv in manchen Fällen auf das Komma verzichtet werden. Expertentipp: Wer einfach immer ein Komma setzt, ist auf der sicheren Seite.
6. Komma bei Beisätzen
Beispiel: Das Komma, eines der wichtigsten Satzzeichen, bereitet vielen Schülerinnen Probleme.
Ein Beisatz (Apposition) steht im gleichen Fall wie das Substantiv und bestimmt dieses näher.
Tipp: Eine Apposition kann entfernt werden, ohne dass sich der Sinn des Satzes verändert.
Fehlerfalle! Erläuternde Beisätze können mit Aufzählungen (vgl. Regel 4) verwechselt werden. Die richtige Kommasetzung ist hier wichtig! (Philipp, mein Bruder, und ich = Apposition = zwei Personen; Philipp, mein Bruder und ich = Aufzählung = drei Personen.)
7. Komma bei nachgestellten Erläuterungen und Satzeinschüben
Beispiel: In diesem Satz wird ein Komma gesetzt, und zwar vor dem jeweiligen Signalwort.
Erläuterungen und Satzeinschübe sind wie Nebensätze zu behandeln (vgl. Regel 2).
Tipp: Signalwörter für Satzeinschübe sind unter anderem also, besonders, das heißt (d. h.), das ist, insbesondere, nämlich, und zwar, vor allem, zum Beispiel (z. B.).
Fehlerfalle! Aufgepasst bei diesen Signalwörtern! Davor steht immer ein Komma, danach nur, wenn der Satz weitergeht. (Satzzeichen, insbesondere Kommas, sind für das Verständnis durchaus sinnvoll.)
Die 7 wichtigsten Kommaregeln – Magazin SCHULE – Fotos: freepik