Kennen & Können

Die besten Strategien für den Schulerfolg

Lernfreude, gute Noten, ein toller Schulabschluss – von den Schülern wird allerhand verlangt. Von Eltern aber auch! Doch bitte keine Panik. Wir haben den Masterplan für eine stressfreie Schulzeit!


Die Schule hat den Anspruch, jedes Kind gemäß seinen inviduellen Fähigkeiten optimal zu fördern. Doch sie scheitert oft bereits daran, den Kindern Hausaufgaben zu geben, die sie ohne Anleitung bewältigen können. Deshalb brüten Eltern über Textaufgaben, redigieren Aufsätze und erklären die englische Grammatik.

Und auch wenn es früher vielleicht anders war: der Einfluss der Eltern auf den Schulerfolg ihrer Kinder ist heute wichtiger denn je. Kinder brauchen die Gewissheit, dass Mama und Papa sie lieben – egal, welche Noten sie nach Hause bringen. Mögen asiatische Tigermoms das auch anders sehen, die Forschungslage zeigt: Druck führt zu Blockaden und Lernunlust. Mit Schulproblemen dürfen wir den Nachwuchs nicht allein lassen. Unsere Aufgabe ist es, den Stress rauszunehmen.

Mit unseren 10 Strategien für den Schulerfolg sollte das gelingen.

Strategie 1
Selbstvertrauen und Sicherheit geben

2015-18_Schulstrategien_1Das Selbstbild eines Schülers, positives Denken („Ich schaff Mathe schon“) und ein gutes Lernumfeld sind entscheidend für den Schulerfolg. Das bestätigt die aktuelle Studie „Schüler richtig motivieren“ des Londoner Kulturinstituts RSA.

Eltern, die ihrem Kind die drei berühmten „Z“ (Zeit, Zuwendung, Zärtlichkeit) schenken, festigen sein Selbstvertrauen und seine Zuversicht. Wenn die Zeit oft knapp ist, sollten die wenigen freien Stunden umso bewusster genutzt werden – für ein Gespräch, einen kleinen Spaß, ein liebevolles Kuscheln. Eine bessere Vorbeugung gegen eine verkorkste Schullaufbahn gibt es aus wissenschaftlicher Sicht nicht: Fühlen sich Kinder wohl, wird im Gehirn das Bindungshormon Oxytoxin ausgeschüttet, weiß Neurologe Martin Korte. „Das erleichtert das Lernen.“

 

Strategie 2
Interesse an der Welt und der Schule zeigen

In den Bereichen Lesen, Mathematik, soziale Kompetenz, Konfliktverhalten und Arbeitshaltung hängt die Entwicklung eines Kindes am stärks-ten vom familiären Umfeld ab, zeigt eine Langzeitstudie aus den USA.

Mit anderen Worten: Eltern haben Vorbildfunktion. Keine Sorge, perfekt müssen sie nicht sein – nur aufmerksam. Am besten, Väter und Mütter zeigen ihre eigene Neugierde. Zum Beispiel, indem sie eine Tageszeitung abonnieren. Indem sie sie herumliegen lassen und in der Familie aktuelles Zeitgeschehen diskutieren. Oder auch, indem sie ein neues Hobby pflegen. Und indem sie Interesse an der Schule des Kindes zeigen und schon mal nachfragen: „Boah, Prozentrechnung? Wie geht das noch mal?“

Wenn Kinder Schule als etwas Wichtiges betrachten, lernen sie motivierter. Keine Lust, beim Schulfest zu helfen? Es hilft nichts, Eltern müssen ganz stark sein und einfach den zehnten Couscous-Salat machen. Nicht nur dem Kind gruselt es vor Mathe? Dann sollte die ganze Familie gemeinsam Enzensbergers Zahlenteufel lesen oder  zusammen ein kindgerechtes Mathemuseum besuchen. So packt man den Stier bei den Hörnern und verordnet der ganzen Familie: Lust am Lernen.

