Kennen & Können

Teil II: Die besten Strategien für den Schulerfolg

In Ausgabe 18/2015 von Magazin SCHULE Online haben wir die ersten fünf Tipps für ein erfolgreiches Schuljahr vorgestellt. Nun geben wir Ihnen weitere Strategien an die Hand, um den Schulalltag stressfrei zu meistern – von gezielten Pausen bis zum Zeitmanagement.


Strategie 6
Spaß an der Sprache fördern

„Der Wortschatz ist ein Schlüsselfaktor beim Schulerfolg und der Hauptgrund, warum Kinder aus einkommensschwachen Familien ein größeres Risiko tragen, in der Schule zu scheitern, als privilegierte Kinder“, erklärt Susan Goldin-Meadow von der University of Chicago.

Immens wichtig sind eigentlich Selbstverständlichkeiten: mit dem Kind reden, diskutieren, es selbst erzählen lassen. Einen sprachfaulen Teenager zum Reden zu bringen kann allerdings schon eine ganz schöne Herausforderung sein. Der altbekannte Tipp: gemeinsame Mahlzeiten hilft dabei. Die wenigsten Familien sitzen schweigend am Tisch.

Als Schlüsselkompetenz für alle Fächer gilt überdies das Lesen. Geübte Leser haben es in der Schule viel, viel leichter. Sie verfügen über einen besseren Wortschatz, schreiben die besseren Aufsätze und erfassen selbst den Sinn der Textaufgabe schneller.

Kinder, denen als Kleinkind vorgelesen wurde, haben um 0,4 Punkte bessere Noten in Deutsch und MatheStudie von „Die Zeit“, Deutscher Bahn und Stiftung Lesen, 2011

Strategie 7
Hausaufgabenprofi werden

Interessanterweise können Eltern gerade besten helfen, indem sie nur in Ausnahmefällen eingreifen. Andauernde Intervention führt bei vielen Schülern zur Abhängigkeit: Ein Kind fragt auch dann Mama um Rat, wenn es die Aufgabe eigentlich auch allein lösen könnte. Ganz abtauchen sollten Mütter und Väter trotzdem nicht: „Die Schüler müssen darauf vertrauen können, dass ihre Eltern in der Nähe sind, um Fragen zu beantworten“, sagt Martin Korte.

Ziel ist es, dass Kinder selbstständig lernen. Sie brauchen dafür einen Motivator, der keine Vorwürfe macht, sondern Verständnis zeigt („Ich weiß, es ist schwer, aber du schaffst das!“).

Hilfreich sind Zeitlimits, innerhalb derer die Hausaufgaben fertig sein müssen. Stöhnt das Kind über die Menge, können Eltern Anregungen geben, wie man den Hausaufgaben-Marathon in kleine, überschaubare Schritte unterteilt. Mault das Kind: „Ich kann das alles nicht!“, können Eltern beim Vokabelnabhören immer mal wieder leichte, schon bekannte Wörter einstreuen. Das hebt die Motivation.

EXTRA-TIPPS

  • Es lohnt sich, selbst wieder mehr zu lesen. Besonders büchermuffelige Jungs müssen sehen, das auch starke Männer ihre Nasen in Bücher stecken. Seien Sie bei der Auswahl der Lektüre für Ihre Kinder nicht zu anspruchsvoll. Ob prämierter Jugendbuchtitel oder für den Mainstream produzierte Massenware – Hauptsache, das Kind liest.

  • Wenn Kinder ihre Hausaufgaben nicht erledigen, einfach weil sie keine Lust haben, sollten Eltern dem Kind etwas verwehren, was ihm angenehm ist. Senden Sie
    klare Ich-Botschaften: „Ich will, dass du dich jetzt an die Aufgaben setzt, sonst gibt es heute weder Daddeln noch Fernsehen.“ Klingt hart, ist aber besser als ein
    täglicher Machtkampf mit einer Spirale aus Betteln, Drohen und Nachgeben.

  • Vorsicht vor Freizeitstress! Das Pensum von Schülern ist oft enorm. Entrümpeln Sie den Nachmittag. Bei Kindern, die viel Zeit für freies Spielen, Spaß und Entspannung brauchen, sollten Nachmittagsprogramme (Flöte, Hockey, Ballett, Schach) nicht überhandnehmen.

  • Finden Sie einen neuen Platz für den Computer, den Sie idealerweise im Blick haben. „Computer und Fernseher“, so Neurologe Martin Korte, „gehören nicht ins Kinderzimmer“.

  • Ausreichender Schlaf ist vor allem in strammen Lernphasen wichtig. Ein kleines Nickerchen am Nachmittag kann Wunder wirken.

Strategie 8
Zeitmanager werden

Schüler der Unterstufe wissen es oft nicht: Wann sollte ich für die Englischarbeit mit dem Lernen beginnen? Muss ich alle Hausaufgaben an dem Tag erledigen, an dem sie aufgegeben wurden? Helfen kann ein Wochenplan, den Eltern mit jüngeren Kindern am Anfang der Woche gestalten. So wird klar, wann welche Aufgabe zu erledigen ist und wann für Verabredungen mit den Freunden Zeit bleibt. „Eine Planung, die exakt festlegt, wann wir was tun, steigert erheblich die Chancen, die eigenen Ziele auch wirklich zu erreichen“, erklärt Lernexperte Christoph Eichhorn.

