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Haustausch

Biete Stadthaus, suche Villa am Meer: Haustausch-Ferien sind ideal für Familien. Sie machen mehr Spaß als Bettenburgen und sind viel günstiger als Ferienclubs. Ein Urlaubsbericht von Birgit Strohmeier


Es muss nicht immer Familienclub, Hotel und Mietauto sein – warum nicht einmal das Haus tauschen? Das eigene Domizil steht während der Ferienreise ohnehin leer. Angenehmer Nebeneffekt: Der Postkasten wird geleert, die Pflanzen werden gegossen, die Haustiere versorgt. Die Vorteile liegen auf der Hand – unsere Familie hat den Haustausch ausprobiert.

Zugegeben, es kostet Überwindung, eine völlig fremde Familie in die eigenen vier Wände einziehen zu lassen. Im Prinzip könnten sie tun und lassen, was sie wollen: sich in vornehmer Zurückhaltung üben oder neugierig die Nase in jede Schublade stecken. Hätte ein Bekannter mit viel Tauscherfahrung nicht von seinen Urlauben geschwärmt, wären wir wohl „nur“ an der Adriaküste gelandet. So aber nahmen wir unseren Mut zusammen und boten unser Haus in einer Tauschbörse an. Wohin es uns selbst zog, wussten wir auch schon: gen Norden.

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Auf einer Tauschbörse erwartet einen die Qual der Wahl. Fast überall wurde besser als in jedem Reisekatalog bebildert und beschrieben, was das Feriendomizil alles bietet. Drei Wochen später war unser erster Tauschhandel unter Dach und Fach – und verschaffte uns wunderschöne Ferien. Inzwischen haben wir es jetzt schon zum fünften Mal getan, immer mit besten Erfahrungen. Zweimal waren wir in Frankreich, einmal davon mitten in Paris, gleich ums Eck vom Eiffelturm. Einmal ging es nach Finnland, einmal nach Großbritannien und zuletzt in die Nähe von Hamburg.

Für Individualisten ist der Haustausch ideal. Wir zum Beispiel können uns mit Bettenburgen und touristischen Hotels nicht anfreunden. Eine private Unterkunft hingegen wirkt authentisch und heimelig. Nach der Anreise ins Ferienziel sanken wir Eltern immer erst mal erschöpft aufs Sofa – unsere Jungs führte der erste Weg ins fremde Kinderzimmer: hurra, reichlich Spielzeug vorhanden! Ein großes Plus für Familien, schließlich wollen Kinder auch im Urlaub beschäftigt werden. Unsere Söhne fanden sogar Verwendung für allzu „Mädchenhaftes“: Ein Ponyhof wurde kurzerhand in eine Parkgarage umfunktioniert. Wer beim Tausch auf ein ähnliches Alter der Kinder achtet, hat sogar Fahrräder in der passenden Größe zur Verfügung.

Der Kühlschrank eines Tauschhauses ist fürs erste Überleben mit dem Nötigsten gefüllt, meist lädt eine Terrasse zum Grillen und Chillen ein. In Finnland erprobten unsere Söhne die hauseigene Sauna, warfen aber bei 40 Grad das Handtuch. In Paris sahen wir nachts von der Wohnung im fünften Stock hinüber zum funkelnden Eiffelturm. Und in Großbritannien mähten wir original englischen Rasen und konnten nach nur zehn Minuten Fußmarsch am Strand picknicken. Beim Haustausch kommt man an ganz besondere Orte, die oftmals abseits ausgetretener Touristenpfade liegen.

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Die finanziellen Vorteile sind ebenfalls beträchtlich. Man überlege nur, mit wie viel ein Hotelaufenthalt für eine vierköpfige Familie zu Buche schlägt. In Paris etwa offerierten die umliegenden Hotels nur Zimmer zu abartigen Preisen. Beim Haustausch fallen allein die Anreise sowie Kosten vor Ort an – aber essen muss man schließlich auch daheim. Im teuren Helsinki kostete allerdings das Eisessen (eine Kugel pro Nase) für unsere vierköpfige Familie deutlich mehr als zehn Euro – vom Restaurantessen ganz zu schweigen. Da waren wir heilfroh, nichts für das Dach überm Kopf berappen zu müssen.

Natürlich bedeuten diese alternativen Ferien auch einen gewissen Aufwand. Das eigene Haus soll schließlich in bestem Zustand glänzen, wenn die Gäste einziehen. Also wird im Vorfeld geschrubbt und gebohnert, was das Zeug hält. Auch will die Tauschfamilie mit allerhand Information versorgt werden, die sie für eine stressfreie Zeit im fremden Heim benötigt. Die „Bedienungsanleitung fürs Haus“ beinhaltet Fragen wie: Wann und wie sollen die Katzen gefüttert werden, wann kommt die Müllabfuhr, und was darf alles in die schwarze Tonne? Wie funktioniert die Waschmaschine, und wie lautet die Zahlenkombination fürs Fahrradschloss? Wir empfanden die Vorbereitungen für die Gäste immer als hervorragenden Anlass, wieder einmal den Keller gründlich auszumisten.

Meist wird schon um den Jahreswechsel herum der Tausch für den Sommer fix gemacht. Wohin es nächstes Jahr geht? Hm, mal sehen!



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