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Justus von Dohnányi in der Schule: „Inspiriert hat mich nur der Quatsch“

Fünf Schulen in drei Bundesländern hat der Schauspieler, Autor und Regisseur Justus von Dohnányi als Kind besucht. "Ich habe ich meine Schulzeit zwar schnell hinter mich gebracht – aber nicht gerne", erinnert er sich


Justus von Dohnányi, in der „Schule der magischen Tiere“ gibt es coole Schülerinnen und Schüler, eine tolle Lehrerin, sympathische Tiere … ist es da nicht frustrierend, ausgerechnet den etwas grimmigen und überforderten Direktor zu spielen?

(Lacht) Nein, überhaupt nicht. Da kann ich mir aus meiner eigenen Schulzeit all die Figuren zusammenbauen, die mich genervt haben. Das macht viel Spaß.

Im Film kommen Ida und Benni neu auf die Wintersteinschule und werden nicht von allen freundlich empfangen. Als Sohn eines Dirigenten mussten Sie in Ihrer Jugend viel umziehen. Da kennen Sie die Situation, der Neue in der Klasse zu sein, sicher gut …

Ja, sehr gut sogar. Ich habe alleine drei Bundesländer erlebt: Ich bin eingeschult worden in Köln, dann später in Hessen zur Schule gegangen – erst auf die Grundschule, dann auf ein altsprachliches Gymnasium und später auf ein neusprachliches –, und schließlich sind wir nach Hamburg gezogen, wo ich wieder auf ein anderes Gymnasium kam. Den einen oder anderen Neuanfang habe ich also miterlebt.

Meist war ich der Neue und Stille

Waren Sie dabei eher die Ida oder eher der Benny: ein bisschen vorlaut also oder mehr der Zurückgezogene?

Ich hatte von beiden etwas. Es gab damals zwei so genannte Kurzschuljahre, um den Schuljahresrythmus der Bundesländer zu vereinheitlichen. Weil ich gerade dann umgezogen bin, rutschte ich letztlich ein ganzes Schuljahr hinauf. Und da ich ohnehin früh eingeschult wurde, war ich in meinen Klassen immer der Jüngste. Das hatte Vor- und Nachteile: Die Lehrer hielten mich für einen lieben Burschen, und ich konnte sozusagen von hinten raus ein bisschen Quatsch machen. Das klappte gut. Aber unter den Mitschülern war ich dann doch meist ein bisschen der Neue und Stille, einfach weil ich eineinhalb bis zwei Jahre jünger war als sie.

Wie war denn die Atmosphäre damals auf Ihrem altsprachlichen Gymnasium: ein bisschen steif und verstaubt wie an der Wintersteinschule?

Das war Anfang der 1970er-Jahre, damals sah es an den Schule noch ganz anders aus. Wir hatten noch einige Kriegsversehrte als Lehrkräfte, und es herrschte ein strenges Regiment. Man fing mit Latein an, dann kam Englisch dazu, und später konnte man noch wählen zwischen Altgriechisch und Französisch. In der 12. Klasse, da war ich dann schon wieder umgezogen, wäre dann noch eine vierte Fremdsprache dazu gekommen.

 

Prominente Familie

Justus von Dohnányi in der Schule: "Bei Quatsch war ich immer dabei" – Magazin SCHULE
  • Justus von Dohnányi (61) ist Schauspieler, Regisseur und Autor. Er stammt aus einer Familie mit vielen bekannten Namen: So war sein Vater Christoph berühmter Dirigent, der Großvater Hans ein Widerstandskämpfer im Dritten Reich, sein Urgroßvater Ernst ungarischer Komponist und sein Onkel Klaus von Dohnányi Hamburger Bürgermeister und Bundesbildungsminister. Auch mit dem Mediziner Karl Ludwig Bonhoeffer und dem Theologen Dietrich Bonhoeffer ist er verwandt.

    Von Dohnányi hat an sehr unterschiedlichen Filmen mitgewirkt, von Komödien über Dramen und Krimis bis hin zu Kinderfilmen. Oft nimmt er dabei eher dunkle Rollen ein. In der Verfilmung der Buchreiche „Die Schule der magischen Tiere“ spielt er den strengen Schuldirektor Heribert Siegmann.

