Virginia Karau stammt aus Hessen, aber wenn sie grüßt, sagt sie „Moin!“, als hätte sie es nie anders gekannt. Auf dem Land integriert man sich schnell oder gar nicht. Wobei die Hallig Langeneß, auf der sie mit ihrem Mann und den drei Töchtern lebt, nur bedingt als „Land“ durchgeht.
Halligen, das sind die kleinen, flachen Inselchen, die die Friesen über Jahrhunderte der Nordsee abgetrotzt haben – und die sich das beleidigte Meer ungefähr 20-mal im Jahr zurückholt. Bei „Land unter“ ragen nur noch die zwei, drei Meter höher gelegenen Wohnhügel, die Warften, mit den Häusern darauf wie Rettungsboote aus dem Wasser. Dann – und das ist das Tolle, wenn man auf einer Hallig lebt – fällt der Unterricht für die 16 Schüler auf Langeneß aus. Man kann ja nicht durch die Sturmflut zur Schule schwimmen.
Die Karaus müssen sich dann für eine von drei Warften entscheiden: Auf einer wohnen sie, auf der zweiten liegt ihr Familienhotel „Hilligenley“ und auf der dritten ihr kleines 4-Sterne-Hotel „Ankers Hörn“ – das einzige auf einer deutschen Hallig. Klingt nach viel Arbeit? Das ist es. Aber die Karaus sind glücklich, sagt Virginia. Nun ja, meistens: „Gerade war ich ein paar Tage in Hessen, es war sonnig. Ich hatte ganz vergessen, dass man anderswo abends draußen sitzen kann …“