Herr du Mont, wollten Sie noch einmal Kinder, als Sie und Ihre Frau Mirja vor 13 Jahren heirateten?
Meine Frau ja, ich nicht. Doch ich habe bald gemerkt, wie sehr sich Mirja Kinder wünscht, und gab nach. Ich hatte kein Recht, ausgerechnet ihrem größten Herzenswunsch im Weg zu stehen.
Worin lagen Ihre Bedenken? War es Ihr fortgeschrittenes Alter?
Nein, ich hatte nur die eine große Angst, erneut den Verlust eines Kindes hinnehmen zu müssen. Mein Sohn Justin (heute 22, Anm. der Red.) aus einer früheren Ehe war ein Wunschkind, doch als er vier war, kam es zur Trennung, und er zog mit seiner Mutter nach Paris. Zwar konnte ich Justin regelmäßig besuchen; doch alles in allem empfand ich die Situation als unerträglich und leidvoll. So etwas wollte ich nicht noch einmal erleben. Umso glücklicher bin ich über meine Kinder heute.
Sie leben mit Frau, Tochter Tara, 14, und Sohn Fayn, 8, in Hamburg. Wie leicht ist es, als prominenter Schauspieler ein normales Familienleben zu führen?
Bei uns kein Problem. Meine Kinder wissen, was ihr Vater beruflich macht, Punkt. Ich nehme sie nicht zu Drehs mit, sie interessieren sich nicht für meine Filme, ich halte sie aus den Medien heraus, es gibt keine Familienfotos für die Öffentlichkeit. Dass ich in Restaurants angesprochen und um ein Autogramm gebeten werde, nehmen sie kaum wahr. Nur auf Begebenheiten wie neulich könnte ich gut verzichten: Da rief mir ein Typ auf der Straße im Beisein meiner Kinder zu: „Ach, Sie sind der Arsch aus dem Fernsehen, der die FDP unterstützt.“
Sie wirken diszipliniert, korrekt, höflich, mit guten Manieren. Höhere Schauspielkunst oder das Ergebnis einer guten Erziehung?
Meine Mutter hat meinen Bruder und mich sehr konservativ erzogen, auf gute Manieren hat sie sehr geachtet. Allerdings stieß sie bei mir auf keinen großen Widerstand, ich war kein aufsässiges Kind. Mein älterer Bruder hat eher zum Rebellieren geneigt. Schon als junger Mann habe ich gemerkt, dass man mit Höflichkeit und Charme im Leben weiter kommt als mit Rüpelhaftigkeit. Allerdings kamen von meiner Mutter auch Sprüche wie „Man isst, was auf den Teller kommt“. Fragen nach dem Warum wurden oft mit „weil ich es sage“ beantwortet. Das war natürlich Quatsch und hat im Umgang mit meinen Kindern nichts verloren. Grundsätzlich halte ich viel von den Tugenden und Werten meiner Elterngeneration und versuche, bei meinen Kindern mit gutem Beispiel voranzugehen.
Sind Sie ein strenger Vater?
Mir kommt ständig meine weiche Seite in die Quere, die mich schnell zum Nachgeben bringt. Wenn ich etwa meinen Sohn zur Strafe in sein Zimmer schicke, würde ich ihn am liebsten gleich wieder zurückholen und in die Arme nehmen. Meine Frau ist die Konsequentere von uns beiden. Sie regelt auch die Shopping-Angelegenheiten für meine Tochter und lässt sich nicht zu irgendwelchen teuren Designer-Käufen überreden. Ich ließe mich wahrscheinlich erweichen.
Gibt es Regeln im Hause du Mont?
Oh ja, aber leider muss ich zugeben, dass sie nicht immer eingehalten werden. Meine Tochter beispielsweise ist ungeheuer schlampig. Was von ihr im Haus rumliegt, wird auf die Treppe gelegt mit der Ansage, das in ihr Zimmer mit hoch zu nehmen. Doch sie rührt die Sachen oft wochenlang nicht an. Es ist mir ein Rätsel, wieso bestimmte Dinge einfach nicht so klappen wie geplant.
Auf dem Elternabend schauten sie mich an wie ein Auto. Sky Du Mont, Schauspieler
Inwieweit sind Sie in den Schulalltag mit eingebunden?