Haben Sie von all den Sprachen etwas mitgenommen?

Na ja, ich bin kein begeisterter Sprachschüler gewesen, muss ich gestehen. Latein fand ich noch relativ überschaubar und einfach zu lernen. Aber das interessiert einen im Alter zwischen 10 und 15 Jahren halt nicht so brennend. Ich habe das mitgemacht, meine Vokabeln auswendig gelernt und irgendwelche Texte übersetzt – Bornemann 1 und 2, wenn ich mich richtig erinnere, später auch Cäsar mit seinem bello Gallico. Es ging, aber super begeistert war ich nicht davon. In Englisch hatte ich nach dem nächsten Schulwechsel das Problem, dass die anderen weiter waren, weil sie das Fach schon seit der Fünften gehabt hatten. Das war auch nicht so motivierend.

Waren Sie dann eher der Naturwissenschaftler?

Tatsächlich, ja. Mathe, Physik, Bio – das waren die Fächer, die mir am besten Spaß gemacht haben.

Bei allem Sinnhaften war ich leider nicht der Beste

Das klingt eher ungewöhnlich für Ihr Metier. Viele Schauspielerinnen und Künstler, die wir interviewt haben, gruseln sich noch heute vor Mathe …

Das war bei mir anders, diese Fächer lagen mir noch am meisten. Insgesamt muss ich aber zugeben, dass ich kein begeisterter Schüler war. Das lag sicher an den vielen Umzügen, auch an der gewissen Unreife, weil ich immer der Jüngste war. Jedenfalls habe ich meine Schulzeit zwar schnell hinter mich gebracht – aber nicht gerne. Nur alles, was drumherum lief, fand ich gut: Wenn man Quatsch machen und den Unterricht torpedieren konnte, war ich immer dabei. Aber bei allem, was mit Sinnhaftigkeit zu tun hat, war ich leider nicht der Beste.

Jetzt, wo Ihre eigenen Kinder groß sind, dürfen Sie das ja sagen …

Genau! Die sind aus der Schule raus, und deswegen kann ich das jetzt öffentlich machen. (lacht)

Erinnern Sie sich trotzdem an die eine oder andere Lehrkraft, die Sie vielleicht geprägt oder vorangebracht hat, so wie Miss Cornfield im Film ihre Klasse inspiriert?

Die Schule der magischen Tiere – Kinofilm – Magazin SCHULE
„Die Schule der magischen Tiere“ von Autorin Margit Auer gehört zu den erfolgreichsten Kinderbuch-Reihen Deutschlands. Nach elf Bänden kommen die Abenteuer der Kinder und ihrer magischen Freunde am 14. Oktober 2021 endlich ins Kino

„Geprägt“ wäre sicher zu viel gesagt, und vorangebracht haben mich hoffentlich einige hier und da. Aber inspiriert haben mich eigentlich nur die Klassenkameraden und der Quatsch drumherum. Da gibt es wirklich nichts zu beschönigen …

Das hört sich nach einer guten Klassengemeinschaft an, wie sie ja auch in der „Schule der magischen Tiere“ wichtig ist. Dort bekommt jede Schülerin und jeder Schüler ein magisches Tier, das sie oder ihn begleitet. Welches Tier hätte sich denn der junge Justus von Dohnányi in der Schule gewünscht?

Damals fand ich jegliche Form von Raubkatzen faszinierend, das wäre sicher klasse gewesen. Aber ich hätte auch gern einen Ara gehabt. Diese Papageien werden ja so unglaublich alt. Als junger Mensch so ein Tier zu bekommen, das einen durch das ganze Leben begleitet, diese Vorstellung fand ich extrem spannend. Zum Glück habe ich aber nie einen bekommen – sonst würde der mir wirklich noch heute das Wohnzimmer vollkacken …

 

Justus von Dohnányi in der Schule: „Inspiriert hat mich nur der Quatsch“ – Foto: Stefan Klüter



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