Tabu sind dagegen Schimpftiraden auf die Schule. Wer vor seinem Kind über blöde Lehrer und schwierige Hausaufgaben lästert, wird bald erleben, dass der Nachwuchs der Schule und dem Lernen selbst keinen Wert mehr zumisst. Das soll nicht bedeuten, dass Eltern keine Kritik an der Schule äußern dürfen. „Aber nicht vor dem Kind“, sagt Schulberater Christoph Eichhorn. „Selbst wenn Eltern manchmal an Schule, Hausaufgaben oder Lernen verzweifeln möchten, sollten sie nicht in die Klagen ihres Kindes einstimmen.“

EXTRA-TIPPS

  • Loben Sie Ihr Kind. Nicht für jede Selbstverständlichkeit, aber für jede Anstrengung. Eltern, die einen persönlichen Fortschritt ihres Kindes bemerken und mit einem guten Wort honorieren, eine zügig erledigte Hausaufgabe etwa oder den aufgeräumten Schreibtisch,  machen es stolz

  • Versuchen Sie, eine positive
    Einstellung zu Ihrem eigenem Job zu vermitteln. Kinder registrieren sehr genau, ob Vater und Mutter gern arbeiten. Es ist ein großer Unterschied, ob der Vater morgens den Aktenkoffer packt und sagt: „So, nun muss ich leider zur Arbeit“ oder „So, mal sehen, was heute wieder Spannendes passiert!“ Kinder leiten daraus die eigene Einstellung zu ihrem „Beruf“ Schule ab

  • Erinnern Sie sich, wie Sie sich als Pennäler gefühlt haben, wenn Sie eine schlechte Note erhielten? Das Entsetzen, die Scham vor den anderen, die Angst vor dem Nachhausekommen. Für welche Reaktion hätten Sie Ihre eigenen Eltern geliebt? Vielleicht für das Kochen Ihrer Lieblingsspeise – zum Trost und zur Stärkung.

  • Fragen Sie Ihr Kind in einer ruhigen Minute – nicht, wenn es gerade wieder Krach wegen der anstehenden Prüfung gegeben hat: „Was ist dein Ziel? Was bist du bereit, dafür zu tun? Und wenn Hindernisse auftauchen, was machst du dann? Möchtest du, dass wir dich unterstützen, und wenn ja, wie?“
    Experte Eichhorn rät: „Schreiben Sie die Antworten auf ein schönes Blatt Papier, und heften Sie dieses an einen prominenten Platz in der Wohnung.“

  • Was man Kindern erklären sollte:
    Intelligenz ist ein Merkmal wie Haarfarbe und Schuhgröße. Intelligente Menschen sind auf lange Sicht nicht automatisch
    erfolgreicher. Fehlendes Wissen macht ein Kind auch durch Intelligenz nicht wett. Die wenigsten sind kleine Einsteins, und zu den Besten einer Klasse gehören oft ganz normal begabte Kinder. Ihr Erfolgsgeheimnis: lernen

Strategie 3
Misserfolge wegstecken helfen

Schlechte Noten gehören zu einer Schullaufbahn dazu. Alle Schüler haben Misserfolge, und – was sich Eltern immer wieder bewusst machen müssen – kein Schüler schreibt absichtlich schlechte Noten. Der Unterschied zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Kindern: Gute Schüler stecken die Misserfolge leichter weg.

Die beste Taktik nach einem Misserfolg? Herausfinden, woran es gehapert hat, und weitermachen. Kinder brauchen dabei Unterstützung von ihren Eltern. Keine Vorwürfe! Diese bringen einen Teufelskreis in Gang: Die Beziehung zwischen Eltern und Kind wird schlechter, das Selbstvertrauen bröckelt weiter, die nächsten Noten sind womöglich noch schlechter.