Ziemlich stark, aber ehrlich gestanden, ich könnte gut darauf verzichten. Doch was bleibt Eltern heutzutage anderes übrig, als mit den Kindern zu lernen und bei den Hausaufgaben zu helfen? Ich frage mich, wie Alleinerziehende das machen, sich neben ihren anderen Belastungen auch noch um den Schulkram ihrer Kinder zu kümmern. Vokabeln abfragen langweilt mich. Ich sitze ratlos vor den Chemieaufgaben meiner Tochter und kapiere nicht alles, obwohl ich immer gut in Mathe und Naturwissenschaften war.
Engagieren Sie sich in der Schule Ihrer Kinder?
Man schlägt mich immer wieder für bestimmte Ämter vor, doch das konnte ich bisher mit Erfolg abwenden. Zu den Elternabenden gehe ich mit und mische mich auch ein. Die Klassenlehrerin meiner Tochter beispielsweise hatte angeregt, dass die Mädchen ihrer 6a auch bei großer Sommerhitze keine allzu kurzen Shorts tragen sollten. Ich habe angemerkt, es würde keinen Sinn machen, diese Kleiderordnung nur für eine Klasse zu verhängen, die gesamte Schule müsse schon an einem Strang ziehen. Schweigen. Lehrerin und Eltern haben mich angeschaut wie ein Auto . . .
Mit Schuluniform wäre das nicht passiert . . .
. . . weshalb ich absolut für die Einführung von Schuluniformen bin. Die sehen mittlerweile chic aus und verhindern dieses Schaulaufen der teuren Kleiderlabels. Mein Sohn Justin ist in England zur Schule gegangen. Zu seinem Schulsakko konnte er Jeans tragen, das sah richtig klasse aus.
VITA
SKY DU MONT, 66, gehört zu den etabliertesten deutschen Theater- und Filmschauspielern. Oft in der Rolle des schönen, smarten Bösewichts zu sehen, konnte er in „Otto – Der Film“ und im „Schuh des Manitu“ sein komödiantisches Talent unter Beweis stellen. Im Hollywood-Streifen „Eyes Wide Shut“ spielte er neben Nicole Kidman. Nach drei gescheiterten Ehen fand er mit Mirja, 39, das große Glück, mit ihr hat er die Kinder Tara, 14, und Fayn, 8. Sein turbulentes Familienleben inspirierte den vielseitigen Künstler zu seinen Romanen „Unsere tägliche Krise gib uns heute“ und „Full House“, mit denen er regelmäßig auf Lesung ist. Die Familie lebt in Hamburg.
Sie entstammen der Verleger-Dynastie Neven DuMont, Sie sind erfolgreicher Buchautor und einer der begehrtesten Vorleser in unserem Land. Ist bei Ihren Kindern der Lese-Funke übergesprungen?
Nur bedingt. Ich habe meinen Kindern immer viel vorgelesen, bis sie schließlich das Interesse daran verloren haben. Beide Kinder lesen lieber selbst, aber richtige Leseratten sind nicht aus ihnen geworden. Auch bei meinem Bemühen, die Kinder für klassische Musik zu begeistern, stoße ich an meine Grenzen. Wahrscheinlich sollte ich meine Erwartungen tieferschrauben, und, wer weiß, vielleicht geht die Saat später mal auf.
Sind Sie oft von Ihrer Familie getrennt?
Ich habe das Glück, mit Produzenten zu arbeiten, die meine Drehtage so bündeln, dass ich nicht ständig zwischen Set und Zuhause pendeln muss. Ich drehe zwei Filme pro Jahr, bei Lesungen bin ich abends wieder daheim. Diesen Sommer hatte meine Frau beruflich in Südafrika zu tun, und ich war mit den Kindern vier Wochen allein. Anstrengend, intensiv, aber einfach wunderbar.
Würden Sie es begrüßen, wenn Ihre Kinder den Schauspielerberuf ergriffen?
Ich wäre dagegen, würde es aber nicht mit aller Macht zu verhindern versuchen. Ich weiß, wie schwer es ist, als Schauspieler sein Leben lang finanziell über die Runden zu kommen. Ich wünsche meinen Kindern einen Beruf, den sie lieben, dem sie mit Leidenschaft nachgehen und der ihnen ein komfortables Leben ermöglicht.