Morgens um 7 Uhr beim Frühstück: am Tisch zwei maulende, schlecht gelaunte Töchter, 11 und 12 Jahre alt. Jeder Lehrer, jedes Fach, die meisten Mitschüler, alle entweder endsdoof, endslangweilig oder – sehr originell – „hobbylos“. Zurück aus der Schule: das gleiche Spiel. Was war nur aus meinen fröhlichen Kindern geworden?
Zuerst hoffte ich ja, dass diese Phase bald vorübergeht. Dann aber stellte ich fest, dass auch die Freunde sich zurückzogen und nicht mehr so oft anriefen. Selbst die beste Freundin war genervt von der miesen Laune. Besonders meine große Tochter wurde deshalb immer frustrierter. Kein Wunder, dachte ich insgeheim, auf ständig schlechte Laune hätte ich auch keine Lust. Immer wieder ermahnte ich meine Töchter, das Leben doch zu genießen und nicht alles so negativ zu sehen. Freut euch an dem, was ihr habt! Euch geht es doch gut! Aber wie so oft bei guten Ratschlägen der Eltern – nichts änderte sich . . .
Endlich kam mir eine Idee. Ich erinnerte mich an den Buchklassiker von Martin Seligman „Pessimisten küsst man nicht – Optimismus kann man lernen“. Seligman beschreibt, dass es selbst in der Kindheit keinen Schutz vor Pessimismus gebe. Viele Kinder würden jahrelang von derart ausgeprägtem Negativdenken verfolgt und gequält, dass sich daraus sogar Depressionen entwickeln könnten. Und negatives Denken könne sich im Erwachsenenalter fortsetzen . . . Na, das wollte ich ja auf gar keinen Fall! Ein anderer Amerikaner, Cavett Robert, beschreibt in seinem Buch „Success with People“ die Erfolgsfaktoren im Umgang mit anderen: Optimismus zu verbreiten, anderen Menschen Wertschätzung entgegenzubringen und sich aufrichtig für sie zu interessieren. Ja, genau diese positive Wahrnehmung sollten meine Kinder lernen.
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Seit vier Wochen schreiben wir nun an einem eigenen Werk: dem „Positiv-Buch“. Für jeden Tag gibt es zwei Seiten. Jeden Morgen am Frühstückstisch werden auf der linken Seite drei Dinge notiert, auf die sich die Mädchen heute freuen. Da darf alles rein, von „mit dem Hund spielen“ bis „gutes Mittag-essen auf dem Speiseplan der Mensa“. Und jeden Abend beim Zubettgehen werden auf der rechten Seite drei Dinge notiert, für die die Kinder heute wirklich dankbar sind.
Anfangs kamen die Punkte noch etwas zäh, heute sprudelt es oft nur so vor Begeisterung. Gleichzeitig gibt das Ritual Gelegenheit, am Abend noch ausführlicher von den Erlebnissen des Tages zu erzählen. Schon beim Frühstück herrscht inzwischen eine heitere Grundstimmung, die Kinder sind einfach viel fröhlicher geworden. Und sollten sie doch mal wieder in die Motzphase kommen, merken sie es selbst und können darüber lachen. Das Schönste aber ist: Die beiden Mädels sind langsam wieder willkommen. Ob auf Geburtstagsfeiern, bei Unternehmungen oder bei Klassen-Chats, sie gehören wieder ganz selbstverständlich dazu.
Die drei Regeln von Cavett Robert hängen inzwischen an unserer Küchenwand:
- Verbreite Optimismus!
- Bringe anderen Wertschätzung entgegen!
- Interessiere dich ehrlich und aufrichtig für den anderen!
Gilt das nicht im späteren Leben genauso wie auf dem Schulhof?