Natürlich sind die Reaktionen der Eltern auf die Mathe-Fünf verständlich: Sie sind wütend, weil der Sohn vielleicht mehr hätte lernen müssen. Sie sind frustriert, weil die Tochter trotz Übens wieder eine schlechte Note mit nach Hause bringt. „Doch negative Emotionen behindern das Gespräch“, sagt Schul- und Erziehungsberater Eichhorn, von dem auch der Extra-Tipp unten stammt. „Eltern sollten erst ihre Emotionen kontrollieren und dann mit ihrem Kind sprechen.“

Das Wichtigste nach einer schlechten Note: Unterstützung und Zuspruch, um das Selbstbewusstsein wieder aufzubauen.

 

Strategie 4
Durchhaltevermögen trainieren

Kinder leben im Hier und Jetzt. Sie müssen erst lernen, dass man für etwas länger arbeiten muss, um später ein Erfolgserlebnis zu haben. Experten der Selbstregulationsforschung unterscheiden zwischen dem ersten Schritt und langfristigem Durchhalten. Es ist leicht, am ersten Schultag motiviert die Hausaufgaben zu machen – aber verdammt schwer, sie auch vier Wochen später noch ordentlich zu erledigen, wenn man den Stoff nicht verstanden hat und auch die erste Fünf im Notenheft prangt.

„Wenn das Kind das Durchhalten lernt, bilden sich zwischen dem Frontallappen – der zum Beispiel für längerfristige Planungen zuständig ist – und anderen Gehirnregionen Verknüpfungen“, erklärt Psychiater Manfred Spitzer. Bei Menschen, die diese Ausdauer nicht trainiert haben, sind die Verknüpfungen eher schwach ausgeprägt. Sie brauchen einen aktuellen Impulsgeber, um etwas zu leisten. Typische Last-Minute-Lerner bereiten sich erst am Vortag auf die Matheschulaufgabe vor. Mag sein, dass sie die Klausur irgendwie schaffen. Für anhaltende Erfolge fehlt es ihnen an Disziplin und Ausdauer.

Das Lernen auf den letzten Drücker wird durch einen Fehler verstärkt, den viele Eltern machen: Sie halten es nicht aus, wie ihr Kind „ins Unglück“ rennt, werden vorher aktiv und helfen bei der Vorbereitung. Dabei ist gerade hier die wichtigste Regel: Zurückhaltung! Kinder müssen auch mal die Konsequenzen ihrer Trödelei erfahren. Wenn sie erst mal ein „Flow-Erlebnis“ dank eigener Bemühungen haben, merken sie, dass sie etwas können. Sie entwickeln dann plötzlich großen Arbeitseifer, bei dem sie alles um sich herum vergessen und das Durchhalten plötzlich leichter fällt. Und auch wenn sie sich an einer Aufgabe mal die Zähne ausbeißen, werden sie nicht die Verantwortung auf die Eltern schieben.

 

Strategie 5
Talente und Stärken erkennen

Viele Eltern suchen ständig nach den versteckten Begabungen ihres Kindes. Manchmal erwarten sie jedoch zu viel. Auch wenn ein Neurowissenschaftler anderes behauptet: Nein, nicht jedes Kind ist hochbegabt. Wunsch- und Prestigedenken („Du sollst doch auch mal Arzt werden“) hilft Kindern nicht. Im Gegenteil. Unrealistische Erwartungen bauen eine unnötige innere Spannung auf. Das Kind ist überzeugt, nie zu genügen, egal wie sehr es sich auch anstrengt.