Ältere Schüler, die in der Zeitplanung schon fortgeschritten sind, setzen sich sogar Zeitfenster für einzelne Aufgaben: eine Stunde Recherche für die Hausarbeit in der Bibliothek, eine Stunde im Internet. Zwei Stunden, um die Quellen durchzulesen und Notizen zu machen und acht Stunden zum
eigentlichen Schreiben. Oft schafft man die Arbeit so in einem Bruchteil der Zeit, die Klassenkameraden
benötigen.

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Strategie 9
Medien dosieren

Grundschullehrer beklagen oft, dass Schüler montags hibbeliger und unkonzentrierter sind als an anderen Tagen. Im Gesprächskreis liefern die Kinder den Grund dafür ganz freiwillig: Sie erzählen aufgeregt, was sie am Wochenende alles bis spät in die Nacht im Fernsehen schauen oder am Computer spielen durften. Interessant auch: Hauptschüler sitzen im Durchschnitt mehr als doppelt so lang vor dem Fernseher wie Gymnasiasten.

Sehr viel stärker noch als vor zehn Jahren betonen Fachleute, wie wichtig für Kinder der Umgang mit Computer und dem Internet ist. Ohne Medienkompetenz sind in der modernen Berufswelt attraktive Jobs kaum noch zu ergattern. Eltern wissen das und reglementieren die Zeit vor dem Rechner nicht mehr so strikt wie früher. Für das Lernen aber haben sich die anfänglichen Hoffnungen nicht erfüllt: Der Nutzwert von Datenhighway und E-Learning ist offenbar bei weitem nicht so groß wie gedacht.

Bei der Erforschung der Wirkung von neuen Medien auf das Lernverhalten ist die Gehirnforschung noch am Anfang. „Was wir jedoch schon wissen, ist, dass sich auf Papier Gelesenes wie eine Landschaft im Gehirn verortet. Das funktioniert beim Lesen am PC nicht“, erklärt Hirnforscher Martin Korte. Zudem wurde bewiesen, dass man sich Wissen, das man mit eigener Hand niederschreibt, besser merken kann, als wenn man es in ein Word-Dokument tippt oder es sogar nur mit Copy-and-paste einfügt.

Fazit: Kinder sitzen gern am Computer, und das ist auch gut so. Wie so oft macht die Dosis das Gift. Wer stundenlang im Netz surft oder Minecraft spielt, hat weniger Zeit fürs Lernen.  Jede Familie muss ihren eigenen Weg der Reglementierung finden: Vielleicht legen Sie die Nutzungszeiten des Familiencomputers fest oder erlauben Fernsehen nur nach erledigten Hausaufgaben und Spielfilme nur am Wochenende. Beschränkung und Kontrolle jedenfalls ist unerlässlich.

 

Strategie 10
Auf Pausen achten

Wer viel lernt, muss seinem Gehirn Zeit zum Erholen geben – das haben zahlreiche Studien in den letzten Jahren bestätigt. Kinder brauchen kurze Pausen zwischen den Hausaufgaben (aufstehen, etwas trinken, in einer Zeitschrift blättern) und längere Erholungsphasen nach dem Lernen. „Fast alle Aktivitäten, die Kindern Freude machen, dienen der Regeneration“, erklärt Christoph Eichhorn.

Besonders gut sind sportliche Betätigungen, da sie die Durchblutung im Gehirn fördern. Aus dem Blut wird vermehrt Tryptophan ins Gehirn transportiert und dort in Serotonin umgewandelt, was die Laune hebt.

BUCH-Tipp

  • „Bei schlechten Noten helfen
    gute Eltern“, Christoph Eichhorn, Klett-Cotta, 14,95 Euro.

    Der Schul- und Erziehungsberater Christoph Eichhorn zeigt an vielen Beispielen, wie Eltern ihren Kindern beim Lernen helfen und wie Familienkonflikte verhindert werden können. Mit konkreten Gesprächsvorschlägen.

Dass ausgeschlafene Kinder besser lernen, wusste man schon immer. Doch geändert hat sich die Ansicht, wann Kinder das Licht ausmachen sollten. Das Schlafbedürfnis ist eine sehr individuelle Angelegenheit. So reicht es manchen Jugendlichen tatsächlich, erst um 23 Uhr ins Bett zu gehen – zumal, wenn sie am Wochenende bis in die Puppen schlafen dürfen. Experten raten Eltern auch zu mehr Gelassenheit, wenn ihr Kind erst kurz vor der Schlafenszeit das Lateinbuch aufschlägt. Ein gar nicht so schlecht gewählter Zeitpunkt. Testpersonen im Schlaflabor, die unmittelbar vor dem Zubettgehen etwas gelernt haben, zeigen am Morgen die besten Leitungen.  Vor allem Kinder, die von Natur aus mehr Tiefschlafphasen als Erwachsene haben, speichern laut Schlafforscher Jan Born Gelerntes im Schlaf ab. In der Tiefschlafphase lädt sich das Gehirn zwischengespeicherte Informationen aus dem Hippocampus herunter und verarbeitet diese dann während der REM-Phase.



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