Meinen & Sagen

„Ich war bei Streichen an vorderster Front“

Die TV-Moderatorin Birgit Schrowange über ihre katholisch geprägten Schülerjahre, den Traumberuf Fernsehansagerin und „altmodische“ Werte


Birgit Schrowange, Sie sind auf einem Bauernhof aufgewachsen. Klingt idyllisch. War es auch so?

Ich war das älteste von drei Kindern. Die Grundschuljahre habe ich in meinem Heimatdorf Nehden bei Brilon im Hochsauerland in einer sogenannten Zwergschule verbracht. Wir waren fünf Klassen in einem Raum. Das war normal für mich, ich kannte es ja nicht anders.

Wie waren Sie als Schülerin?

Ich fand Schule nicht besonders aufregend, war ziemlich faul, hatte aber immer gute Noten. Vor allem in Deutsch war ich besser als so mancher Dritt- und Viertklässler. Bei uns ging es streng zu, bei Ungehorsam gab’s eins auf die Finger. Zu dieser Zeit waren solche Züchtigungen gang und gäbe, und Eltern wären nie auf die Idee gekommen, dass das nicht in Ordnung wäre.

Nach der fünften Klasse gingen Sie auf die Realschule zu den „Schwestern der christlichen Liebe“. Wurden Sie vom Elternhaus zum Glauben erzogen?

Durchaus, ich bin in einer streng katholischen Familie groß geworden. In der Schule musste ich oft vorbeten. Obwohl wir nicht viel hatten, leisteten sich meine Eltern das Schulgeld für diese katholische Privatschule, die einen hervorragenden Ruf genoss. Es war eine reine Mädchenschule, und wir wurden hauptsächlich von Ordensschwestern unterrichtet.

Klingt nach kurzer Leine. Haben Sie Ihre Pubertätsflausen trotzdem ausgelebt?

Meine Eltern hatten es nicht immer leicht mit mir

Obwohl es in der Schule sehr streng zuging, war ich aufmüpfig und frech. Bei Mutproben und Streichen war ich immer an vorderster Front. Auch meine Eltern hatten es nicht immer leicht mit mir. Regelmäßig bin ich in die Disco ausgebüxt. Es ist aber nichts aus dem Ruder gelaufen. Ich habe meine mittlere Reife gemacht, mit guten Noten in Deutsch, Englisch und Kunst. Naturwissenschaften waren von Anfang bis Ende meine Hassfächer.

Sie haben nach der Schule eine dreijährige Lehre zur Rechtsanwalts- und Notargehilfin gemacht. War das Ihr Traumberuf?

Das war eine klare Vernunftentscheidung. Schon als junges Mädchen wollte ich Fernsehansagerin werden. Mein großes Vorbild war Petra Schürmann, mit der ich später Freundschaft schloss.

Wie haben Sie den Sprung zum Fernsehen geschafft?

Nach der Lehre habe ich mich beim WDR als Sekretärin beworben und ­nebenher Sprech- und Schauspiel­unterricht genommen. Ich wohnte in einer Zwölf-Quadratmeter-Wohnung, ernährte mich von Nudeln mit Ketchup. Irgendwann ging es zum Casting fürs Schulfernsehen, und ich hatte meinen Fuß in der Tür.

Ihr 17-jähriger Sohn wurde vermutlich nicht in einer Zwergschule unterrichtet …

Laurin war in Köln auf einer eng­lischen Privatschule. Hier bekam er Werte vermittelt, die auch mir wichtig sind: Respekt vor Lehrern und Mitschülern, Pünktlichkeit, Höflichkeit und eine gesunde Portion Wettbewerb. Warum sollen schwache Leistungen nicht mit schlechten Noten quittiert werden? Ich weiß, das klingt altmodisch. Aber ich bin mit dieser Haltung immer gut gefahren und sehe die Früchte auch bei meinem Sohn. Er verbringt die letzten beiden Schuljahre auf einem Internat in England und möchte später im IT-Bereich arbeiten. Die ­Matheschwäche habe ich ihm Gott sei Dank nicht ­vererbt.

 

Birgit Schrowange: „Ich war bei Streichen an vorderster Front“ – Foto: MG RTL D / Stephan Pick



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