Leistungen in Deutsch und Mathe werden zu 30 bis 50% durch die Erwartungen der Eltern bestimmt – nur bis zu 15% der Lehrer haben Einfluss darauf

Häufig schlummern auch Stärken in den Kindern, die Eltern nur schwer entdecken können. Vertrauenspersonen wie Lehrer, Sporttrainer oder Nachhilfelehrer haben einen unvoreingenommenen Blick auf das Kind. Sie bemerken vermutlich eher, wenn Eltern ihre Wünsche auf das Kind projizieren – dieses die Erwartungen aber nicht erfüllen kann. Vielleicht ist die Tochter nicht die erträumte Primaballerina, der Sportlehrer hat aber beobachtet, dass sie weiter als ihre Klassenkameraden springt und sich gut in Mannschaftssportarten macht. Kinder sind nicht automatisch in den Disziplinen begabt, in denen einst die Eltern glänzten. Deshalb bei Lehrern und Trainern gezielt nachfragen: Wie sehen sie mein Kind? Was kann mein Kind, was nicht? Wo sehen sie Po-tenzial? Interessant sind dabei nicht nur Begabungen in den klassischen Schulfächern, sondern auch soziale Faktoren. Vielleicht ist das Kind sehr hilfsbereit oder hat einen besonderen Sinn für Kommunikation und Streitschlichtung? Diese Talente gilt es behutsam zu fördern, vielleicht wird mal ein Berufsweg daraus.

Allerdings: Auch entdeckte Stärken wandeln sich. „Eltern sollten ständig ihr Bild vom eigenen Kind überprüfen“, rät Martin Korte. „Ist das Kind immer noch so schlecht in Mathe, oder hat es vielleicht schon kleine Fortschritte gemacht?“ Aber auch ein vermeintliches „Stärken“-Fach muss keins bleiben. Ein guter Lateinschüler kann sich auf seiner Begabung ausruhen – und von den Eltern unbemerkt schlechte Noten schreiben. Starke Fächer sollte man also nicht für alle Zeit abhaken.

 

Strategie 6
Spaß an der Sprache fördern

„Der Wortschatz ist ein Schlüsselfaktor beim Schulerfolg und der Hauptgrund, warum Kinder aus einkommensschwachen Familien ein größeres Risiko tragen, in der Schule zu scheitern, als privilegierte Kinder“, erklärt Susan Goldin-Meadow von der University of Chicago.

Immens wichtig sind eigentlich Selbstverständlichkeiten: mit dem Kind reden, diskutieren, es selbst erzählen lassen. Einen sprachfaulen Teenager zum Reden zu bringen kann allerdings schon eine ganz schöne Herausforderung sein. Der altbekannte Tipp: gemeinsame Mahlzeiten hilft dabei. Die wenigsten Familien sitzen schweigend am Tisch.

Als Schlüsselkompetenz für alle Fächer gilt überdies das Lesen. Geübte Leser haben es in der Schule viel, viel leichter. Sie verfügen über einen besseren Wortschatz, schreiben die besseren Aufsätze und erfassen selbst den Sinn der Textaufgabe schneller.

Kinder, denen als Kleinkind vorgelesen wurde, haben um 0,4 Punkte bessere Noten in Deutsch und MatheStudie von „Die Zeit“, Deutscher Bahn und Stiftung Lesen, 2011

Strategie 7
Hausaufgabenprofi werden

Interessanterweise können Eltern gerade besten helfen, indem sie nur in Ausnahmefällen eingreifen. Andauernde Intervention führt bei vielen Schülern zur Abhängigkeit: Ein Kind fragt auch dann Mama um Rat, wenn es die Aufgabe eigentlich auch allein lösen könnte. Ganz abtauchen sollten Mütter und Väter trotzdem nicht: „Die Schüler müssen darauf vertrauen können, dass ihre Eltern in der Nähe sind, um Fragen zu beantworten“, sagt Martin Korte.

Ziel ist es, dass Kinder selbstständig lernen. Sie brauchen dafür einen Motivator, der keine Vorwürfe macht, sondern Verständnis zeigt („Ich weiß, es ist schwer, aber du schaffst das!“).

Hilfreich sind Zeitlimits, innerhalb derer die Hausaufgaben fertig sein müssen. Stöhnt das Kind über die Menge, können Eltern Anregungen geben, wie man den Hausaufgaben-Marathon in kleine, überschaubare Schritte unterteilt. Mault das Kind: „Ich kann das alles nicht!“, können Eltern beim Vokabelnabhören immer mal wieder leichte, schon bekannte Wörter einstreuen. Das hebt die Motivation.

