Schultoiletten müssen sauber sein, so viel ist klar. Aber auch schön? Sind Farbakzente an Fliesen oder verzierte Spiegel nicht eher ein Luxusproblem? Carola Ilschner koordiniert am Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn die Initiative „Hygiene-Tipps für Kids“, die sich für Hygienebewusstsein unter anderem an Grundschulen einsetzt. Sie ist überzeugt: Schultoiletten verschönern ist wichtiger, als man meint – und sie hat dafür einige gute Argumente.
Frau Ilschner, Wandfarbe ist sicher sinnvoll, wenn man Schultoiletten verschönern möchte. Aber hat sie tatsächlich Einfluss auf die Sauberkeit?
Ja, auf jeden Fall. Die farbliche Gestaltung hat immer einen Einfluss darauf, wie man sich in einem Raum fühlt und damit auch, wie man sich darin verhält. Das ist das spannende Feld der Architekturpsychologie. Zwar führt eine bestimmte Farbe nicht unmittelbar zu einer sauberen Toilette. Aber wenn Toilettenräume mehr an ein schickes Spaßbad erinnern als an ein steriles Labor, werden sie eher als Wohlfühlräume empfunden, die man auch gern sauber hinterlässt. Unser Credo ist: raus aus der Tabuzone, hin zum Wohlfühlort. Damit ist schon viel gewonnen.
Neben Verschmutzungen sind auch Beschädigungen und Schmierereien ein Problem. Lässt sich so etwas verhindern?
Eine Möglichkeit ist, den Schülerinnen und Schülern Graffiti-Flächen anzubieten, die sie selbst beschriften und bemalen können, zum Beispiel an den Innenseiten der Toilettentüren. Insgesamt erhöht man mit einer eher hochwertigen, aber praktischen Ausstattung im Rahmen der Vorgaben für die Schulsanitärräume die Wahrscheinlichkeit, dass mit den Räumen auch sorgsam umgegangen wird. Uns hat die Grundschuldirektorin einer Brennpunktschule einmal gesagt, dass man bei Vandalismus sofort tätig werden müsse. Die Hemmschwelle, etwas noch weiter zu beschmieren oder zu beschädigen, sinke sofort, wenn Räume schon beschädigt seien.
Was können Kinder selbst dazu beitragen, um die Toilettenräume zu verschönern?
Das ist ein Thema für die ganze Schulgemeinschaft. Wenn alle an einem Strang ziehen, kommen tolle Ideen heraus, und alle fühlen sich verantwortlich. Aus „Hygiene-Tipps für Kids“-Projekten hören wir immer wieder, dass es den Schülerinnen und Schülern Spaß macht, etwa an Projekttagen die Toiletten zu verschönern und dann den Eltern stolz zu zeigen, was sie geschafft haben. Das können kleine Dinge sein wie selbst gemalte Bilder oder Comics, die laminiert an Toilettentüren angebracht werden. Auch selbst gemachte Seife und Duftsteine kann man ausprobieren. Vor Sanierungsmaßnahmen kann man eine Umfrage machen oder einen kleinen Wettbewerb „So sieht mein Traumklo aus“. Das kann für Jungs und Mädchen auch unterschiedlich ausfallen.
Wie gehen Schulen eine Renovierung am besten an?
Reden Sie über Toiletten ohne Schuldzuweisung, einfach als Raum, in dem man sich wohlfühlen soll. Sprechen Sie auch mit Reinigungskräften und Hausmeistern über deren Erfahrungen und Ideen. Lassen Sie sich, wenn möglich, von einem Architekturbüro beraten. Soforthilfe schaffen einige der genannten Mittel: Graffiti-Flächen an den Innenseiten der Toilettentüren anbringen, laminierte Bilder oder Fotos aufhängen, einzelne Farbakzente setzen, indem man weiße Fliesen überlackiert, mit einem Dekor überklebt oder die Spiegel mit geeigneten, abwischbaren Materialien verziert. Und noch etwas: Hygiene und saubere Toiletten sind kein Einmalprojekt. An diesen Themen muss man langfristig dranbleiben.
Schultoiletten verschönern – Schöner müssen – Foto: Pixabay
Kommentare sind geschlossen.