EXTRA-TIPPS

  • Loben Sie Ihr Kind. Nicht für jede Selbstverständlichkeit, aber für jede Anstrengung. Eltern, die einen persönlichen Fortschritt ihres Kindes bemerken und mit einem guten Wort honorieren, eine zügig erledigte Hausaufgabe etwa oder den aufgeräumten Schreibtisch,  machen es stolz

  • Versuchen Sie, eine positive
    Einstellung zu Ihrem eigenem Job zu vermitteln. Kinder registrieren sehr genau, ob Vater und Mutter gern arbeiten. Es ist ein großer Unterschied, ob der Vater morgens den Aktenkoffer packt und sagt: „So, nun muss ich leider zur Arbeit“ oder „So, mal sehen, was heute wieder Spannendes passiert!“ Kinder leiten daraus die eigene Einstellung zu ihrem „Beruf“ Schule ab

  • Erinnern Sie sich, wie Sie sich als Pennäler gefühlt haben, wenn Sie eine schlechte Note erhielten? Das Entsetzen, die Scham vor den anderen, die Angst vor dem Nachhausekommen. Für welche Reaktion hätten Sie Ihre eigenen Eltern geliebt? Vielleicht für das Kochen Ihrer Lieblingsspeise – zum Trost und zur Stärkung.

  • Fragen Sie Ihr Kind in einer ruhigen Minute – nicht, wenn es gerade wieder Krach wegen der anstehenden Prüfung gegeben hat: „Was ist dein Ziel? Was bist du bereit, dafür zu tun? Und wenn Hindernisse auftauchen, was machst du dann? Möchtest du, dass wir dich unterstützen, und wenn ja, wie?“
    Experte Eichhorn rät: „Schreiben Sie die Antworten auf ein schönes Blatt Papier, und heften Sie dieses an einen prominenten Platz in der Wohnung.“

  • Was man Kindern erklären sollte:
    Intelligenz ist ein Merkmal wie Haarfarbe und Schuhgröße. Intelligente Menschen sind auf lange Sicht nicht automatisch
    erfolgreicher. Fehlendes Wissen macht ein Kind auch durch Intelligenz nicht wett. Die wenigsten sind kleine Einsteins, und zu den Besten einer Klasse gehören oft ganz normal begabte Kinder. Ihr Erfolgsgeheimnis: lernen

Strategie 8
Zeitmanager werden

Schüler der Unterstufe wissen es oft nicht: Wann sollte ich für die Englischarbeit mit dem Lernen beginnen? Muss ich alle Hausaufgaben an dem Tag erledigen, an dem sie aufgegeben wurden? Helfen kann ein Wochenplan, den Eltern mit jüngeren Kindern am Anfang der Woche gestalten. So wird klar, wann welche Aufgabe zu erledigen ist und wann für Verabredungen mit den Freunden Zeit bleibt. „Eine Planung, die exakt festlegt, wann wir was tun, steigert erheblich die Chancen, die eigenen Ziele auch wirklich zu erreichen“, erklärt Lernexperte Christoph Eichhorn.

Ältere Schüler, die in der Zeitplanung schon fortgeschritten sind, setzen sich sogar Zeitfenster für einzelne Aufgaben: eine Stunde Recherche für die Hausarbeit in der Bibliothek, eine Stunde im Internet. Zwei Stunden, um die Quellen durchzulesen und Notizen zu machen und acht Stunden zum
eigentlichen Schreiben. Oft schafft man die Arbeit so in einem Bruchteil der Zeit, die Klassenkameraden
benötigen.

2015-19_Strategien_II_Grafik
Strategie 9
Medien dosieren

Grundschullehrer beklagen oft, dass Schüler montags hibbeliger und unkonzentrierter sind als an anderen Tagen. Im Gesprächskreis liefern die Kinder den Grund dafür ganz freiwillig: Sie erzählen aufgeregt, was sie am Wochenende alles bis spät in die Nacht im Fernsehen schauen oder am Computer spielen durften. Interessant auch: Hauptschüler sitzen im Durchschnitt mehr als doppelt so lang vor dem Fernseher wie Gymnasiasten.

Sehr viel stärker noch als vor zehn Jahren betonen Fachleute, wie wichtig für Kinder der Umgang mit Computer und dem Internet ist. Ohne Medienkompetenz sind in der modernen Berufswelt attraktive Jobs kaum noch zu ergattern. Eltern wissen das und reglementieren die Zeit vor dem Rechner nicht mehr so strikt wie früher. Für das Lernen aber haben sich die anfänglichen Hoffnungen nicht erfüllt: Der Nutzwert von Datenhighway und E-Learning ist offenbar bei weitem nicht so groß wie gedacht.

Bei der Erforschung der Wirkung von neuen Medien auf das Lernverhalten ist die Gehirnforschung noch am Anfang. „Was wir jedoch schon wissen, ist, dass sich auf Papier Gelesenes wie eine Landschaft im Gehirn verortet. Das funktioniert beim Lesen am PC nicht“, erklärt Hirnforscher Martin Korte. Zudem wurde bewiesen, dass man sich Wissen, das man mit eigener Hand niederschreibt, besser merken kann, als wenn man es in ein Word-Dokument tippt oder es sogar nur mit Copy-and-paste einfügt.

Fazit: Kinder sitzen gern am Computer, und das ist auch gut so. Wie so oft macht die Dosis das Gift. Wer stundenlang im Netz surft oder Minecraft spielt, hat weniger Zeit fürs Lernen.  Jede Familie muss ihren eigenen Weg der Reglementierung finden: Vielleicht legen Sie die Nutzungszeiten des Familiencomputers fest oder erlauben Fernsehen nur nach erledigten Hausaufgaben und Spielfilme nur am Wochenende. Beschränkung und Kontrolle jedenfalls ist unerlässlich.

 

Strategie 10
Auf Pausen achten

Wer viel lernt, muss seinem Gehirn Zeit zum Erholen geben – das haben zahlreiche Studien in den letzten Jahren bestätigt. Kinder brauchen kurze Pausen zwischen den Hausaufgaben (aufstehen, etwas trinken, in einer Zeitschrift blättern) und längere Erholungsphasen nach dem Lernen. „Fast alle Aktivitäten, die Kindern Freude machen, dienen der Regeneration“, erklärt Christoph Eichhorn.

Besonders gut sind sportliche Betätigungen, da sie die Durchblutung im Gehirn fördern. Aus dem Blut wird vermehrt Tryptophan ins Gehirn transportiert und dort in Serotonin umgewandelt, was die Laune hebt.

Dass ausgeschlafene Kinder besser lernen, wusste man schon immer. Doch geändert hat sich die Ansicht, wann Kinder das Licht ausmachen sollten. Das Schlafbedürfnis ist eine sehr individuelle Angelegenheit. So reicht es manchen Jugendlichen tatsächlich, erst um 23 Uhr ins Bett zu gehen – zumal, wenn sie am Wochenende bis in die Puppen schlafen dürfen. Experten raten Eltern auch zu mehr Gelassenheit, wenn ihr Kind erst kurz vor der Schlafenszeit das Lateinbuch aufschlägt. Ein gar nicht so schlecht gewählter Zeitpunkt. Testpersonen im Schlaflabor, die unmittelbar vor dem Zubettgehen etwas gelernt haben, zeigen am Morgen die besten Leitungen.  Vor allem Kinder, die von Natur aus mehr Tiefschlafphasen als Erwachsene haben, speichern laut Schlafforscher Jan Born Gelerntes im Schlaf ab. In der Tiefschlafphase lädt sich das Gehirn zwischengespeicherte Informationen aus dem Hippocampus herunter und verarbeitet diese dann während der REM-Phase.

 



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